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Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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die meiste Zeit in Anspruch. Aber selbst sie war nicht verloren, denn wenn er Joe zum Partner hatte, gelang es Hugh fast immer, ihn dazu zu bringen, über das Schiff und seine Geschichte zu erzählen; über die Leute, die es erbaut und ursprünglich bemannt hatten – und über deren Geschichte auf der Erde, diesem unglaublichen Ort, wo die Leute auf der Oberfläche, statt im Innern lebten. Hugh fragte sich oft, wieso sie da nicht herunterfielen.
    Er sprach auch darüber mit Joe und lernte auf diese Weise etwas über die Schwerkraft. Gefühlsmäßig verstand er sie nie ganz, aber als abstrakten Begriff akzeptierte er sie und vermochte das Wissen auch anzuwenden, als er viel später die Grundbegriffe der Ballistik und die Kunst der Astrogation und Raumschiffsführung erlernte. So kam er auch langsam dazu, sich Gedanken über das Gewicht im Schiff zu machen, etwas, das er früher nur als gegeben hingenommen hatte. Je tiefer das Stockwerk, desto größer das Gewicht seines Körpers – das war bisher ein Naturgesetz gewesen, über das man sich nicht den Kopf zu zerbrechen brauchte. Die Zentrifugalkraft kannte er von der Wirkungsweise der Schleuder her. Sie auch auf das Schiff auszudehnen und sich vorzustellen, daß es sich wie ein an einer Schnur herumgewirbelter Stein um die eigene Achse drehte und dadurch das Gewicht, also die Anziehung verursachte, war zu viel für ihn – das vermochte er einfach nicht zu glauben.
    Joe-Jim nahmen ihn noch einmal zum Kontrollraum mit und zeigten ihm, was sie selbst über die Bedienung der Kontrollen und das Ablesen der Instrumente wußten.
    Die längst vergessenen Konstrukteure, die im Auftrag der Jordan-Stiftung ein Schiff erbaut hatten, das nicht verschleißen würde, hatten ganze Arbeit geleistet. Sie hatten besser gebaut, als sie selbst wußten, obwohl damals niemand geahnt hatte, daß die Reise länger als die veranschlagten sechzig Jahre dauern würde. Bei der Konstruktion des Hauptantriebs und der Hilfsmaschinen, beim Einbau der Steuerungseinrichtungen, die alle nicht vollautomatischen Maschinen regulieren sollten, war man vom System beweglicher Teile abgekommen. Die Maschinen und Hilfseinrichtungen funktionierten auf reiner Energiebasis, wie elektrische Transformatoren. Statt nun Schaltknöpfe, Hebel, Nocken und Wellen zu verwenden, wurden die Steuermechanismen und die Maschinen, die sie bedienten, so entworfen, daß sie auf dem Gleichgewicht zwischen statischen Feldern beruhten. Verbindungen wurden hergestellt oder unterbrochen, indem man die Hand über die unverwüstlichen Lämpchen legte.
    Bei dieser Konstruktion verlor die Reibung natürlich ihre Bedeutung und die einzelnen Teile wurden nicht abgenutzt. Selbst wenn alle während der Meuterei getötet worden wären, hätte das Schiff ohne Stockung weiter durch den Raum fliegen können, hätte weiter frische Luft, Feuchtigkeit und Licht gehabt, und die Maschinen hätten jederzeit wieder in Betrieb genommen werden können. Lediglich die Aufzüge und Laufbänder waren im Laufe der Zeit wegen Mangel an Reparatur unbrauchbar geworden und schließlich in Vergessenheit geraten. Die Maschinen jedoch, die für die Erhaltung menschlichen Lebens absolut notwendig waren, dienten auch weiter getreulich und unbeirrt der menschlichen Fracht, oder warteten ruhig und geduldig, jederzeit bereit dem zu dienen, der klug genug war, sie wieder in Bewegung zu setzen.
    Genies hatten das Schiff konstruiert. Es war natürlich viel zu groß, als daß man es auf der Erde hätte bauen können. So hatte man es auf einer eigenen Umlaufbahn um den Mond Stück für Stück zusammengesetzt. Fünfzehn Jahre hatte es sich rastlos um den Mond gedreht. Fünfzehn Jahre, während derer eine neue Epoche der Technik angebrochen war. Maschinen wurden entworfen und gebaut, die absolut betriebssicher waren. Man war dabei auf das Geheimnis der Bewegung innerhalb der Molekularebene gestoßen und hatte es in die Praxis umgesetzt. Das Ergebnis waren Maschinen, von der die Technologie bisher nur geträumt hatte.
    Darum fand, als Hugh seine Hand vorsichtig über die erste Lämpchenreihe legte, unter der BESCHLEUNIGUNG POSITIV stand, sofort eine Reaktion statt, wenn auch keine Beschleunigung. Ein rotes Licht blinkte ziemlich oben an der Schalttafel des Chefpiloten auf, und auf der Anzeigetafel erschienen die Worte: HAUPTANTRIEB – NICHT BESETZT.
    »Was heißt das?« fragte er Joe-Jim.
    »Wer weiß?« orakelte Jim. »Wir haben das gleiche im Maschinenraum getan«, fügte Joe

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