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Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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wäre dem Jungen nur in den Kopf gestiegen. Jedenfalls hatte es ihn sehr mitgenommen, als Hugh nicht aus den Oberdecks zurückkam.
    Nun war er zwar wieder hier, aber unter entwürdigenden Umständen und zum Tode verurteilt.
    Für Hugh war das Wiedersehen nicht weniger schmerzlich. Er hatte den Greis auf seine Art geliebt, ihm Freude machen wollen, und er brauchte auch seine Anerkennung. Aber er bemerkte bald, daß Nelson nicht fähig war, die Wahrheit seiner Geschichte zu erfassen, sondern sie für Auswüchse eines kranken Geistes hielt. Er hatte das Gefühl, sein alter Lehrer würde ihn lieber einen schnellen Tod im Konverter erleiden sehen, als ihn leben und die alten Lehren verhöhnen zu lassen.
    Damit tat er dem Greis allerdings unrecht. Er unterschätzte Nelsons Mitgefühl, wenn auch nicht seine Loyalität zur »Wissenschaft«. Wäre nicht mehr als sein eigenes Leben auf dem Spiel gestanden, hätte Hugh, der ein Idealist und Romantiker war, vielleicht sogar den Tod vorgezogen, nur um nicht das Herz seines Gönners zu brechen.
    Als ihr Zusammensein für beide immer unerträglicher wurde, erhob der Greis sich endlich. »Kann ich noch etwas für dich tun, Sohn?« fragte er. »Bekommst du genügend zu essen?«
    »Danke, durchaus ausreichend«, log Hugh.
    »Hättest du gern irgend etwas anderes?«
    »Nein – oder doch. Könnten Sie mir ein wenig Tabak schicken? Ich habe schon lange keinen mehr gekaut.«
    »Du wirst ihn bekommen. Möchtest du vielleicht noch mit irgend jemandem reden?«
    »Ich dachte, ich dürfte keine Besucher – ich meine Freunde oder so – empfangen?«
    »Das stimmt zwar, aber ich glaube, ich könnte da eine Ausnahme bewirken. Doch du mußt mir dein Versprechen geben, daß du nicht von deiner – deiner Lehre sprichst«, fügte er drängend hinzu.
    Hugh überlegte schnell. Das verlieh seiner Lage einen neuen Aspekt. Sollte er um den Besuch seines Onkels bitten? Nein, auch wenn sie immer gut miteinander ausgekommen waren, so verstanden sie einander doch gegenseitig nicht. Er hatte auch nie viele Freunde gehabt. Ertz war sein bester gewesen, aber was hatte ihm das geholfen? Da entsann er sich seines alten Dorffreundes Alan Mahoney, mit dem er aufgewachsen war. Sicher, er hatte nichts mehr von ihm gehört, seit Nelson ihn damals zu sich nahm, aber trotzdem ...
    »Lebt Alan Mahoney noch in unserem Dorf?«
    »Ja, natürlich.«
    »Ich hätte ihn gern gesehen, wenn es ihm nichts ausmacht, mich zu besuchen.«
    Alan kam. Er war nervös und fühlte sich offenbar gar nicht wohl in seiner Haut, freute sich jedoch, Hugh wiederzusehen, auch wenn es ihn sehr mitnahm, daß sein alter Freund dazu verurteilt war, die Reise zu machen. Hugh schlug ihm auf die Schulter. »Ich wußte, du würdest mich besuchen«, murmelte er.
    »Das ist doch selbstverständlich«, versicherte ihm Alan. »Ich kam sofort, als ich es erfuhr. Aber niemand im Dorf wußte von deiner Verhaftung. Ich glaube, nicht einmal der Schlichter hatte eine Ahnung davon.«
    »Du bist jedenfalls hier, nur das zählt. Erzähl mir von dir. Bist du verheiratet?«
    »Nein. Aber wir wollen doch keine Zeit mit mir vergeuden. Mein Leben ist völlig uninteressant. Wie, in Jordans Namen, bist du in diese Lage geraten, Hugh?«
    »Das darf ich dir leider nicht erzählen, Alan. Ich mußte es Leutnant Nelson versprechen.«
    »Aber was ist schon ein Versprechen – ein solches Versprechen – in deiner Situation? Du steckst ganz schön drin.«
    »Als ob ich das nicht wüßte!«
    »Wollte dir jemand etwas auswischen?«
    »Sagen wir mal, unser guter alter Freund Mort Tyler hat mir nicht gerade geholfen.«
    Alan pfiff durch die Zähne und nickte. »Das erklärt so allerhand.«
    »Was meinst du damit? Weißt du etwas?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Nachdem du zu Nelson gezogen warst, heiratete er Edris Baxter.«
    »So? Das erklärt eine Menge.« Hugh schien darüber nachzudenken.
    Alan riß ihn aus seinen Grübeleien. »Du willst doch nicht vielleicht Däumchen drehen und alles über dich ergehen lassen, hm? Und schon gar nicht, wenn Tyler seine Hand im Spiel hat. Wir müssen sehen, daß wir dich hier herausbekommen.«
    »Wie?«
    »Ich weiß es noch nicht. Vielleicht einfach, indem wir dich heraushauen. Ich kenne ein paar Jungs, die gut mit dem Messer umzugehen verstehen und gar nichts dagegen hätten, sich einmal so richtig austoben zu können.«
    »Und schließlich überwältigt man uns doch, dann wandere nicht nur ich in den Konverter, sondern du und deine

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