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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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und Weise, wie er sie verlassen hatte, schmerzte – Mia, er ist einfach abgehauen  –, hoffte sie, dass er sich freuen würde.
    Sie hatte sich große Mühe gegeben, Finn aus ihren Gedanken zu verbannen, doch nun drängte sich sein Bild in ihren Kopf: er allein am Flughafen. Sie hatte ihn ihren Namen rufen hören, sich umgedreht, und da hatte er gestanden, die Hand zu einem Winken halb erhoben. Ihr war bewusst gewesen, dass sie etwas hätte sagen oder wenigstens versuchen müssen, ihm alles zu erklären. Doch ihre Gefühle hatten sich so fest verknotet, dass ihr kein Wort über die Lippen gekommen war. Und so hatte sie Finn nur traurig angelächelt. In ihren Augen hatten Tränen gebrannt. Im Laufe ihrer Freundschaft hatten sie sich auf so viele Arten ange­lächelt – als Ausdruck von Freude oder Einverständnis, zur Aufmunterung, vor Erleichterung –, und sie wusste, Finn würde auch dieses Lächeln richtig deuten: als Entschuldigung für das, was sie tun würde.
    Finn waren seine Gesichtszüge entgleist. Mia hatte sich zwingen müssen, sich abzuwenden und weiterzugehen. Wenn sie noch einmal zurückgeschaut hätte, nur für einen Augenblick, hätte sie ihn niemals stehen lassen können.
    Sie holte tief Luft und erklomm die letzten Stufen, bis an den Rand einer schmalen Dachterrasse. Es roch nach Kokosöl und Mari­huana. Eine wackelige, alte Stereoanlage stand auf einer umgedrehten Kiste. Bob Marley plärrte in die Nacht. Alles drängte sich um einen niedrigen Tisch voller Bierflaschen, Spielkarten und Nachtlichtern. Ein Aschenbecher quoll über. Am Metallgeländer lehnten Surfbretter, weiter in der Ferne sah man nächtliche Straßen voller Autos. Mia spürte, dass hinter ihr das dunkle, wachsame Meer lag.
    Ein Typ mit dünnen Dreadlocks sagte: »Die schlagen immer härter zu. Dieser Typ aus Neuseeland hat drei Monate gekriegt, nur wegen Gras, kein Scheiß.«
    Ihm gegenüber lachte ein Mädchen in einem nabelfreien Oberteil über einen Scherz. Mia sah, dass es Zani war.
    Dann sagte jemand: »Na, wen haben wir denn da?« Jez lehnte am Geländer, die Füße überkreuzt, eine Bierflasche lässig am Hals gepackt. »Suchst du deinen Mr Lover?« Er trat vor und machte damit alle auf Mia aufmerksam.
    Die Röte kroch ihr heiß den Hals hinauf. Mia zwang sich, Jez in die Augen zu sehen. »Ist Noah hier?«
    Jez schaute sich auf der Terrasse um. »Ich seh ihn nicht.«
    Die Röte wanderte weiter in die Wangen. Mia hoffte, dass man das Glühen in der Dunkelheit nicht sehen konnte. » Wohnt er hier?«
    Â»Weißt du, was? Ich bringe dich zu seinem Zimmer«, sagte Jez. Er kam auf Mia zu. Als er vor ihr stand, sahen sie sich an. Er hatte die gleichen dunklen Augen wie Noah. Mia war entwaffnet. Sie versuchte, den Ausdruck in Jez’ Blick zu deuten – Feindseligkeit? Ärger? –, doch da war Jez schon hinter ihr.
    Sie zögerte, ob sie mit ihm gehen sollte, doch die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Noah siegte über alle Bedenken.
    Jez stampfte die Treppe hinunter und fuhr mit der Bierflasche über das Geländer. Auf der untersten Stufe blieb er stehen und drehte sich zu Mia um. Es war dunkel und eng, sie konnte nicht an ihm vorbeikommen.
    Â»Sag mir, Mia« – er dehnte ihren Namen, als ob er ihn lieb­kosen wollte – »warum bist du hier?«
    Â»Wegen Noah.«
    Er trank einen Schluck Bier. »Hast du dich in ihn verliebt oder wie?«
    Â»Das geht dich nichts an.« Um sie herum wurde es still. Die Musik auf der Terrasse war verstummt.
    Â»Ich werd dir jetzt mal einen Rat geben, weil ich dich nämlich mag.« Er beugte sich nahe an ihr Ohr, sein Atem roch nach Bier. »Hau bloß ab.«
    Â»Würde ich ja, wenn du mir nicht im Weg stehen würdest.«
    Er lachte.
    Vom Dach her war ein neuer Song zu hören, der in der Nacht verklang.
    Â»Wenn du’s nicht tust, tut er’s. Vielleicht nicht gleich, vielleicht nicht mal in den nächsten Monaten, aber eines Tages schon. Im Weglaufen ist er nämlich gut.«
    Ja. Ich weiß.
    Jez öffnete die Tür zum Korridor, und plötzlich standen sie in hellem Licht. Das Gespräch war beendet. Mia versuchte, sich Noah und Jez als Kinder vorzustellen, die am Strand Fußball spielten oder Steine über die Wellen hüpfen ließen. War je ein Ball in ein Gesicht

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