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Die Landkarte der Zeit

Titel: Die Landkarte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Félix J. Palma
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Routine bereits abzusehen
     war.
    Schnell entdeckte er jedoch, dass die Liebe ihn einen |210| großen Fehler hatte begehen lassen. Nicht nur, dass er an dem übelsten Ort gelandet war, den es für seine gemarterten Lungen
     geben konnte, einem Viertel mit von Kohlenstaub vergifteter Luft, in die sich noch der Qualm der nordwärts fahrenden Güterzüge
     mischte, auch Janes Mutter, überzeugt, ihre arme Tochter sei in die Hände eines Perversen gefallen, da Wells immer noch mit
     Isabel verheiratet war, war zu ihnen gezogen und offenbar entschlossen, die Geduld des jungen Paars mit giftenden Vorwürfen
     zu strapazieren. Diese unvorhergesehenen Wendungen, zu denen noch die beunruhigende Gewissheit kam, dass er mit seinen Artikeln
     für die Zeitungen unmöglich drei Haushalte würde unterhalten können, bewogen Wells schließlich, den Weidenkorb zu nehmen und
     sich mit ihm in einem Schrank einzuschließen, dem einzigen Platz im Haus, wo er die ärgerliche Gegenwart von Mrs.   Robbins vergessen konnte. Dort hockte er zwischen Mänteln und Hüten und versuchte, den verlorenen Zauber seines Weidenkorbs
     wiederzubeleben, indem er stundenlang zärtlich mit der Hand darüberstrich, wie einst Aladin über seine Wunderlampe.
    Eine absurde oder verzweifelte, sogar rührende Strategie, könnte man meinen, doch am nächsten Tag bat ihn Lewis Hind, Redakteur
     der Literaturseiten der Wochenbeilage der
Gazette
, um einen Besuch. Er brauchte jemand, der fiktionale Texte mit einem gewissen wissenschaftlichen Flair schreiben konnte,
     kurze Erzählungen um die Frage, wohin die unaufhaltsame Erfindungsflut führen sollte, die das Angesicht des Jahrhunderts unablässig
     veränderte. Hind war überzeugt, dass Wells die richtige Person dafür war. Also schlug er ihm vor, seinen alten Kindheitstraum
     wieder |211| auszupacken und einen neuen Versuch zu wagen, Schriftsteller zu werden. Wells nahm das Angebot an und schrieb in wenigen Tagen
     eine Erzählung mit dem Titel
Der gestohlene Bazillus
, die Hind vollkommen zufriedenstellte und ihm selbst fünf Guineen einbrachte. Die Erzählung beeindruckte auch William Ernest
     Henley, den Herausgeber des
National Observer
, der ihm gleich die Seiten seines Blattes zur Verfügung stellte, da er überzeugt war, dass dieser junge Mann sehr viel anspruchsvollere
     Geschichten schreiben konnte, wenn man ihm genügend Platz dafür gab. Wells war begeistert und zugleich eingeschüchtert ob
     der neuen Möglichkeit, für so ein angesehenes Blatt zu schreiben, das zu der Zeit gerade
Der Nigger der Narcissus
seines geliebten Conrad vorabdruckte. Jetzt konnte er seiner Vorstellungskraft freien Lauf lassen.
    Wells erwartete die Verabredung mit Henley in einem Zustand von Nervosität am Rande des Kollapses. Seit ihn der legendäre
     Herausgeber des
National Observer
zu sich gebeten hatte, durchsuchte er sein Hirn nach einer Idee, die originell und attraktiv genug war für den hartgesottenen
     Zeitungsmann, doch keine schien ihm gut genug zu sein. Das Treffen stand bevor, und Wells hatte immer noch keine Geschichte,
     die er ihm hätte anbieten können. Da fiel ihm der Weidenkorb ein, und er stellte fest, dass dieser, scheinbar leer, voller
     Romane war. Der Weidenkorb war ein Wunderhorn, das nur geschüttelt zu werden brauchte, um einen Schwall von Ideen auszugießen.
     Ein deutlich übertriebenes Bild, mit dem Wells auf poetische Weise ausdrückte, was in Wirklichkeit mit ihm geschah, wenn er
     den Weidenkorb betrachtete. Er musste dann immer an sein Gespräch mit Merrick denken, und so unglaublich es |212| scheinen mochte, entdeckte er jedes Mal, wenn er daran zurückdachte, wie ein Goldkörnchen im schlammigen Flussbett eine Idee,
     die für einen ganzen Roman gut war.
    Als er Henleys Büro betrat, sah er den Roman mit erstaunlicher Klarheit vor sich, sodass er ihn mit der Überzeugung und der
     Wucht eines Predigers vortragen konnte. Die Geschichte des Zeitreisenden würde aus zwei Teilen bestehen. Im ersten ginge es
     um das Funktionieren der Maschine, das der Erfinder einer ausgewählten Gruppe von Gästen erklärte, die er eingeladen hatte,
     um ihnen die Erfindung vorzuführen. Dabei handelte es sich um einen Arzt, einen Bürgermeister, einen Psychologen und den einen
     oder anderen Vertreter des Mittelstands, deren Ungläubigkeit es zu besiegen galt. Im Gegensatz zu Verne, der ganze Kapitel
     benötigte, um die Funktion seiner Apparaturen so detailliert zu beschreiben, als zweifle er selbst an

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