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Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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schwankend geworden war, warf er schnell ein: »Kapitän, es gibt eine mögliche Erklärung dieser unglaublichen Situation, und ich empfinde es als meine Pflicht, sie Ihnen darzulegen. Hoylands lächerliche Geschichte läßt sich damit erklären, daß er entweder tatsächlich ein Ketzer ist, oder er mit den Muties sympathisiert und diesen raffinierten Plan ausgeheckt hat, um Sie in eine Falle zu locken. Allerdings ist auch eine dritte Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, die meines Erachtens die wahrscheinlichste ist.
    In den alten Akten fand ich eine Notiz, wonach Hugh Hoyland von der Untersuchungskommission gleich nach der Geburt wegen seines zu großen Kopfes für den Konverter bestimmt wurde. Da sich aber ein Wissenschaftler für ihn einsetzte und die Abweichung von der Norm nur gering war, ließ man ihn am Leben. Wahrscheinlich haben die furchtbaren Erlebnisse bei den Muties seinen ohnehin nicht ganz stabilen Verstand aus dem Gleichgewicht gebracht. Der arme Mensch kann für seine Handlungen gar nicht voll verantwortlich gemacht werden.«
    Hughs Hochachtung vor Tylers Schläue wuchs. Wie raffiniert von ihm! Er sprach ihn von jeder Schuld frei und sorgte gleichzeitig dafür, daß er im Konverter landen würde.
    Der Kapitän hob abwehrend die Hand. »Ich habe genügend Zeit vergeudet.« Dann wandte er sich an Ertz. »Was schlägst du vor?«
    »Den Konverter, Kapitän.«
    »Ich bin damit einverstanden. Aber, Ertz«, er blickte ihn mißbilligend an, »ich sehe wirklich keinen Grund, warum du mich mit solchen Dingen belästigst. Man sollte annehmen, du könntest in deiner Abteilung selbst für Disziplin sorgen.«
    »Jawohl, Sir.«
    Der Kapitän wälzte sich aus seinem Sessel. »Ihr könnt gehen«, sagte er barsch.
    Wilde Wut übermannt Hugh über diese Ungerechtigkeit. Man wollte ihm nicht einmal Gelegenheit geben, den Wahrheitsbeweis anzutreten. Er hörte ein kreischendes »Halt«, ehe er sich überhaupt bewußt wurde, daß er selbst es ausgestoßen hatte.
    Der Kapitän blickte ihn überrascht an.
    »Einen Augenblick«, bat Hugh, nun etwas gefaßter. »Es ändert zwar nichts mehr an meiner Lage, denn ihr seid ja alle so verdammt von euch und eurem unfehlbaren Wissen eingenommen, daß ihr es gar nicht nötig habt, euch von der Wahrheit, die ich euch zeigen könnte, zu überzeugen. Aber trotzdem: DAS SCHIFF BEWEGT SICH DOCH!«
     
    *
     
    Hugh fand in der Kabine, in die man ihn gesperrt hatte, viel Zeit zum Nachdenken. Er sollte hier seine letzten Stunden verbringen, bis der Konverter wieder beschickt werden mußte, und er benutzte sie, um sich zu überlegen, was er falsch gemacht hatte. Sein Hauptfehler war, daß er Ertz alles sofort erzählt hatte. Er hätte damit warten sollen, bis er dessen Vertrauen wiedererworben und ihn erst ein bißchen ausgehorcht hatte, statt sich auf eine Freundschaft zu verlassen, die nie besonders eng gewesen war.
    Sein zweiter Fehler war Mort Tyler. Als er seinen Namen hörte, hätte er unbedingt zuerst zu erfahren versuchen sollen, wie groß dessen Einfluß auf Ertz war. Schließlich kannte er seinen Charakter noch von früher her.
    Jedenfalls saß er nun hier, als Mutant zum Tode verurteilt – vielleicht auch als Ketzer. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Er überlegte, ob er vielleicht hätte erklären sollen, wieso Mutanten überhaupt entstehen. Er wußte es aus einigen der alten Akten in Joe-Jims Verwahrung. Nein, das wäre ohnehin völlig unmöglich gewesen. Denn wie soll man jemandem erklären, daß die Geburt von Mutanten der Strahlung von draußen zuzuschreiben ist, wenn der Zuhörer überhaupt nicht an ein Draußen glaubt? Nein, die ganze Sache war schon völlig verfahren gewesen, ehe man ihn überhaupt vor den Kapitän brachte.
    Das Quietschen des Schlüssels im Schloß riß ihn aus seinen Selbstvorwürfen. Für eine weitere der unregelmäßigen Mahlzeiten war es noch zu früh. Vermutlich kamen sie nun, um ihn zum Konverter zu bringen. Aber er war fest entschlossen, diesen letzten Weg nicht allein zu gehen.
    Doch er hatte sich getäuscht. Er hörte eine Stimme voll sanfter Würde. »Sohn! Sohn! Wie konnte das nur geschehen?« Es war Leutnant Nelson, sein erster Lehrer, der sehr gealtert war.
    Ihre Unterhaltung war für beide qualvoll. Der alte Mann, der selbst kinderlos geblieben war, hatte große Erwartungen in seinen Schützling gesetzt. Sie waren sogar soweit gegangen, daß er ihn schon als Kapitän sah. Natürlich hatte er sie für sich behalten, denn Lob

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