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Die Landkarte der Zeit

Titel: Die Landkarte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Félix J. Palma
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leblosen Feind in die
     Seite, sodass dieser zu Boden stürzte. Unter einem Scheppern von Blech und Alteisen endete so der lange Krieg, der den Planeten
     verwüstet hatte.

|343| XXII
    Mazursky versuchte vergebens, die Ovationen zu dämpfen, die Hauptmann Shackletons Sieg auf der Anhöhe hervorrief; die zum
     Glück jedoch übertönt wurden von dem Beifall einige Meter tiefer auf der Straße, wo die Soldaten begeistert ihrem tapferen
     Hauptmann applaudierten. Von dem Tumult um sie herum unbeeindruckt, verharrte Clairenoch immer hinter der Steinbrüstung. Sie
     war verblüfft und verunsichert von dem Gefühlswirrwarr, der ihre Seele flattern ließ wie eine Fahne im Wind. Obwohl sie gewusst
     hatte, wie das Duell ausgehen würde, war sie doch jedes Mal zusammengezuckt, wenn Shackleton in Not geriet, wenn Salomons
     Schwert dessen verletzlichen Körper suchte oder der Hauptmann dem Monstrum vergebens Schläge versetzte, mit denen man einen
     Baum hätte fällen können; und sie wusste, dass ihre Sorge nicht allein der Menschheit galt, sondern viel mehr noch dem Schicksal
     des Hauptmanns selbst. Sie hätte ihre Beobachtung gern noch eine Weile fortgesetzt, um zu sehen, ob die Verwundung Shackletons
     wirklich nicht so schlimm war und er als Teil seiner Taktik nur übertrieben hatte, doch Mazursky sammelte die Gruppe schon
     wieder um sich, um den Rückweg in die Gegenwart anzutreten, und dem konnte sie sich nicht entziehen. Wie eine durcheinanderlaufende
     Ziegenherde |344| begann die Reisegruppe den Abstieg, unterwegs kommentierte man die Einzelheiten des Geschehens.
    «Das war alles?», fragte Ferguson, der Einzige, der unzufrieden schien. «Diese armselige Rauferei soll die Schlacht gewesen
     sein, die über das Schicksal der Erde entscheidet?»
    Mazursky würdigte ihn keiner Antwort, da er vollauf damit beschäftigt war, auf die Damen aufzupassen, damit keine von ihnen
     stolperte und mit wehenden Unterröcken die Anhöhe hinunterpurzelte. Claire ging schweigsam hinterdrein und beachtete weder
     die Bemerkungen des unerträglichen Ferguson, noch hörte sie auf Lucy, die sich wieder an ihren Arm gehängt hatte. Nur ein
     Gedanke bewegte sie: Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, sich von der Gruppe zu trennen. Und sie musste es gleich tun. Nicht,
     weil es unmöglich würde, sobald die Gruppe an der Zeitstraßenbahn angekommen wäre, sondern weil jetzt noch ein aufgeregtes
     Durcheinander herrschte, da es Mazursky noch nicht gelungen war, eine ordentliche Linie zu bilden; so würde ihre Flucht weniger
     schnell entdeckt werden. Hinzu kam, dass sie nicht allzu weit von Shackleton und seinen Männern getrennt werden durfte. Was
     nützte ihr eine Flucht, wenn sie sich hinterher in den Ruinen verlief! Wenn sie handeln wollte, dann so schnell wie möglich,
     denn mit jedem weiteren Schritt verminderten sich ihre Aussichten auf Erfolg. Aber sie musste Lucy loswerden. Als hätte sie
     ihr Flehen erhört, trat Madelaine Winslow zu ihnen und fragte mit geröteten Wangen, ob sie die eleganten Schuhe der Soldaten
     bemerkt hätten; ein Detail, auf das ihre Aufmerksamkeit zu richten Claire nicht eine Sekunde in den Sinn gekommen war. Offenbar
     war sie aber die Einzige, die diese |345| für die Zukunft so entscheidende Kleinigkeit übersehen hatte. Lucy bejahte begeistert und erging sich sogleich in einer Aufzählung
     all der aufregenden Neuheiten des zukünftigen Schuhwerks, dass Claire nur ungläubig den Kopf schüttelte, jedoch den Moment
     nutzte, als Lucy ihren Arm kurz losließ, um zurückzubleiben. Sie sah den Schützen an sich vorübergehen, der noch nicht den
     Befehl bekommen hatte, sich ans Ende des Zuges zu setzen, und sorglos voranschritt, gefolgt von Charles Winslow und dem jungen
     Inspektor Garrett, die in ein lebhaftes Gespräch vertieft waren. Als Claire niemanden mehr hinter sich sah, raffte sie ihre
     Röcke und eilte mehr stolpernd als rennend auf einen Mauerrest zu, der glücklicherweise ganz in der Nähe aufragte, und verbarg
     sich hinter ihm.
    Den Rücken fest an die Wand gepresst und mit laut pochendem Herzen hörte Claire Haggerty die sich entfernenden Stimmen der
     Reisegruppe, von der noch niemand ihre Abwesenheit bemerkt zu haben schien. So saß sie da mit trockenem Mund, hielt das Sonnenschirmchen
     mit schweißfeuchten Händen umklammert, und als sie nichts mehr hörte, schob sie den Kopf vorsichtig über den Mauerrand und
     stellte fest, dass die Gruppe hinter einer Wegbiegung verschwunden war.

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