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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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haben durch den Tourismus schnelles Geld gemacht. Aber klar, viele leiden unter den Veränderungen. Es ist eine wunderschöne Insel, aber die Bauprojekte haben viel zerstört.«
    Â»Wie lange wirst du diesmal bleiben?«
    Â»Ich weiß noch nicht. Das hängt von vielem ab.« Er ging nicht näher darauf ein und fragte nur: »Was ist mit dir? Hast du schon Pläne?«
    Â»Eigentlich müsste ich gerade in Neuseeland sein.« Ob Finn den Flug noch bekommen hatte? »Wir hatten vor, dort ein paar Monate zu arbeiten und ein bisschen Geld zu verdienen. Aber im Moment sind die Dinge zwischen uns wohl eher ungeklärt.«
    Noah holte Luft, als ob er etwas sagen wollte. Dann verließ der Atem seine Lungen, doch ihm folgten keine Worte.
    Er legte seine Hand auf Mias. Sie führte sie an die Lippen und küsste die Unterseite seines Handgelenks, am Ansatz der Täto­wierung. Sie fragte sich, was die Nummern unter der Welle wohl bedeuteten. Dann begriff sie, dass es ein Datum war. Sie strich mit dem Finger darüber. »Wofür stehen die Zahlen?«
    Â»Es ist ein Jahrestag.« Er zog die Hand zurück und setzte sich auf. Mia musste sich ebenfalls aufrichten. »Der Tag, an dem mein Bruder gestorben ist.«
    Â»Du hattest noch einen Bruder?«
    Â»Johnny.«
    Â»Wie alt war er?«
    Â»Zweiundzwanzig.«
    Dem Datum nach war er vor elf Monaten gestorben.
    Noah erhob sich vom Bett und schlüpfte in eine ausgeblichene Shorts.
    Als er sich wieder zu Mia drehte, hatten sich seine Gesichtszüge verhärtet und sein Kiefer angespannt. »Noah? Alles in Ordnung?«
    Er verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Klar.«
    Aber seine Beteuerung beunruhigte sie nur noch mehr, denn dieses Verhalten kannte Mia. Von sich selbst.
    Â»Hast du hier ein Zimmer?«
    Â»Ja.«
    Â»Dann solltest du jetzt besser gehen. Es ist ziemlich spät.«
    Sie hatte schon auf diesen Satz gewartet: Mia hatte keine einzige Nacht gemeinsam mit Noah verbracht, aber auch dies war nicht der richtige Moment, ihn nach dem Grund zu fragen.
    Sie zog sich rasch ihre Kleider über und ging zur Tür. Noah folgte mit dem Zimmerschlüssel. »Gehst du noch mal raus?«
    Â»Ich brauch frische Luft.«
    Seine Augen waren erloschen. Mia nahm an, dass ihn das Gespräch über seinen Bruder so verstört hatte. Sie blieb zögernd stehen und suchte nach einem tröstenden Wort.
    Noah schloss die Tür ab und steckte den Schlüssel in seine Hosentasche.
    Mia fielen die richtigen Worte nicht ein.
    Â»Nacht«, sagte Noah.
    Sie sah ihm nach. Die schwarze Welle auf seinem Arm bewegte sich, Jez’ Worte klangen ihr im Ohr. Im Weglaufen ist er nämlich gut.

Kapitel 21
Katie
Bali, August
    Â»Haben Sie eine Nachricht für mich?«, fragte Katie und legte die Hände auf das polierte Holz.
    Â»Ja«, erwiderte Ketut, der Rezeptionist des Khama Heights Hotels. »Eine Nachricht habe ich.«
    Bitte , dachte Katie, als er den Zettel aus dem Fach nahm, sag mir, dass die Polizei meinen Rucksack gefunden hat.
    Â»Von der Botschaft. Ihr Ersatzausweis wird Ihnen Ende dieser Woche zugestellt.«
    Â»Oh. Keine weiteren Nachrichten?«
    Â»Das ist alles, Miss Katie. Tut mir leid. Vielleicht wird Ihr Gepäck ja morgen gefunden.«
    Ihre Hände glitten vom Tresen, ein schwacher, feuchter Abdruck blieb zurück. »Wie lang bin ich jetzt hier, Ketut?«
    Â»Zwölf Tage«, erwiderte er, ohne nachzusehen.
    Also war es vor zwölf Nächten gewesen, dass der Rucksack gestohlen worden war. Glücklicherweise hatte sie an dem Abend ihr Portemonnaie bei sich gehabt und sich ein Taxi leisten können, um zu einem »sicheren Hotel« zu fahren. Dann war sie ohne Gepäck in die elegante Lobby des Khama Heights Hotels gestolpert. Es war Ketut, der mit sorgfältig geöltem Haar, in einem steifen, weinroten Blazer hinter der Rezeption gestanden, sie herzlich angelächelt und gefragt hatte, wie er ihr helfen könne. Er hatte für sie bei der Polizei und der Britischen Botschaft angerufen, während sie an ihrem Kleid herumgezupft und den Saum losgerissen hatte.
    Sie war seither drei Mal bei der Polizei gewesen, hatte in einem brütend heißen Raum gewartet, in dem es nach Metall und Desinfektionsmittel roch, und dem kehligen Singsang der Beamten gelauscht, die hinter einer hohen, hölzernen Barriere balinesisch sprachen. Jedes Mal war es dasselbe: Wenn es etwas

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