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Die langen Schatten der Erleuchtung

Die langen Schatten der Erleuchtung

Titel: Die langen Schatten der Erleuchtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirti Peter Michel , Klaus-Jürgen Leimann
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einfach die Stromleitungen für sich an. Gary fühlte sich hier mit dem Problem seines Stromzählers gut aufgehoben. Und er war schon wieder ganz der Alte und voller Tatendrang, als er sich auf Lissy legte und die Musik in seinen Kopfhörern den Takt vorgab.
     
    Im Zimmer unter ihnen betrachtete Vera kopfschüttelnd ihre leicht schaukelnde Deckenlampe. „Da sagt man immer, Altbauten seien nicht so hellhörig! Wenigstens muss ich mir nicht auch noch diese barbarische Musik anhören!“, tröstete sie sich.
     
     
    Lissy hatte aus ihrer Spedition eine stabile Sackkarre beschafft, die sie gemeinsam im Supermarkt „ Centy “ mit mehreren Lagen Bierdosen, zwei Flaschen Schnaps und Tabak zum Drehen bestückt hatten.
     
    „Das macht bei den Jungs einen guten Eindruck, wenn man sich nicht knauserig zeigt, Gary!“, erklärte sie. „Heute geht es nur darum, Johnny für uns zu gewinnen!“ Gary nickte und schob die Sackkarre über den Zebrastreifen in Richtung des Wasserturms zum Schanzenpark. Sie gingen an den Gleisen der Bahn vorbei, wo die Polizei bislang die Autos der Falschparker abstellen ließ. Es hieß, die Besucher des Schanzenparks bedienten sich dort, schlugen die Scheiben der Wagen ein und bauten die Radios aus. Aber man konnte ihnen nichts nachweisen. Daraufhin hatte die Polizei das Abstellen der Pkws dort eingestellt.
     
    Lissy ging voran, als sie den Eingang der Wagenburg erreichten. „Ey, wo ist Johnny!“, rief sie in Richtung der Gruppe, die um eine Feuerstelle in der Mitte der bunten Bauwagen saß und auf einem Rost Würste und Steaks grillte.
     
    „Johnny liegt wieder im Koma in seinem Wagen!“, deutete eine junge Frau mit mehreren Piercings im Gesicht und auffallenden Tätowierungen an den Oberarmen nach hinten über ihre Schulter. Lissy wies Gary an, eine Lage Dosenbier am Grill abzusetzen. „Ihr seid in Ordnung, ihr könnt durch!“, gab die junge Frau mit den Tätowierungen ihnen den Weg frei.
     
    Lissy kannte sich aus und dirigierte Gary mit der Sackkarre zu einem rot angestrichenen, militärisch anmutenden Wagen. Er stammte aus den ausgemusterten Beständen des Technischen Hilfswerks. Am hinteren Teil des Wagens war ein kleiner Tritt mit fünf Stufen angelehnt, der zu der offenstehenden Tür führte. Lissy nahm eine Dose Bier und stieg das Treppchen hoch. Gary hörte, wie sie in das Innere des Wagens rief: „Johnny, wir bringen Nachschub!“ Dann hörte Gary noch, wie Lissy die Dose aufriss. Und wenig später das Seufzen von Johnny, der sich mit einem kräftigen Schluck gestärkt hatte. Lissy erschien in der Tür. „Bring jetzt die Sachen rauf, Gary! Johnny will dich kennenlernen!“
     
    Gary schaffte alles nach oben und riskierte dabei einen Blick in den Wagen. Das Innere sah aus wie das unsortierte Ersatzteillager eines Bauwagens. Es war gerade noch Platz für eine Liege, auf der ein etwas verwahrloster Mann um die Fünfzig hockte und die Dose Bier leerte, die Lissy ihm gereicht hatte. Gary nickte ihm zu und verstaute das Dosenbier, den Schnaps und den Tabak im Regal neben den Elektrokabeln. Lissy riss jetzt zwei weitere Dosen Bier auf und schraubte den Verschluss von einer der Schnapsflaschen ab. Sie nahm einen Schluck direkt aus der Flasche und reichte sie dann an Gary weiter, der sich überwinden musste, an diesem Ritual teilzunehmen. Tapfer nahm auch er einen Schluck, ehe er die Flasche an Johnny weiterreichte. Lissy öffnete eine Packung Zigaretten und streckte sie ihm entgegen. Als Johnny sich eine angezündet hatte, meinte sie: „Mein Kerl und ich haben ein kleines Problem, Johnny!“
     
    Die Schnapsflasche war zur Hälfte geleert, als Johnny seinen Werkzeugkasten vom Regal nahm und sagte: „Ach was, das ist eine Kleinigkeit, das erledigen wir gleich jetzt! Wir bohren einfach noch ein Loch, und mit einer Pinzette holen wir die Nadel wieder zurück, so einfach ist das! Du hast eine Bohrmaschine, Gary? - Dann brauchen wir meine nicht mitzuschleppen. Pack noch ein paar von den Bierdosen ein und nimm auch den Beschleuniger mit. Es kann sein, dass ich bei der Arbeit Durst bekomme!“
     
    So schob Gary die Sackkarre durch das Schanzenviertel heim, während Lissy Johnny zur Unterstützung eingehakt hatte, da sein Kreislauf immer noch unter den Folgen des gestrigen Abends litt und sich erst langsam wieder einpendelte.
     
     
    Als Gary den Vorhang mit den Sonnenblumen zurückgezogen und die Leiter vor den Zähler gestellt hatte, nahm Johnny noch einen Schluck aus der Flasche und

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