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Die langen Schatten der Erleuchtung

Die langen Schatten der Erleuchtung

Titel: Die langen Schatten der Erleuchtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirti Peter Michel , Klaus-Jürgen Leimann
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Erleuchtung haben! Sie machen sich ihren alleinigen Seligkeitsanspruch gegenseitig streitig! Sie verteidigen ihr Glaubensbild wie die Nutzung eines Patentrechts auf ihre Erfindung! Seit Anbeginn führen sie Kriege darum! Doch wenn du die Hoffnungen auf das Morgen aufgegeben hast, was nichts anderes bedeutet, dass du dein kleines Selbst aufgegeben hast - dann sind alle Träume dahin. Wovon solltest du noch träumen? Und alle Verblendung ebenso! - Prost!!“
     
    Hanif zündete sich eine weitere Zigarette von Gotti an und schaute dem Rauch nach, der sich zur Decke kräuselte.
     
    „Hast du es kapiert, Hanif?“
     
    „Ich bin mir nicht sicher! Es kommt mir eher so vor, als hättest du Angst vor deinen Hoffnungen, Gotti!“
     
    „Und du, Jojo? Hast du es wenigstens begriffen?“
     
    „Nicht schlecht, was du sagst, Gotti! - Für den Anfang!“
     
    „Jojo, sage mir alles, was du weißt, in einem Satz! Kannst du das oder ist deine Erkenntnis so kompliziert, dass du viele Sätze brauchst, die einander überschlagen?“ Gotti nippte genüsslich an seinem Sherry.
     
    „Ich habe nicht so viel zu bieten wie du, Gotti! Aber auch die Hoffnungen aufgeben zu wollen, kann eine Illusion sein!“
     
    Gotti setzte sein Glas vor sich auf dem Tisch ab: „Ich merke schon, ihr habt mich noch nicht verstanden. Aber ich gebe euch noch ´ne zweite Chance! Schließlich habt ihr mir beide was in meinen Hut geworfen in der Annahme, ich sei ein Bettler. In etwa drei Wochen gebe ich hier Bei Costas im Clubraum ´nen SATSANG ( „Satsangha“ ist die traditionelle Bezeichnung im Sanskrit für das Zusammensein mit einem Heiligen, einem erwachten Menschen, dessen bloße Präsenz etwas von der Freiheit und Glückseligkeit des reinen Seins übermittelt. „Sat“ bezeichnet sowohl die „ewige Wirklichkeit“ oder „Wahrheit“ als auch das „Sein“. Und „sangha“ bedeutet „Vereinigung, Zusammensein“ – auch die Gemeinschaft, die sich um den Meister herum bildet. Die Kraft von Satsang, der „Gemeinschaft der Weisen“, wurde im alten Indien als eine Flamme beschrieben, die sich am Feuer der Erleuchtung eines Erwachten entzündet. Die New-Age-Esoterik hat mittlerweile diese alte Tradition entdeckt, die sich wie ein Lauffeuer ausbreitet.) – so was wie ´ne Frage- und Antwortstunde. Wenn euch dann noch immer etwas unklar ist, kommt einfach vorbei! Lasst euch nachher gleich von Costas zwei Freikarten geben!“
     
     
    Wie aus dem Nichts stand der Zigeuner am Tisch. Langjährige Stammgäste wussten, dass es sich eigentlich um den jüngeren, äußerst mageren Bruder von Costas handelte, der für solche Auftritte zum Zigeuner präpariert wurde. Er sprach dann mit ungarischem Akzent, trug einen goldenen Ohrring und einen schmalen Oberlippenbart. Als erstes trat er an Marlies heran und bedachte sie mit einem glühenden Blick aus seinen dunklen Augen, ehe er zu geigen und mit schmachtender Stimme zu singen begann. Bei seinem dritten Lied hatte Heinzi seinen Kamm aus der Tasche gezogen und blies darauf die zweite Stimme. Die Gäste von den anderen Tischen blickten begeistert herüber und klatschten im Takt dazu. Die Stimmung wurde ausgelassener, doch Egon Maltzahn war mit den magyarischen Sitten bestens vertraut und heftete, als allen die Geigerei nach dem zehnten Lied schon ein wenig lästig wurde, dem Zigeuner einen Zwanziger als Trinkgeld auf die feuchte Stirn, der sich dann fiedelnd langsam zum Ausgang hin verabschiedete.
     
    Gerhard kam gerade von der Toilette, wo er einen gekifft hatte. Er beugte sich zu Jojo und flüsterte: „Jojo, dein Hanif, der hat auf der Toilette die Spülung aller Pissoirs in Betrieb. Ich glaube, der hat wieder Heimweh! Geh mal runter, ehe Costas ´was merkt - der hat sowieso einen Piek auf euch Ausländer!“
     
    Jetzt kündigte sich auch der erste größere Auftritt von Heinzi an. Klammheimlich verschwand er mit seiner Tasche auf der Herrentoilette. Er hatte vorher Costas informiert, der die entsprechende CD auflegte, die Heinzi ihm zugesteckt hatte. Zu den ersten orientalischen Klängen kam er nun verkleidet die Treppe von der Toilette hoch. Er trug eine blonde, halblange Frauenperücke, einen roten Bikini und war geschminkt. Zusätzlich hatte er sich einen leichten Schleicher um den Oberkörper drapiert, so dass alle auf den ersten Blick glaubten, eine Frau würde nun einen Bauchtanz zum Besten geben. Erst jetzt erkannten einige Heinzi in der Verkleidung, und die Heiterkeit war groß. Heinzi tanzte

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