Die Landkarte der Liebe
würde. Das war kein gewöhnlicher One-Night-Stand gewesen. Wenn er sie angesehen hatte, hatte er in ihr Innerstes gesehen. Sie war daraufhin allein an den Strand gegangen, zum Joggen, aber eigentlich hatte sie gehofft, ihn wiederzusehen. Vergeblich. Und dann waren sie abgereist.
Ein zweites Mal würde sie ihn nicht verlieren.
Sie blieb stehen.
Er sah sie an, ihr Herz raste. »Damals, in Maui«, begann sie. »Ich hatte das Gefühl ⦠da war eine Verbindung oder so was zwischen uns.«
Er senkte den Blick. »Mia â«
Ein kalter Schauer kroch über sie. Sie hatte Angst, dass er etwas sagen würde, was sie nicht hören wollte. Doch ehe er dazu kam, trat sie vor und küsste ihn.
»Nein«, flüsterte er an ihren Lippen, »das willst du nicht.«
Doch als ihre Fingerspitzen seine Haut berührten, sagte ihr jede Faser in ihrem Körper etwas anderes.
Kapitel 13
Katie
Westaustralien, Juni
Ed saà am Steuer und streckte den Ellbogen aus dem Fenster. Sein Unterarm rötete sich in der Nachmittagssonne. Die Weingärten von Margaret River zogen mit ihrem üppigen Grün vorüber, eine erdige Brise wehte ins Auto und wirbelte Katie das Haar durchÂeinander.
»Eines der Weingüter hier«, sagte Ed und griff nach einer ÂBroschüre, die neben dem Schaltknüppel lag, »bietet Führungen an. Von der Rebe in die Flasche. Das steht hier irgendwo.« Er gab ihr die Broschüre. »Da wir so viel von dem Zeug trinken, wäre es doch interessant, mal zu sehen, wie es produziert wird. Was meinst du? Und zum Schluss gibt es noch eine Weinprobe«, fügte er hoffnungsvoll hinzu. »Soll ich uns anmelden?«
Katie dachte, dass sie nicht nach Margaret River gekommen war, um ein Weingut zu besichtigen. Doch sie sagte: »Ja, mach das.« Ed blieb nur noch drei Tage, und sie war fest entschlossen, diese Zeit mit ihm zu genieÃen.
»Ich hab mich auch schon mal mit dem Wein für unsere Hochzeit beschäftigt. Der Sommelier des Highdown Manor hat als WeiÃen einen Pinot Grigio vorgeschlagen. Ich glaube, es war ein kalifornischer. Ich hatte mir nach deiner Abreise eine Flasche bestellt, und ich muss sagen, er war besser als erwartet. Und einen schweren Kopf hatte ich auch nicht.«
»Perfekt«, erwiderte Katie und sah zum StraÃenrand. Ein totes Känguru mit aufgeschlitztem Bauch lag dort, ein Fliegenschwarm umschwirrte die leblosen, schwarzen Augen.
»Ach, das hab ich ganz vergessen: Jess sagt, dass das Brautjungfernkleid gekommen ist. Muss nichts geändert werden. Und sie hat angeboten, sich um die Schuhe zu kümmern, falls bei dir die Zeit zu knapp wird.«
»Ich wollte zwei Brautjungfern haben.«
Ed sah Katie an. Sie hatte nicht gemerkt, dass sie ihren Gedanken laut geäuÃert hatte.
»Du hältst doch an unseren Hochzeitsplänen fest?«
Als Ed abrupt in einen anderen Tonfall umschaltete, standen ihre Gedanken erst einmal still. »Natürlich.«
»Aber?«
Sie rollte die Broschüre zusammen und strich sie wieder glatt. »Es fällt mir nur unheimlich schwer, mir das alles ohne Mia vorzustellen.« Sie hatte sich ausgemalt, wie sie sich gemeinsam zurechtmachen würden und dass Mia sie wegen ihres ausgefeilten Terminplans necken würde, in dem exakte Zeitfenster für Frühstück, Maniküre, Frisur und Make-up vorgesehen waren. An diesem Tag hätten sie alle Verstimmungen vergessen, Champagner aus hohen Gläsern getrunken und auf ihre Mutter angestoÃen. Mia hätte ihr geholfen, in das Hochzeitskleid zu schlüpfen, ihr gesagt, wie schön es sei, und dann die dreiÃig weiÃen Knöpfchen verflucht, die sie mühsam schlieÃen musste.
»Das weià ich, Schatz. Und ich hab lange darüber nachgedacht, ob wir die Hochzeit nicht verschieben sollten. Aber selbst, wenn wir sie verschieben würden â sagen wir, um ein Jahr â, macht das einen Unterschied? Mia wäre trotzdem nicht dabei. Ich bin zu dem Entschluss gelangt, dass wir wie geplant vorgehen sollten, denn so haben wir etwas Schönes, auf das wir uns konzentrieren können. Das Leben muss weitergehen, meinst du nicht? Unsere Hochzeit könnte ein erster Schritt in diese Richtung sein.«
Doch genau da lag das Problem: Katie wollte noch nicht, dass das Leben weiterging. Nicht ohne Mia.
Ed bog in eine Tankstelle ein. »Wir fahren mit dem letzten Tropfen.« Er schaltete
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