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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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Land zu fliegen und es gemeinsam zu bereisen?
    Â»Kommst du?«
    Â»Keine Ahnung«, gab sie ehrlich zu.
    Â»Ich hab Mist gebaut, das weiß ich. Aber lass mich jetzt nicht allein. Wir müssen irgendwie damit klarkommen. Du wolltest doch unbedingt nach Neuseeland, dann lass uns zusammen nach Neuseeland fahren. Wir müssen das gemeinsam tun.«
    Mia dröhnte der Schädel. Sie brauchte Wasser. Schatten. Zeit zum Nachdenken.
    Â»Ich warte am Flughafen. Mit den Tickets. Zwei Uhr«, rief er ihr nach, aber Mia reagierte nicht.
    Sie ging zurück in den Schlafsaal, holte ihren Rucksack und verließ das Hostel, ohne zu wissen, wohin sie wollte.
    Finn wartete, die Hände in den Taschen, den Rucksack an die Beine gelehnt. Menschen schoben sich um ihn herum, mit Gepäckwagen, Kindern an den Händen, und studierten die Anzeigetafeln. Er hatte sich in der Nähe des Haupteingangs postiert, bei der großen Drehtür. Von dort aus hatte er den besten Überblick. Er widerstand der Versuchung, schon wieder auf die Uhr zu sehen. Vor fünf Minuten war der letzte Aufruf für ihren Flug gekommen.
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Nun komm doch«, murmelte er.
    Es war ein großer Fehler , hatte sie gesagt. Als ob er das nicht selbst wüsste! Er hatte es in dem Moment gewusst, als er allein auf den Felsen wach geworden war. Er hatte die Flasche scheppern hören, die Augen aber nicht geöffnet. Er hatte so getan, als ob er schlafen würde, damit Mia weglaufen konnte. Er kannte sie so gut, besser, als sie sich selbst kannte, und er wusste, dass sie floh, wenn ihr das Leben zu nahe kam. Er hätte es gar nicht so weit kommen lassen dürfen. Er hatte sich dem Irrtum hingegeben, dass sie ihn so sehr wollte wie er sie. Und auch dem Irrtum, ihr das von Noah nicht sagen zu müssen. Nun war sie wütend und verstört, und er konnte nur noch warten.
    In dem Augenblick trat Mia durch einen Nebeneingang, den Rucksack auf dem Rücken, die Haare hochgesteckt.
    Sie sah sich um, sie suchte ihn. Sie wirkte verloren in der gewaltigen Eingangshalle. Er nahm seinen Rucksack und winkte ihr zu. Wenn sie sich sehr beeilten, erreichten sie das Flugzeug noch.
    Sie hatte ihn noch nicht entdeckt. Sie ging in die falsche Richtung zu einem Check-in-Schalter. »Mia!« Sie hörte ihn nicht.
    Er sah auf die Uhr. Vier Minuten. Sie hatten nur noch vier Minuten.
    Er rannte los, wich anderen Passagieren aus, sagte ständig »Verzeihung«, quetschte sich durch eine Reisegruppe hindurch, und dann sah er, dass Mia ihren Rucksack auf das Gepäckband stellte. Das ergab doch keinen Sinn: Erstens hatte er die Tickets, und zweitens war das nicht der Schalter für Neuseelandflüge.
    Dann schaute er auf die Anzeigetafel: Flug JQ110. Perth nach Denpasar Bali.
    Da begriff er. Mia war auf dem Weg nach Bali, zu Noah.
    Sie verließ ihn.
    Fassungslos schaute er zu, wie sie ihre Bordkarte entgegennahm und zur Sicherheitskontrolle ging. Alle Geräusche verstärkten sich: Er hörte das Rattern der Rollkoffer, das Quietschen von Turnschuhen, das Knistern und Dröhnen einer Durchsage, das ferne Hupen eines Flughafenfahrzeugs. Dann sah er, wie sie ihren Ausweis einem Beamten reichte, der ihn anschaute, nickte und sie dann passieren ließ.
    Â»Mia!« Er winkte.
    Sie fuhr herum.
    Eine Haarsträhne hatte sich gelöst und war ihr ins Gesicht gefallen. Sie trug noch immer das grüne Sommerkleid, in dem sie ihn vor wenigen Stunden geliebt hatte. Ob es noch immer nach Jasmin roch?
    Als sie ihn sah, hob sie eine Hand an ihr Herz und legte sie dann auf den Armreifen.
    Sie lächelte. Es war ein schmerzliches, trauriges Lächeln, das nicht bis zu den Augen reichte, ihm aber sagte, dass sie die Dimension ihrer Entscheidung verstand. Dann drehte sich Mia von ihm weg und ging.
    Dieser Moment sollte ihn verfolgen, auch Jahre später noch, und er würde sich immer schuldig fühlen, weil er sie hatte gehen lassen. An jenem Tag aber stand er in dem hektischen Flughafen und glaubte, dieser Moment wäre der schmerzlichste in seinem Leben – wie hätte er auch ahnen können, was noch kommen sollte.

Kapitel 19
Katie
Bali, Juli
    Es roch nach Nelkenzigaretten, Bratfisch und Mopedabgasen. Auf den Bürgersteigen drängten sich Touristen, die Balinesen begegneten ihnen mit einem gewinnenden Lächeln. Katie bahnte sich einen Weg durch die Menge, der Rucksack hing schwer an ihren

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