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Die Landkarte des Himmels

Die Landkarte des Himmels

Titel: Die Landkarte des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Félix J. Palma
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Matrosen Griffin auf dieser Expedition heimsuchten, den Sie jetzt alle als den Schriftsteller H. G. Wells identifizieren können. Ich bin sicher, dass es für Sie – so gut, wie Sie ihn mittlerweile kennen – interessant wäre, zu sehen, wie er in seiner etwas pedantischen und gezierten Art die Ereignisse dieser haarsträubenden Tage an Bord der
Annawan
überstanden hat. Wie er sich beispielsweise auf dem Erkundungsgang zum abgestürzten Raumschiff eine irrwitzige Geschichte ausdenken musste, um vor Reynolds zu rechtfertigen, warum er so nachdrücklich darauf bestanden hatte, auf der
Annawan
anzuheuern; eine so absurde und unhaltbare Geschichte, dass er schon fürchtete, bei seiner Heimkehr aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen zu werden. Oder als er mit den anderen die Umgebung des Schiffs nach dem Monster absuchen musste; genau wissend, wozu es fähig war. Und wie soll man seine Verzweiflung und Frustration beschreiben, als sie an Bord auf den Angriff der Kreatur warteten, die draußen einen ausgewachsenen Meereselefanten zerrissen hatte, und er als Einziger von der ganzen Besatzung ahnen konnte, dass sich das sogenannte Monster aus dem All in Gestalt eines von ihnen bereits auf dem Schiff befand?
    Armer Wells; welch gewaltige Verantwortung lastete auf seinen Schultern! Und wie lächerlich musste er sich vorkommen, auf diesem verwünschten Schiff zu sitzen und nicht zu wissen, was er eigentlich unternehmen sollte, um das Unvermeidliche zu verhindern! Die Zeit spulte ihre Stunden ab, ohne dass seinem panischen Hirn etwas Besseres einfiel als die Verrücktheit, zu der sich Clayton in der Kanalisation verstiegen hatte. Auf das, was ihm am wenigsten verrückt erschien – und was Ihnen einen Eindruck davon vermittelt, wie erst das aussah, was von ihm verworfen worden war –, kam er auf einem seiner Erkundungsgänge durchs Schiff, als er nach irgendetwas suchte, das sich gegen den Gesandten einsetzen ließ, dem ja, wie er aus erster Hand wusste, Kugeln nichts anhaben konnten. In der Pulverkammer fand er ein paar Kisten randvoll mit Dynamitpatronen, und sofort war ihm klar, dass dies das Einzige auf der
Annawan
sein würde, womit man den Gesandten umbringen konnte. Wells hatte noch nie mit Dynamit zu tun gehabt, hielt den Umgang damit aber nicht für allzu schwierig, wenngleich er bezweifelte, dass der Gesandte stillhalten würde, damit er ihm aus einer sicheren Entfernung das Dynamit vor die Füße werfen konnte, ohne selbst von der Explosion zerrissen zu werden. Und sich irgendwo hinsetzen und gelassen abwarten, bis das Monster sich auf ihn stürzte, wie Murray das siebzig Jahre später in den Kloaken von London getan hatte, reizte ihn auch nicht sonderlich. Zumal es auf dem ganzen Schiff keine hübsche junge Dame gab, die er während dieser unerfreulichen Wartezeit hätte in den Armen halten können. Wäre dem so gewesen, hätte er es sich vielleicht überlegt. In dem Moment fiel sein Blick auf die Harpunen in der Waffenkammer, und ihm kam der Gedanke, dass er zwei oder drei Dynamitpatronen daran festbinden konnte, und wenn er sie dann kraftvoll genug auf den Gesandten schleuderte, hätte er vielleicht eine Chance von eins zu einer Million, dass sie traf und stecken blieb. Das war besser als nichts.
    Zwei Tage später – Wells versuchte immer noch, sich etwas Besseres als das mit der Harpune und dem Dynamit einfallen zu lassen – wurde Dr. Walker von dem Sternenmonster grausam zerrissen. Es griff ihn im Krankenrevier an, wo er gerade im Begriff stand, dem Matrosen Carson den rechten Fuß zu amputieren, sodass Wells keine weiteren Hinweise brauchte, um zu erkennen, dass die Kreatur sich bereits an Bord befand und auch, in welcher Gestalt. Im Schiff entstand jedoch ein gewaltiger Aufruhr, und auf Befehl des immer kopfloser agierenden MacReady wurde es von oben bis unten und bis in den letzten Winkel hinein untersucht, um das Loch zu finden, durch das die Kreatur an Bord gekommen sein musste, was natürlich erfolglos blieb. Daraus schloss man dann, dass es sich um den Teufel persönlich handeln musste, da er offenbar kommen und gehen konnte, wie es ihm beliebte und ohne dass es ein Mensch merkte. Wells glaubte nicht an den Teufel. Er überlegte vielmehr sogar, ob er Carson nicht verraten sollte. Er ging alle Möglichkeiten durch, doch keine begeisterte ihn so, dass er sich zu einer durchringen konnte. Der Besatzung melden, dass Carson nicht Carson, sondern ein Marsungeheuer war, das nur Carsons Gestalt

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