Die Lanze Gottes (German Edition)
gegangen. Eigentlich seltsam, diese Art der Ungeduld passt nicht zu dem Rudolf von Rheinfelden, den ich einst kannte und schätzte. Er hat sich sein eigenes Grab geschaufelt. Er kann nicht mehr zurück. Dieser Konflikt wird auf dem Schlachtfeld ausgetragen werden«, sagte Hermann nachdenklich.
Janus musste unwillkürlich an den Papst denken. Die Begegnung mit dem Heiligen Vater hatte bei ihm Spuren hinterlassen. Gregor hatte ihn beeindruckt. Es schien ihm unmöglich, der Heilige Vater könne auch nur den Hauch von Sympathie für König Heinrich empfinden. Dieser große ernste Kirchenmann schien bei ihrer Begegnung in Rom wild entschlossen, den König zu demütigen. Janus konnte nicht glauben, dass sich daran etwas geändert haben sollte. »Und was wird der Papst tun?«, fragte Janus.
Hermann zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern. »Papst Gregor ist ein findiger Politiker. Er wird auf die alte Weisheit setzen, wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte.«
»Und wahrscheinlich hat er damit recht«, murmelte Janus.
»Wie meinst du das?«
»Manchmal frage ich mich, ob es hier wirklich um das Reich geht oder um die Eitelkeit zweier verbitterter Männer.«
Hermanns Miene verfinsterte sich. »Du gehst zu weit, Janus!«
»Sorge dich nicht um meine Loyalität gegenüber dem König«, beschwichtigte Janus.
Hermann blickte ihn zweifelnd an.
Sie setzten sich auf eine Bank vor das Backhaus und schwiegen eine Weile. Janus dachte nach. Papst Gregors Ziel war es, die Macht der Kirche gegenüber der Macht der Könige zu stärken. Dafür, so schien es Janus, war ihm jedes Mittel Recht. Er seufzte. »Der Papst weiß, dass derjenige, mit dem er sich verbünden wird, als Sieger aus dem Streit hervorgeht.«
»Ja, aber der Bund wäre von stärkerer und längerer Dauer, wenn er ihn mit dem Mächtigeren der beiden schließt«, erwiderte Hermann. »Und wer das sein wird, bleibt abzuwarten, denn noch hat Rheinfelden nicht gewonnen. Nach wie vor halten viele Fürsten König Heinrich die Treue und seit der Auflösung des Banns werden es täglich mehr!«
Janus atmete tief ein. »Das Reich ist gespalten.«
Hermann nickte. »Ich weiß, doch die Schuld daran trägt einzig und allein Rheinfelden. Seine Ernennung zum König ist ein widerlicher Akt der Usurpation. Rudolf hat sich von der Habsucht, dem Hauptlaster der Menschen, verleiten lassen. Und er ist auf diese Art und Weise zum Verräter an seinen König und an Gott geworden. Seine Wahl ist ein Angriff gegen Gott selbst, da nur König Heinrich der von Gott gewollte und gesalbte Herrscher ist!«
»Denkst du, ein Krieg ist noch zu verhindern?«
»Nein, ich fürchte er ist unvermeidlich.«
Das Jahr 1077 verlief erstaunlich ruhig, doch Janus wusste, das war nur die Ruhe vor dem Sturm. Seit sich Rheinfelden in Mainz hatte krönen lassen, kam es immer wieder zu kleineren Kämpfen. König Heinrich hatte den aufständischen Fürsten um Rudolf auf einem Hoftag in Ulm alle Lehen und Würden entzogen und die Todesstrafe über sie verhängt.
Hermann verließ den König nur selten. Janus hingegen ritt häufig zwischen dem Heer des Königs und Gleiberg hin und her. Manchmal fragte er sich, was Hermann ohne ihn anstellen würde. Der Gleiberger Graf interessierte sich nur für seinen Besitz, wenn es die Kasse des Königs zu füllen galt, und das machte Janus ärgerlich. Immer wenn er mit Hermann darüber sprach, winkte dieser ab, sie müssten schließlich alle bereit sein, Opfer für den König zu
bringen.
Schließlich standen sich beide Heere erstmals bei Würzburg gegenüber. Janus traf gegen Abend aus Gleiberg ein und wurde sogleich zum König geführt, der darauf brannte, in die Schlacht zu ziehen. Doch verschiedene Fürsten, unter ihnen Konrad von Werl und auch Hermann, mahnten immer wieder zur Besonnenheit. Allen voran versuchte Konrad den Krieg mit allen Mitteln zu vermeiden, stand auf der anderen Seite doch einmal mehr sein Schwiegervater, Otto von Northeim. Mehrere Verhandlungsversuche scheiterten. Heinrichs Hass auf Rheinfelden war unbändig, er wollte ihn töten. An eine friedliche Lösung des Konfliktes war nicht mehr zu denken.
An einem Abend, nach endlosen Beratungen darüber, wie man Rheinfelden mit möglichst wenigen Verlusten den Garaus machen konnte, trafen sich Hermann, Konrad, Janus und einige der anderen Fürsten und Bischöfe zu einer geheimen Lagebesprechung ohne den König, was Janus sehr ungewöhnlich fand. Gott allein weiß, was sie vorhaben, dachte er, als er
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