Die Landkarte der Liebe
getreten, ein Stein in Wut erhoben worden? Sie verstand die Beziehung zwischen diesen Brüdern nicht. Es schien, als ob sie beide nicht mit dem anderen unterwegs sein wollten, und doch band sie irgendetwas aneinander.
Nach hinten gewandt, sagte Jez: »Ich vermute mal, er weià nicht, dass du kommst?«
»Nein.«
»Ist ein weiter Rückweg, falls dir die Ãberraschung nicht gelingt.«
»Wird sie«, sagte Mia, überzeugter, als sie war.
»Du wirst es gleich erfahren.« Er blieb stehen und klopfte laut an eine Tür. »Zimmerservice!«
Im Gehen flüsterte er ihr zu: »Ich habe dich gewarnt, Mia.«
Mia hatte ganz vergessen, wie seine Nähe auf sie wirkte. Er war gröÃer, als sie ihn in Erinnerung hatte, und nahm fast den ganzen Türrahmen ein. Er trug ein weiÃes T-Shirt, das am Kragen fransig war und sein Gesicht nur noch dunkler wirken lieÃ. Mia hätte am liebsten ihre Lippen auf seinen Hals gedrückt und seine Haut gekostet.
»Mia?« Er legte sich eine Hand ans Kinn, die dunkle Tätowierung an seinem Unterarm schaute ihr entgegen. »Was machst du denn hier?«
»Ich war auf Bali und dachte, ich schau mal vorbei.« Sie lächelte gelassen, doch ihr Magen flatterte nervös.
»Wo ist Finn?«
Mia verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein. »Ich bin allein.«
Sein Adamsapfel wanderte auf und ab, als Noah die Dimension ihres Verhaltens erfasste: Sie war seinetwegen hier.
Er trat zur Seite und lieà sie herein, doch er berührte sie nicht. Mia spürte die Hitze seines Körpers, als sie an ihm vorüberging.
Eine kleine Lampe erleuchtete das Zimmer, an der Decke drehte sich ein Ventilator und wirbelte die warme Luft herum. Ãberall entdeckte Mia Vertrautes: Am Bettende lag seine schlaffe, grüne Tasche, über der Vorhangstange trocknete ein Paar seiner dunklen Surfshorts, in einer Ecke lehnte sein Surfbrett. Auf dem Bett zeichnete sich ab, wo Noah gelegen hatte, auf dem Kissen wartete ein aufgeschlagenes Buch. Mia neigte den Kopf zur Seite, um den Titel lesen zu können: Der alte Mann und das Meer .
Das Bett war die einzige Sitzgelegenheit, und so ging Mia zum Fenster und sah durch ihr Spiegelbild hindurch auf die dunkle Gasse. Hinter ihr klickte die Tür, dann gab es ein dumpfes Geräusch, als sich Noah daran anlehnte.
Seine Stimme war leise. »Das ist ein Fehler.«
Mia fuhr herum. »Sag das nicht.«
»Finn ist klüger. Darum ist er auch nicht mitgekommen, oder?«
Ein harter Kloà stieg ihr in die Kehle. Bloà nicht an das denken, was sie hinter sich gelassen hatte. Sie musste sich auf das konzentrieren, was sie hierhergeführt hatte. Sie hob das Kinn. »Du hast mir gemailt, Noah.«
»Hätte ich besser nicht tun sollen.«
»Dann findest du es also okay, einfach eines Morgens zu verschwinden, ohne dich von dem Mädchen zu verabschieden, das du zwei Monate lang fast jede Nacht geliebt hast?«
»Wir hatten SpaÃ. Wir hatten Sex. Aber wir waren kein Paar.«
»Es war mehr als das.«
»Für mich nicht.«
»Zieh dich nicht so billig aus der Affäre. Du hast mehr drauf.«
Sein Blick war düster. »Hab ich das?«
»Ja.« Sie machte einen Schritt auf Noah zu. »Warum hast du mir die Mail geschickt?«
Er schüttelte den Kopf. »Hätte ich besser nicht tun sollen.«
»Hast du aber.« Mia ging weiter auf ihn zu, bis sie so dicht vor ihm stand, dass sie ihm die Hände auf die Brust legen konnte. Der Ventilator wirbelte ihr Haar auf. »Warum hast du mir gemailt?«
»Bitte«, sagte er schwach, »du solltest lieber gehen.«
Nur noch Zentimeter trennten sie voneinander. »Warum hast du mir gemailt?«
Er blickte ihr fest in die Augen. Seine Worte waren deutlich. »Weil ich gehofft hatte, dass du kommst.«
Sie hatte es gewusst, von dem Moment an, als sie seine E-Mail gesehen hatte. Zwischen ihnen war etwas, eine besondere VerÂbindung. Sie hatte es von Anfang an gespürt, schon in der ersten Nacht in Maui, und auch Noah hatte es gefühlt.
Langsam legte sie die Hand auf seine Wange, auf seine rauen Stoppeln. In ihren Fingerspitzen flimmerte ihr Herzschlag, wenn sie seine Haut berührte. Sie spürte eine Traurigkeit in ihm, die sie noch nicht zu deuten wusste.
Dann presste sie ihre Lippen auf seine und küsste ihn. Ihr Verlangen war so intensiv, dass sie keuchte.
Er griff nach ihr und
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