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Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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wie verrückt. Erst jetzt wurde ihm bewußt, daß er die ganze Zeit den Atem angehalten hatte.
    »Na, du Naseweis«, höhnte Jim. »Bist du jetzt überzeugt?«
    Hugh seufzte schwer und wußte nicht warum. Nun, da das Licht wieder brannte, fühlte er sich sicher und geborgen, gleichzeitig war ihm jedoch, als hätte er etwas unsagbar Wertvolles verloren. Tief in seinem Innern wußte er, daß er ohne die Sterne nie mehr glücklich sein könnte. Der dumpfe Schmerz in seiner Brust und das unbestimmte Sehnen nach seinem verlorenen Erbe, dem offenen Himmel und den Sternen, würde sich nie mehr unterdrücken lassen, auch wenn sein oberflächliches Bewußtsein es noch nicht erkannt hatte.
    »Was war das?« fragte er ehrfürchtig.
    »Das ist Es «, erwiderte Joe. »Das ist das All, das Universum. Das war es, was ich versucht habe, dir begreiflich zu machen.«
    Hugh strengte verzweifelt sein ungeschultes Gehirn an. »Das meintest du also mit draußen «, stellte er fest. »All diese wundervollen kleinen Lichter.«
    »Stimmt«, brummte Joe. »Nur sind sie nicht klein. Sie sind lediglich weit entfernt – viele tausend Kilometer.«
    »Was sagst du da?«
    »Doch, es ist schon so«, bestand Joe auf seiner Behauptung. »Da draußen ist viel Platz. Das All ist unermeßlich groß. Manche Sterne sind so groß wie das Schiff, oder vielleicht sogar noch größer.«
    »Größer als das Schiff?« wiederholte Hugh zweifelnd. »Aber ... aber ...«
    Jim schüttelte ungeduldig den Kopf und wandte sich an Joe. »Na, was habe ich dir gesagt? Du verschwendest nur deine Zeit mit diesem Schwachkopf. Er hat ja nicht mal den Verstand ...«
    »Halt die Luft an«, fiel Joe seinem Zwillingskopf ins Wort. »Du erwartest von ihm, daß er Laufen lernt, noch ehe er krabbeln kann. Wie lange haben wir gebraucht! Mir ist so, als hättest du zuerst deinen eigenen Augen nicht getraut!«
    »Das ist nicht wahr«, brauste Jim auf. »Du warst es, der überzeugt werden mußte.«
    »Ach, lassen wir's gut sein«, gab Joe nach. »Jedenfalls hat es lange gedauert, bis wir beide klar sahen.«
    Hoyland kümmerte sich nicht um den Wortwechsel der Zwillinge. Er war ihre kleinen Meinungsverschiedenheiten gewohnt. Nun beschäftigte ihn Wichtigeres. »Joe«, fragte er, »was geschah mit dem Schiff, als wir die Sterne betrachteten? Haben wir durch seine Wand hindurchgesehen?«
    »Nein«, erklärte Joe ihm. »Wir haben die Sterne gar nicht direkt gesehen, sondern eine Art Bild von ihnen. Weißt du, es ist ... Irgendwie wird es mit Spiegeln gemacht. Ich habe ein Buch, darin wird es beschrieben.«
    »Aber man kann sie auch direkt sehen«, warf Jim ein und vergaß einen Augenblick seinen Groll. »Weiter vorn ist ein Raum ...«
    »Stimmt«, unterbrach ihn Joe. »Daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Die Aussichtswarte des Kapitäns. Sie ist ganz aus Glas und man kann direkt hinaussehen.«
    »Aussichtswarte des Kapitäns? Aber ...«
    »Natürlich nicht von dem gegenwärtigen Kapitän. Der ist noch nicht einmal in die Nähe davon gekommen. Das ist nur der Name des Raumes. So steht's nämlich auf der Tür.«
    »Aber was ist eine Aussichtswarte?«
    »Keine Ahnung. Der Raum heißt eben so.«
    »Zeigst du ihn mir?«
    Joe wollte gerade einwilligen, da kam ihm Jim zuvor. »Ein andermal. Ich möchte jetzt heim – ich habe Hunger.«
    Sie glitten durch den Schlauch zurück, weckten Bobo und machten sich auf den weiten Heimweg.
     
    *
     
    Es dauerte eine ganze Zeit, ehe Hugh die Zwillingsköpfe überreden konnte, wieder einmal mit ihm auf Erkundung zu gehen. Aber er hatte die Wartezeit nutzbringend verbracht. Joe-Jim hatten ihm Zugang zur größten Büchersammlung erlaubt, die Hugh je gesehen hatte. Einige der Titel kannte er schon von früher, aber selbst sie las er nun noch einmal, und diesmal mit neuem Verständnis. Er las fast pausenlos, und sein Gehirn nahm die neuen Ideen gierig auf, obwohl er manchmal die größten Schwierigkeiten hatte, sie zu begreifen. Er gönnte sich kaum noch Schlaf und vergaß selbst zu essen, bis ihm Kopf und Magen schmerzten, und er auch wieder an sein körperliches Wohl dachte. Doch sobald der Hunger gestillt und der Durst gelöscht war, kehrte er zu den Büchern zurück.
    Joe-Jim beanspruchten seine Dienste nicht übermäßig. Obwohl Hugh im Grund genommen keine Freizeit zustand, hatten Joe-Jim doch nichts dagegen, solange Hugh seine Bücher in Hörweite verschlang und jederzeit herbeieilte, wenn er gerufen wurde. Mit einem der Brüder Schach zu spielen, nahm

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