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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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bei ihrem Theater erwischt und gesagt: »Soll ich beim nächsten Mal über ein Thema sprechen, das dir eher liegt? Vielleicht über Kellnerjobs und Schulden?« Mia hatte ihm den Mittelfinger gezeigt und war aus dem Zimmer gestürmt.
    Ed erzählte weiter. »Als sie zu uns gekommen ist, waren wir alle schon hackedicht. Sie wollte unbedingt mit uns gleichziehen, und Freddie, wie du dir vorstellen kannst, hat sie auch noch angestachelt. Wir hatten alle viel zu viel getrunken. Als die Bar zugemacht hat, hab ich Mia angeboten, ihr ein Taxi zu rufen, denn du hast dir doch immer Sorgen gemacht, wenn sie nachts allein unterwegs war. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was dann genau passiert ist, aber statt zum Taxi, sind wir irgendwie …« Er räusperte sich. »Es war dumm, und vor allem weder geplant noch gewollt. Ich schäme mich zutiefst.«
    Aus ihrem Berufsleben wusste Katie um die Macht der Pause. Sie ließ Eds Äußerung im Raum stehen, hüllte sich in Schweigen und beobachtete, wie er die Beine durchstreckte, sich aufrichtete und beide Hände in die Taschen schob.
    Â»Das ist insofern interessant«, begann sie schließlich, »weil sich das Ganze in Mias Eintrag etwas anders darstellt. Du hattest es offenbar so eilig, die Seiten herauszureißen, dass du gar nicht mehr zum Lesen gekommen bist. Aber ich will dein Gedächtnis gern auffrischen.«
    Eine tiefe Röte kroch Ed über den Hals bis zu seinen Wangen.
    Â»Bei Mia steht, dass du an dem Abend von Anfang an mit ihr geflirtet und ihr die Drinks regelrecht aufgedrängt hast. Und als ihr gegangen seid, um ein Taxi zu rufen« – Katie suchte die Stelle in den losen Seiten – »genau, hier heißt es: Ed hatte mir die Hand auf den Po gelegt und mir zugeraunt: ›Du siehst in diesem Kleid so sexy aus. Aber sag mir: Was hast du darunter an?‹ Ich habe mit den Schultern gezuckt und erwidert: › Sieh doch nach.‹ Und das hat er getan. «
    Katie ließ die Seite sinken und schaute Ed an. Er hatte die Hände im Nacken verschränkt.
    Â»Ein tolles Bild, das muss ich sagen. Eine wahrhaft bleibende Erinnerung.«
    Â»Wichtig sind doch bloß die Fakten: Ich habe dein Vertrauen missbraucht. Dass ich betrunken war, ist keine Entschuldigung. Es ist unglücklicherweise geschehen, und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um das wiedergutzumachen.«
    Katie sah auf ihre Hände, auf die zerknitterten Seiten. Sie spürte, dass ihr Pokerface bröckelte. Er war doch ihr Verlobter! Und sie liebte ihn! Er war alles, was ihr geblieben war, nachdem sie ihre Mutter und auch noch Mia verloren hatte. Eine Träne kullerte über die Wange.
    Â»Schatz«, sagte Ed und ging auf sie zu, »bitte, nicht weinen.«
    Draußen auf dem Flur waren Schritte und ein Rollkoffer zu hören, dann ein Schlüssel, der in eine Tür gesteckt wurde: Wie gern wäre Katie dieser Gast gewesen und in ein anderes Zimmer, in ein anderes Leben geflohen.
    Ed setzte sich neben sie auf die Matratze, durch sein Gewicht kippte Katie auf die Seite in seine Richtung. Er hütete sich davor, sie anzufassen, sagte aber mit sanfter Stimme: »Ich liebe dich mehr als alles andere. Wir haben so viel Schönes miteinander erlebt, und ich bin nicht bereit, unsere gemeinsame Zukunft wegen eines entsetzlichen Fehlers wegzuwerfen. Meine Eltern lieben dich doch auch. Wenn ich das hier vermassele, werde ich bestimmt enterbt. Du weißt, wie sehr ich dich liebe – ich bin um die halbe Welt geflogen, um bei dir zu sein –, und darum bitte ich dich, Katie, vergib mir.«
    Die Tränen strömten über ihre Wangen. Konnte sie ihm das vergeben? Es war sehr viel verlangt. Er hatte recht, sie hatten viel Schönes erlebt, aber eine Beziehung war doch keine Gleichung, bei der die guten und die schlechten Erfahrungen gegeneinander aufgerechnet wurden. Bei einer Beziehung ging es um Vertrauen und Aufrichtigkeit. Aber vielleicht auch um Vergebung und Verständnis.
    Â»Ich hol dir ein paar Taschentücher«, sagte Ed und ging ins Badezimmer.
    Als sie ihm nachschaute, stand ihr mit einem Mal ein Bild vor Augen: Mia auf dem schwarz-weiß gekachelten Badezimmer­boden wie eine umgestürzte Schachfigur. Und sie trug ein grünes Kleid – Katies Kleid –, das an der Taille verdreht war. Als Mia Katie bemerkt hatte, hatte sie weggeschaut. Sie hatte ihr nicht in die

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