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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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Heinrich Boten in alle Richtungen des Reiches und ließ verkünden, dass Papst Gregor den Bann gelöst habe. Das führte dazu, dass sich nach und nach verschiedene Fürsten am Königshof versammelten und Heinrich erneut die Treue gelobten. Ebenso viele schlossen sich jedoch Rudolf von Rheinfelden an, der es nun endgültig leid war, auf Heinrichs Abdankung zu warten, mit der nach den Geschehnissen in Canossa wohl nicht mehr zu rechnen war.
    Janus war sich angesichts der Entwicklung beileibe nicht sicher, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, König Heinrich hätte das Zepter niedergelegt. Er verspürte immer weniger Lust darauf, seine Zeit am Hofe Heinrichs zu verbringen, sehnte sich nach Adela und seinen Kindern und wollte nach Hause. Doch es ging nicht. Er hatte dem König einen Eid geleistet.

XLIX
    Das Flackern der Fackeln warf tanzende Schatten an die Wände der großen Burghalle in Göswinsteyn, in der die Mitglieder der Mauritiusbruderschaft versammelt waren, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
    Rudolf von Rheinfelden blickte zufrieden in die Runde. »Meine Brüder, in zwei Tagen werden sich alle großen Fürsten des Reiches in Forchheim versammeln. König Heinrich hat sich in Canossa mit dem Papst getroffen. Er hat den Heiligen Vater in eine Falle gelockt und in einem Büßergewand um Vergebung gebeten. Der Papst hat den Bann gelöst!«
    Ein Raunen ging durch die Halle. Rudolf fasste sich ans Kinn und dachte laut nach: »Das war ein geschickter Schachzug des Mannes, der sich König nennt. Doch er hat sein Recht auf die Königswürde verwirkt. Er ist nicht der reuige Sünder, als der er sich gegenüber dem Papst ausgegeben hat. Der Heilige Vater ist einem Betrug zum Opfer gefallen, daher sind, wie ich, viele Fürsten der Meinung, das Reich solle von einem neuen König regiert werden. Ich wurde gefragt, ob ich bereit sei, diese Bürde zu tragen. Nun, meine Brüder! Für das Reich werde ich es tun.»
    Die Blicke aller Anwesenden waren auf Rudolf gerichtet. Langsam sprach er weiter: »Der König weigert sich abzudanken, er bringt dadurch das Reich in immer größere Schwierigkeiten. Wir sind schon zum Gespött des gesamten Erdkreises geworden. Ab heute wird sich die Bruderschaft des Heiligen Mauritius nicht mehr vor den Augen der Welt verstecken. Ab heute wird sie dem zukünftigen König des Reiches in aller Offenheit zu Diensten sein. Wir hüten seit Jahrhunderten ein Geheimnis, doch das ist nun nicht mehr nötig. Es gibt bald zwei Könige und nur einer kennt die Wahrheit und ist aufseiten Gottes. Niemand wird gezwungen. Ein jeder von Euch mag sich frei entscheiden, wem er die Treue schwören will!«
    Einer nach dem anderen stand auf. »Es lebe König Rudolf!«, hallten die Rufe durch den Saal.
    Rheinfelden lächelte und nickte Wilfried von Breyde zu, der zum Ende der Halle ging und eine Truhe hervorholte. Er stellte sie auf den Tisch und öffnete den Deckel. Rudolf griff hinein und holte einen schmalen Stab aus Holz und Metall hervor. »Dies ist die wahre Heilige Lanze. Ich verbürge mich für ihre Echtheit. Sie ist nun endlich in unserem Besitz.«
    Abermals ging ein erstauntes Raunen durch die Reihen der Fürsten. Einige sahen Rudolf zweifelnd an, doch er wusste, dass niemand sein Wort infrage stellen würde.
    »Morgen wird Wilfried von Breyde nach Rom aufbrechen und dem Heiligen Vater von unserem Fund berichten. Der Papst ist im Streit um die Königswürde noch neutral. Dies wird sich jedoch ändern, wenn er weiß, wer durch den Willen Gottes in Besitz der Heiligen Lanze gekommen ist. Heute ist die letzte Zusammenkunft unserer Gemeinschaft. Wenn die Fürsten mich in zwei Tagen zum König wählen, werde ich das Geheimnis der Heiligen Lanze offenbaren. Sie gehört mir! Gott hat sie zu mir geführt! Der Papst soll es wissen, König Heinrich soll es wissen, die ganze Welt soll es wissen!«
    Die Fürsten applaudierten. Nur Eckbert von Meißen meldete Bedenken an. »Was ist, wenn der Papst uns nicht glaubt? Es ist eine Lanze. Nichts weiter. Wie wollen wir beweisen, dass es sich um die echte Heilige Lanze handelt? Glaubt der Papst Euren Worten so, wie wir es tun, Fürst von Rheinfelden?«
    »Sie ist echt! Der Papst wird die Zeichen Gottes richtig deuten!«, beharrte Rudolf.
    »Befindet sich der Kodex ebenso in Eurem Besitz?«, fragte Gottfried der Bucklige, der als einer der Älteren wusste, dass es eben dieser Kodex des Mönches Jared war, der seinerzeit die geheime Bruderschaft in Gefahr gebracht

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