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Die langen Schatten der Erleuchtung

Die langen Schatten der Erleuchtung

Titel: Die langen Schatten der Erleuchtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirti Peter Michel , Klaus-Jürgen Leimann
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den werden Sie ja auch kennen, Herr Maltzahn!“
     
    „In der Tat, wer in unserer Firma je an einer Feier teilgenommen hat, dem ist unser Heinzi kein Unbekannter, lieber Kollege!“ Heinzi war ein noch jungshaft aussehender, kleiner Mittfünfziger, der immer noch seine Konfirmationsgröße trug. Er war ein sehr aktives Mitglied dreier Gesangvereine, die er zum Kummer seiner Ehefrau mehrmals wöchentlich aufsuchte. Auch Heinzi war den anregenden Getränken im hohen Maße zugetan, und seine erste Bestellung lautete stets: „Haben Sie mal ein großes Glas für einen Chorleiter!“ Neben seinem Stuhl hatte er unauffällig eine Tasche deponiert, in der er seine Utensilien aufbewahrte. Heinzi galt zu Recht als Stimmungskanone in der Firma und in den Gesangsvereinen und war ein gefragter Gast auf Feiern, wenn es galt, den anderen ein wenig von ihrer Förmlichkeit zu nehmen. Auch hatte er Harald häufig während seiner unsoliden Jahre in der Firma „ Mit einem für den Magen “ über den Kater hinweg geholfen. Harald war niemand, der seine ehemaligen Freunde vergaß oder sie gar auf höherem Posten verleugnete.
     
    Costas stellte beiläufig mit einer stillen Geste der Verschwörung eine Flasche Fernet Branca neben Egon Maltzahn auf den Tisch.
     
    „Hier läuft direkt eine Wasserader durch“, diagnostizierte Elvira das Terrain und blickte vertrauensvoll auf ihr schwingendes Pendel, „ich werde mich dorthin setzen müssen!“ Egon Maltzahn nickte stumm. Er wusste, ohne hinzublicken, dass sie neben oder gegenüber von Jojo ihren ausgependelten Platz finden würde. Denn es sei an dieser Stelle verraten, was für eine stattliche Erscheinung und hervorragender Tänzer Egon Maltzahn auch sein mochte, er schwärmte doch mehr für das eigene Geschlecht und konnte nur mit Mühe den Blick von Jojo wenden. Die Heirat mit der bildschönen Elvira war in seinen jungen Jahren das beste Alibi gewesen, um seiner Karriere keine unnötigen Hindernisse in den Weg zu stellen. So hatte er Elviras gelegentliche Begeisterung für athletische jüngere Männer immer geduldet und sogar Verständnis gezeigt.
     
    Das resolute Käthchen, die ein geradezu kindliches Vertrauen in die Astrologie und verwandte esoterische Praktiken setzte, war sofort Feuer und Flamme für das Pendel und zog Elvira zu sich heran, so dass sie genau gegenüber Jojo zu sitzen kam.
     
    Aus einer Gruppe plaudernder Männer am Tresen schälte sich nun eine elegante Erscheinung in einem weißen Smoking heraus und kam an Haralds Tisch geschlendert. „Ist doch nicht die Möglichkeit.....“, stotterte Harald verwirrt, „Gotti..., ich kann's nicht glauben! Nimm doch Platz, mein Lieber!“
     
    Gotti genoss die allgemeine Verwirrung um seinen Auftritt. Er ließ sich lässig mit seinem Glas Sherry am Tisch nieder und schlug die Beine mit den champagnerfarbenen Lackschuhen an den Füßen gekonnt übereinander. Elvira war für einen Augenblick versucht, ihren Platz neu auszupendeln. „Ich sage immer“, meinte Gotti lächelnd in die Runde und zu Jojo und Hanif gewandt, „ach, unsere beiden Fakire sind auch da – ich sage immer, man muss zwischen Beruf und Freizeit unterscheiden können. Und wenn mein Freund Harald mit seiner Marlies einen Grund zu feiern hat, dann komme ich nicht in Berufskleidung!“ Eine Welle vielstimmigen Gelächters, an dem sich Vera als einzige nicht beteiligte, brandete durch die Taverne.
     
    Costas füllte die Gläser von Egon Maltzahn und Harald mit Fernet Branca. „Wenn es jetzt recht ist, meine Lieben“, meinte er lächelnd in die Runde und hob sein Glas, „dann lass ich jetzt den Hummer kommen, ja?“
     
    „Ich bin Veganerin!“, platzte Elvira heraus.
     
    „Was ist denn das nun wieder!“, empörte sich Käthchen über diese erneute Verzögerung der Mahlzeit.
     
    „Kein Problem, meine Liebe! Costas wird dir persönlich etwas zaubern!“ Costas wusste aus Erfahrung, dass solche hartgesottenen Fälle nur mit einem Essen zufrieden gestellt werden konnten, das nach nichts schmeckte und eigentlich eine Zumutung an die Geschmacksnerven war. Je fader das Essen, desto mehr wurde es von ihnen gelobt. Denn die Asketen wollten ja den Übergewichtigen weismachen, wie toll so eine Portion Reis ohne alles schmeckte. „Also, dieser Reis, ich sage dir, - einfach köstlich! Ich könnte mich da reinsetzen, aber ich muss auf mein Gewicht aufpassen!“, war so ein typischer Kommentar. Natürlich waren die Asketen alle schlank und drahtig, aber sie

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