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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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überqueren mussten. Sie starrten vor Schneemassen und eisigem Frost. Als einzelner Reiter war es vor ein paar Wochen schon schwierig gewesen, die verschneiten Alpen zu überqueren, jetzt, mit dem gesamten Gefolge des Königs, schien es ihm fast unmöglich. Doch das Ultimatum lief bald ab. Sie hatten keine Zeit mehr zu warten und mussten weiter. Eiligst ließ Heinrich einige Einheimische zusammentreiben, die das Gefolge über den Pass führen sollte. Diese mussten vorangehen und ihnen die rauen Pfade ebnen. Es schneite unaufhörlich und der kalte Wind schlug ihnen ins Gesicht. Für die Pferde war der Schnee viel zu tief und die Hänge zu rutschig. Immer wieder scheuten die Tiere und weigerten sich weiterzugehen, wurden zurückgelassen, erfroren. Das gesamte Gefolge, selbst der König, war gezwungen, zu Fuß weiterzugehen. Streckenweise kamen sie nur auf allen Vieren vorwärts. Es grenzte fast an ein Wunder, dass sie es überhaupt über den Pass schafften. Am dritten Tage setzte ein Schneesturm ein, der sie zwang, beinahe alle ihre Habseligkeiten zurückzulassen. Außer ein paar Karren mit Zelten und wenigen Maultieren sowie dem, was sie am Leib trugen, konnten sie kaum etwas auf die andere Seite des Passes retten.
    Als sich in Italien die Kunde verbreitete, der König sei angekommen, um dem Papst entgegenzuziehen, versammelten sich binnen weniger Tage mehrere Adelige und Bischöfe, die Heinrich immer noch ergeben waren. So wurde das Königsgefolge mit allem Nötigen versorgt. Von einer riesigen Armee konnte zwar immer noch keine Rede sein, dennoch schien Hermanns Plan aufzugehen. Janus stand neben ihm, als einer der Boten in das Lager zurückkehrte und vom Pferd sprang. Er eilte zu ihnen und verbeugte sich. »Euer Gnaden, der Papst befindet sich bei Mathilde von Tuszien auf der Burg Canossa. Sein Tross war sehr klein und als ihn die Kunde von der Ankunft des Königs erreichte, beschloss er so schnell wie möglich den Schutz der Burg aufzusuchen. Abt Hugo von Cluny ist bei ihm. Er war zusammen mit dem Heiligen Vater unterwegs!«
    Hermann lächelte zufrieden und gab dem Boten ein Zeichen, dass er gehen könne.
    Janus blickte ihn an. »Es scheint, als ginge dein Plan auf. Trotzdem siehst du nachdenklich aus.«
    »Hugo von Cluny hat versprochen zu vermitteln. Mit Papst Gregor kann man nicht verhandeln, man kann ihn nur davon überzeugen, dass etwas gottgefällig ist. Du hast ihn ja kennengelernt. Aber die Tatsache, dass er mit Hugo von Cluny Canossa aufgesucht hat, spricht dafür, dass der Abt genau dies geschafft hat.
    Einen Tag später erreichten sie Canossa und der König ließ unterhalb der Burg das Lager aufschlagen. Einige Tage vergingen und Janus verbrachte seine Zeit hauptsächlich mit dem Versuch, sich warmzuhalten.
    Als er an einem kalten Januarmorgen durch die Reihen der Männer schritt, schüttelte er immer wieder den Kopf. Von einer Armee konnte wahrlich keine Rede sein. Ein hilfloser, ausgemergelter Haufen befand sich dort am Fuße der Burg. Einzig die
    Waffenknechte der italienischen Adeligen und Bischöfe bildeten eine Ausnahme. Wie würde es weitergehen? Vor nunmehr drei Tagen hatte sich König Heinrich im Büßergewand ganz allein auf den steilen Pfad zur Burg Canossa begeben. Seitdem warteten alle gespannt auf seine Rückkehr.
    Plötzlich blickte Janus auf. Hermann preschte in das Lager. Schon von Weitem jubelte er: »Er hat ihm verziehen! Der Papst hat dem König verziehen und den Bann gelöst!« Vor Janus sprang Hermann von seinem Pferd. Dann lief er zu ihm und packte ihn an den Schultern. »Mein Plan ist aufgegangen! Wir können endlich zurück!«
    »Der König hat es tatsächlich geschafft?«, staunte Janus.
    Hermann lachte. »Vieles haben wir wohl Hugo von Cluny zu verdanken. Außer ihm, dem Heiligen Vater und dem König, wird wohl nie jemand erfahren, was in Wahrheit in den Mauern Canossas gesprochen wurde! Der Papst jedenfalls war überrascht, als am Tag der Bekehrung des heiligen Paulus König Heinrich barfuß und im härenen Büßergewand, weinend und um Erbarmen flehend, vor dem Burgtor stand und um Einlass bat.«
    »Konntest du schon mit dem König reden, Hermann?«
    »Nur für einen kurzen Augenblick. Der Papst kehrt um, er trifft sich nicht mit den Fürsten.«
    Er hat es also wieder einmal geschafft, dachte Janus und schüttelte ungläubig den Kopf.
    Sie warteten bis die schlimmste Kälte vorbei war, dann machten sie sich auf den Weg zurück nach Speyer. Dort angekommen, sandte König

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