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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Clarke
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Neues gab, würden sie sich melden.
    Katie hatte alles verloren – Kleidung, Unterwäsche, ein Täschchen mit Chanel-Make-up, zwei von Mias Kleidern, ihren Ver­lobungsring, ihren Ausweis –, aber der Verlust von Mias Tagebuch quälte sie. In wütenden Fantasien erwischte sie den Dieb, packte ihn an den Schultern und schleuderte ihm all ihre Verzweiflung in seine widerliche Visage, bis er kläglich eingestehen musste, welches Unheil er angerichtet hatte.
    Â»Miss Katie?«, sagte Ketut. »Miss Katie, fühlen Sie sich nicht wohl?«
    Ihre Stirn war feucht und heiß. Sie hatte in letzter Zeit weder richtig schlafen noch essen können. »Alles in Ordnung. Ich brauche nur ein wenig frische Luft.«
    Sie ging durch die Lobby und atmete bewusst und gleichmäßig. Plötzlich erblickte Katie sich selbst in einem verzierten, hölzernen Spiegel. Sie blieb stehen. Ihr Haar hatte keine Form mehr, es war dünn, mit einem dunklen Ansatz, die Strähnchen waren längst herausgewachsen. Sie hatte abgenommen, ihre Wangen waren eingefallen, das Brustbein stach hervor. Sie war ungeschminkt. Sie hatte nichts von dem ersetzt, was ihr gestohlen worden war – sie hatte lediglich einige billige Baumwollkleider an einem Straßenstand erworben.
    Sie zog den Kopf ein und ging weiter in die gepflegte Gartenanlage. Eine sanfte Brise trug den süßen Geruch von Frangipani heran. Eine ältere Frau bückte sich nach ihrem Sonnenhut, den der Wind davongetragen hatte. Der Hut rollte über den Weg, die Frau lief hinterher, ihr schwerer Busen wogte unter einem feuerroten Sarong. Der Hut kullerte in Katies Richtung. Sie hob ihn auf.
    Â»Danke«, sagte die Frau, als Katie ihr den Hut reichte. »Ich sollte endlich lernen, ihn festzuhalten.«
    Katie lächelte und machte Anstalten, weiterzugehen.
    Â»Ein wunderbarer Nachmittag. Ach, was werden wir verwöhnt! Ich habe gehört, zu Hause regnet es seit vierzehn Tagen. Sie sind doch auch aus England?«
    Katie nickte. Sie hatte bewusst keinen Kontakt zu den anderen Gästen gesucht, die Bar und das Restaurant gemieden und ihre Mahlzeiten in ihrem Zimmer eingenommen, wo niemand sah, dass sie in ihrem Essen nur herumstocherte.
    Â»Dachte ich’s mir doch!« Die Wangen der älteren Dame glühten von der Hitze, geplatzte Äderchen ließen sie noch röter wirken. »Ich erinnere mich nicht, Sie in Begleitung gesehen zu haben. Sind Sie allein hier?«
    Â»Ja.«
    Sie beugte sich verschwörerisch zu Katie vor und legte ihre warme Hand auf Katies Arm. »Es ist ein Mann, nicht wahr?«
    Â»Verzeihung?«
    Â»Der Grund, warum Sie hier sind. Sie wollen ein gebrochenes Herz heilen. Hab ich recht?«
    Katie schüttelte den Kopf.
    Â»Oh. Eigentlich habe ich bei so was einen sicheren Instinkt. Er kommt mir wohl abhanden!« Sie lachte und drückte den Hut an die Brust. »Was führt Sie dann nach Bali?«
    Katie schluckte. »Meine Schwester ist vor Kurzem hier gestorben.«
    Â»Oh, du liebe Güte! Wie entsetzlich. Das tut mir leid. War das etwa das arme Mädchen aus der Zeitung? Die von ihrem Moped gestürzt ist?«
    Â»Nein«, sagte Katie ungeduldig, sie wollte weitergehen.
    Â»So ein hübsches Mädchen, und kein Helm! Hätte ihr das Leben retten können! Tragisch. Aber das gilt für den Tod eines jeden jungen Menschen, nicht wahr? So viel ungelebtes Leben. Aber das wissen Sie ja selbst. Wie ist Ihre Schwester ums Leben gekommen?«
    Â»Sie hat Selbstmord begangen«, sagte Katie sachlich und staunte über sich selbst, weil sie die fremde Frau schockieren, aber mehr noch, weil sie das Wort in den Mund nehmen wollte – um zu ergründen, ob ein Selbstmord inzwischen vorstellbar war.
    Die Frau öffnete die Lippen, doch es kam kein Ton heraus.
    Sie schwieg entsetzt. Irgendwo tröpfelte Wasser, Palmwedel rauschten im Wind.
    Â»Das tut mir leid«, sagte die Frau schließlich, sah Katie aber nicht an.
    Katie verließ den Garten mit klopfendem Herzen. Sie ging zum Strand, vorbei an den Sonnenanbetern, deren Liegen in diskreten Abständen nebeneinander standen, vorbei an Paaren, die im Badeanzug am Ufer lagen, dösten oder lasen. Katie sah zur Seite und eilte weiter. Ihre Sandalen füllten sich mit warmem, goldenem Sand.
    Die Sonne brannte ihr auf den Nacken, und Katie dachte vage, dass sie die Sonnencreme vergessen hatte. Als sie die

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