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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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tot! Meine Familie war Asbirg! Was glaubst du, wer du bist, mir solche Vorhaltungen machen zu können? Ich schulde dir nichts, Janus von Esken. Und das wird auch so bleiben. Das Haus, welches ich unterhalb der Burg bewohne, gehört dem Schmied. Ich zahle dafür. Ich ernähre mich selbst durch mein Wissen und meine Fähigkeiten, die ich allesamt Asbirg zu verdanken habe, und nicht der Familie von Esken. Am allerwenigsten jedoch dir, mein Bruder!«, schrie sie, drehte sich um und wollte die Brustwehr verlassen.
    Er griff nach ihrem Arm und hielt sie fest. »Halt! Du bleibst hier!«
    »Lass mich los, Janus!«, zischte sie, wobei ihre Augen vor Zorn funkelten.
    »Wo willst du hin?«
    »Zurück zu meinem Haus. Ich werde die Burg nicht mehr betreten!«
    Janus spürte seine Wut und versuchte sie hinunterzuschlucken. Was bildete sie sich ein? Sie konnte doch nicht von ihm erwarten, dass er sich ihre Liebesnächte mit seinem größten Feind vorstellte und dabei ruhig blieb. Was wollte sie? Absolution? Verständnis? Mitgefühl? Janus war zu nichts dergleichen fähig. Er fühlte nur eines: Verachtung. Aber er wollte sie auch nicht einfach so gehen lassen, schließlich war sie seine Schwester und er fühlte sich für sie verantwortlich. Janus hielt sie fest und sprach auf sie ein. »Du wirst ohne meine Hilfe nicht auskommen. Du bist meine Schwester und hast keinen Gemahl, daher wirst du tun, was ich sage. Morgen früh kannst du zurück zu deinem Haus gehen.«
    Konstanze riss sich los und lachte verzweifelt. »Wenn mir Asbirg eines beigebracht hat, dann das, mir von nichts und niemandem etwas befehlen zu lassen. Eine Eigenschaft, die auch unserem Vater zu eigen war, jedenfalls behauptete Asbirg das immer. Aber vielleicht hast du das ja vergessen, Graf von Esken. Nicht einmal Wilfried von Breyde besaß Macht über mich. Wie kommst du darauf, dass ich sie dir einräume?«
    Janus sah ihr nach, wie sie die Treppen der Brustwehr hinabstieg.
    Im Burghof drehte sie sich noch einmal um. »Leb wohl, Bruder!«, rief sie ihm zu und ging schnellen Schrittes zur Torwache.
    Janus nickte der Wache zu und der Mann ließ sie hinaus. Trauer und Zorn tobten in ihm. Hatte er einen Fehler begangen? Er ahnte, dies würde für lange Zeit das letzte Gespräch mit seiner Schwester sein.
    Kurz nach Weihnachten schenkte ihm Adela einen weiteren Sohn. Bei der Geburt bestand seine Gemahlin darauf, dass Konstanze ihr helfen solle. Janus ließ sie gewähren. Doch seine Schwester würdigte ihn keines Blickes. Sie erledigte ihre Arbeit und ging wortlos an ihm vorbei. Sein Sohn erhielt den Namen seines Vaters. Siegmar.

LI
    Es war ein kalter Januartag als man Adam von Bremen zu Bischof Liemar rief. Der junge Novize, der ihm die Nachricht brachte, wirkte sehr aufgeregt. Adam solle unverzüglich erscheinen, ein hoher Würdenträger aus Rom sei angekommen und habe einige Fragen an ihn.
    Auf dem Weg zum Bischofspalast überlegte Adam, was das zu bedeuten haben könnte. Schließlich betrat er die bischöfliche Halle. Liemar stand am Fenster und schien schon ungeduldig auf ihn zu warten. Neben ihm saß ein schwarzhaariger, hagerer Mann. Adam verbeugte sich vor dem Bischof und küsste dessen Ring. Mit einem Seitenblick streifte er den seltsamen Besucher aus Rom und wartete neugierig darauf, was der Bischof von ihm wollte. Dieser wies mit einer Handbewegung auf seinen Besucher und sprach: »Das ist Bernard von Kreuzlingen. Er ist ein Gesandter des Heiligen Vaters.«
    Adam verbeugte sich vor dem Gast und der tat es ihm gleich. »Bernhard von Kreuzlingen ist auf der Suche nach einem Kodex, der sich in unserer Dombibliothek befinden muss.«
    Adam gab sich alle Mühe, sein Erstaunen zu verbergen und schaute abwechselnd den Bischof und dann wieder den päpstlichen Gesandten an. »Was mag das für ein Kodex sein, an welchem der Heilige Vater so ein Interesse hat?«
    Bischof Liemar wollte antworten, doch Bernhard von Kreuzlingen fiel ihm ins Wort. »Ehrwürdiger Adam, ich werde Eure kostbare Zeit nicht mit sinnlosen Worten vergeuden. Die Unterredung, die nunmehr geführt wird, hat offiziell niemals stattgefunden. Der Papst selbst befielt Euch, Bischof Liemar und auch Euch, Domscholaster Adam, absolutes Stillschweigen zu bewahren.«
    Adam blickte zu Liemar, der den Blick senkte und nickte. Er wusste, dass der Bischof treu zu König Heinrich stand. Liemar wurde damals wie der König selbst vom Papst exkommuniziert und sein Verhältnis zu Rom war nicht das allerbeste. Er freute

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