Die Lanze Gottes (German Edition)
bin zu alt für diese Bürde. Es kann im Reich nur einen König geben und es sollte der sein, der die Sachsen am gerechtesten behandelt. Nach Lage der Dinge ist das Rudolf von Rheinfelden und nicht Heinrich. Außerdem gibt es noch etwas, was ihn dazu auserkoren hat, König des Reiches zu sein.«
»Was meinst du?«, fragte Konrad sichtlich überrascht.
Otto von Northeim holte tief Luft und musterte sein Gegenüber. »Wir sind alle gottesfürchtige Menschen. Gott hat ein Zeichen gesandt und Rudolf auserwählt, der nächste König des Reiches zu sein. Wer sind wir, dass wir uns Gottes Willen nicht beugen?«
»Was für ein Zeichen hat Gott euch gesandt?«, fragte Konrad ungläubig.
In diesem Augenblick wusste Janus, von was die Rede war, doch er hielt es für besser, zu schweigen und sich im Hintergrund zu
halten.
»Gott hat Rheinfelden zur Heiligen Lanze geführt. Die Reliquie Heinrichs ist eine Fälschung. Es ist Gottes Wille, dass der Schwabenherzog der neue König des Reiches wird. Und es ist ebenso der Wille des Papstes, auch wenn der Heilige Vater dies öffentlich noch nicht kundgetan hat!«
Janus konnte das Entsetzen auf Konrads Gesicht sehen. Mit einer solchen Wendung hatte er nicht gerechnet. Bisher hatte er die Verhandlungen geschickt geführt, doch nun geriet er ins Schwanken. »Was ist das für eine Geschichte, die du erzählst? Was macht dich so sicher, dass die Heilige Lanze, die sich im Besitz Rheinfeldens befindet, keine Fälschung ist?«
Otto erwiderte: »Der Papst hat sich noch nicht geäußert, aber man sagt, er wird bald in den Besitz weiterer Beweise und Zeugen für die Echtheit der Lanze gelangen und Rudolf dann als König bestätigen. Du siehst also, nicht nur Gottes Stellvertreter auf Erden, sondern Gott selbst will, dass Rudolf von Rheinfelden König wird. Und wir alle müssen uns dem Willen des Herrn beugen, denn es ist seine Lanze. Es ist die Lanze Gottes!«
Schlagartig wurde Janus bewusst, wie ernst die Lage war. Es sah nicht besonders gut aus für König Heinrich. Er schwieg, weil er sich nicht in der Position befand, bei diesen Verhandlungen etwas auszurichten, und selbst wenn er seine Geschichte offenbart hätte, die Fürsten hätten ihm nicht geglaubt. Außerdem plagte ihn sein Gewissen, denn er war es schließlich gewesen, der die Heilige Lanze gefunden hatte, auch wenn er keine Schuld an deren Verlust trug. Daher beschloss er, Hermann nach seiner Rückkehr alles zu berichten.
Konrad ergriff indes erneut das Wort. »Das heißt also, du lehnst meinen Vorschlag ab, die Krone an dich zu nehmen?«
»Ja«, antwortete Otto knapp.
»Nun, dann gibt es wohl nichts mehr zu bereden«, sagte Konrad resigniert und wandte den Blick ab.
Der Sachse erwiderte: »Es gibt noch eine allerletzte Möglichkeit. Wir werden versuchen, Rheinfelden zu einem Fürstentag im November zu überreden. Wenn ihr das Gleiche mit König Heinrich tut und beide sich dazu bereit erklären, diesem Treffen beizuwohnen, soll unter Anwesenheit des päpstlichen Legaten entschieden werden, wer der rechtmäßige König des Reiches ist.«
Vielleicht würde es am Ende doch zu einer Einigung kommen, dachte Janus, verwarf den Gedanken aber sofort wieder, denn er wusste es besser. Papst Gregor und Rheinfelden hatten das Schicksal des Königs längst besiegelt und besaßen durch die Heilige Lanze alle Vorteile.
Janus verstand, dass der König die Entscheidung wollte, um ein für alle Mal klarzustellen, wer der mächtigste Mann im Reich war. Heinrich posaunte offen heraus, dass der Papst sich viel zu sehr in die Angelegenheiten des Reiches einmischte. Er wollte zunächst Rheinfelden vernichten und dann den Papst vom Thron werfen. Konrad wagte nicht, zu widersprechen und Hermann, mit dem Janus häufig darüber redete, sah die Dinge genauso wie der König. Heinrich kamen immer wieder Gerüchte über die Heilige Lanze zu Ohren, er schenkte diesen allerdings kaum Beachtung und glaubte an ein Täuschungsmanöver Rudolfs. Für ihn lag die Heilige Lanze im Reichskreuz in Speyer. Hermann, der um die wahre Geschichte wusste, gegenüber dem König jedoch schwieg, glaubte, die Lanze in den Händen des Gegners sei ein Grund mehr, die Entscheidungsschlacht zu suchen.
In Würzburg kam es nicht zur Schlacht und Hermann schickte ihn zurück nach Gleiberg. Die Ernte war eingebracht worden und jemand musst sich um die wirtschaftlichen Belange der Burg kümmern. Janus war schließlich der Verwalter. Der Gleiberger Graf wollte, wie üblich, beim
Weitere Kostenlose Bücher