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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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konnte sie den Gast nicht hören. Schließlich wies er einfach auf den Zapfhahn und hielt vier Finger in die Höhe.
    Ach, Mia, war es in deiner schäbigen Kellerbar genauso laut? Musstest du dich auch so weit vorbeugen, um Ed zu verstehen? Hat er deinen Jasminduft und den Alkohol gerochen? Oder hast du ihm einen deiner verächtlichen Blicke zugeworfen, die ihn immer so rasend gemacht haben, nur diesmal die Lippen zu einem auffordernden Lächeln verzogen, einem provozierenden: »Na – und?«
    Und dann trugst du auch noch mein Kleid. Du hast nicht einmal gefragt. Es war dir zu kurz. Ich fand immer, auch wenn ich dir das nie gesagt hab, dass es billig aussah. Vielleicht hat Ed das ja gefallen. Seine Freunde, diese Anzugträger, waren sicher schwer beeindruckt von einer Kellnerin, die den Schnaps wie ein richtiger Kerl kippen und wie ein leichtes Mädchen tanzen kann.
    Ich will dir zugestehen, dass du betrunken warst – schlimmer noch als ich jetzt? –, aber erzähl mir nicht, dass du nicht genau gewusst hast, was du tust. Ich seh es regelrecht vor mir, wie er dir die dünnen Träger von den Schultern streift, die Träger meines Kleids! Hat er den ersten Kuss gewagt, oder war das zu intim für dich? Hast du überhaupt an mich gedacht, nur eine einzige Sekunde? Deine Schwester! Ihr Verlobter! Hast du dich überhaupt gefragt, auch nur ein Mal, was das mit mir machen würde?
    Von hinten schob die Menge nach, Katie wurde an schwitzende Leiber gepresst. So nah mussten sich auch Ed und Mia gekommen sein, sein Mund an ihrem Hals, ihrem gepiercten Bauchnabel, an den Innenseiten ihrer Schenkel. Hatten ihm ihre langen Beine und ihr flacher Bauch besser gefallen? Fand er Mia attraktiver? Oder wollte er nur einmal einen Geschmack von ihrer Wildheit bekommen – einmal an etwas anderem naschen?
    Wie war das, aufzuwachsen, wenn man so wie du ist, Mia? Ohne Grenzen, ohne Einschränkungen, ohne Erwartungen, die auf einem lasten? Du hast irgend­wann einmal gesagt, ich wäre von uns Schwestern die mit dem sonnigen Haar und dem son­nigen Naturell, die mit ihren Freundinnen Gänseblümchenketten macht. Du hast dich als die Dunkelhaarige mit dem dunklen Gemüt, die allein am Strand umherstreift, stilisiert. Aber ich hab uns so nie gesehen. Ich hab in dir die Freiheit und das offene Meer gesehen und wäre so gern wie du gewesen!
    Unbeholfen öffnete Katie die oberen Knöpfe ihres Kleids und schob sich den Büstenhalter zurecht, damit ihre Brüste voller wirkten. Sie strich sich das Haar hinter die Ohren und befeuchtete sich die Lippen.
    Ein Mann zwinkerte ihr zu. Seine gebräunten, muskulösen Arme ragten aus einem T-Shirt, das an den Schultern abgeschnitten war. Katie lächelte und sah durch die Wimpern zu ihm auf. Als jemand vor ihm die Bar verließ, machte er Katie ein Zeichen. Sie schlüpfte in die Lücke. Als sich die Menge wieder schloss, spürte sie seine Hitze an ihrem Rücken.
    Â»Wie heißt’n du?«, fragte er mit heißem Atem in ihr Ohr.
    Â»Mia«, sagte Katie und spürte, dass etwas Fremdes in ihr aufbrach.
    Â»Du bist verdammt heiß, Mia.«
    Â»Dann solltest du vielleicht nachher rüberkommen.«
    Sie bestellte vier Doppelte und trug sie auf einem silbernen, klebrigen Tablett zurück. Sie tranken in einem Zug und knallten die Gläser auf den Tisch. Dann stürmten sie auf die überfüllte Tanzfläche. Es roch nach Schweiß und Bier. Katie wiegte sich in den Hüften, sie ließ sich vom Alkohol und dem Rhythmus der Musik treiben. Die anderen Mädchen lachten und scherzten beim Tanzen, aber Katie war innerlich weit weg. Das Stimmengewirr wurde undeutlich, schwitzende Leiber wirbelten um sie herum. Katie räkelte sich und blieb auch dann noch auf der Tanzfläche, als sich die anderen schon wieder setzten.
    Immer wieder drehten sich die Gäste zu ihr um und sahen zu, wie sie sich mit geschlossenen Augen sinnlich wand, die Hände in der Luft. Hast du so in jener Nacht getanzt? War es das, was Ed gewollt hat? Sie tanzte wilder, es kümmerte sie nicht, was die anderen von ihr dachten, und erst recht nicht, dass sie betrunken war.
    Dann kam der Mann mit dem ärmellosen T-Shirt zu ihr und legte ihr die kräftigen Hände an die Taille. »Hallo, Mia.«
    Sie lachte, als sie den Namen hörte, und warf den Kopf in den Nacken. Über ihr drehte sich eine Discokugel,

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