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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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den König wieder und wieder seine gesamte Kasse leerte. Mittlerweile litten auch die Menschen im Gleiberger Lehen darunter. Janus beschwor Hermann, von jeder Familie aus Gleiberg nur einen Sohn mitzunehmen. Doch Hermann ließ sich nicht beirren. Ein jeder Mann im Ort, der fähig war zu kämpfen, sollte mit ihm
    reiten.
    Am Abend, bevor sie aufbrechen wollten, ging Janus zu den Ställen, um nach den Pferden zu sehen. Dort traf er Notgar. Der ehemalige Söldner machte ein bekümmertes Gesicht, während er damit beschäftigt war, die Reittiere zu versorgen. Janus trat in den Stall, nahm einen Striegel und half ihm. Notgar schwieg.
    »Was bedrückt dich?«
    Er schaute ihm über den Pferderücken in die Augen. Der große, glatzköpfige Hüne wirkte traurig. »Du weißt, Janus, von dem Moment an, als ich meinen Fuß zum ersten Mal in die Burg Gleiberg gesetzt und mit dir Hermann befreit habe, bin ich hier heimisch geworden. Mein Leben lang reiste ich umher und habe viel gekämpft, doch hier habe ich so etwas wie ein Zuhause gefunden.«
    Das wusste Janus. Notgar lag wirklich viel an Gleiberg und den dort lebenden Menschen, allen voran an Johannes Wohlfarth. Die beiden waren über die Jahre gute Freunde geworden.
    »Die Schlachten, die uns bevorstehen, werden fürchterlich werden«, seufzte Notgar.
    Janus nickte zustimmend. »Ein Grund mehr, nur einen Mann von jeder Gleiberger Familie zu nehmen«, murmelte er, immer noch verärgert über Hermanns Entscheidung. Warum setzte er alles für König Heinrich aufs Spiel, selbst das Leben von Gleibergs Söhnen und Vätern?
    Notgar unterbrach für einen Moment seine Arbeit und riss ihn aus den Gedanken. »Ich muss dir etwas sagen, Janus.«
    Fragend schaute Janus ihn an.
    Notgar senkte den Blick. »Johannes ist weg.«
    »Johannes? Weg? Wo ist er hin?«
    »Er ist um die Mittagszeit losgeritten. Zuvor hat er sich mir anvertraut«, gestand Notgar.
    »Was soll das bedeuten, er hat sich dir anvertraut?«
    Notgar blickte nach unten, vermied es, Janus in die Augen zu sehen. »Johannes ist gegangen, zurück in das sächsische Dorf, in dem seine Mutter einst geboren wurde«, sagte er leise. »Sein Herz gehört der sächsischen Sache, auch wenn er den Großteil seines Lebens auf der Burg Gleiberg verbracht hat. Wir beide brauchen nicht darüber zu reden, wie sehr die Sachsen König Heinrich hassen. Du warst dabei, als wir Otto von Northeim geschlagen haben. Ich habe mit Johannes oft darüber gesprochen. Ich weiß, dass er deiner Familie immer treu ergeben war, deswegen brich nicht den Stab
    über ihm!«
    Janus ahnte Schlimmes. »Wo ist er, Notgar, sprich!«
    Notgar blickte ihn ernst an. »Er hat sich Otto von Northeim angeschlossen.«
    Janus glaubte, für einen Moment seine Fassung zu verlieren. Ausgerechnet Johannes, der Mann, dem er vertraut hatte wie niemandem sonst? Ausgerechnet Otto von Northeim musste er sich anschließen, der den König ein ums andere Mal verraten hatte und jedes Mal aufs Neue von Heinrich begnadigt wurde? Tausend Gedanken jagten durch Janus´ Kopf. War Johannes jetzt sein Feind? Was, wenn er ihm auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen würde? Fassungslos setzte er sich auf einen Schemel. Dann flüsterte er leise, mehr zu sich selbst: »Johannes, ein Verräter?«
    Notgar setzte sich neben ihn. »Nein, Janus. Er ist kein Verräter, er kämpft für das, woran er glaubt. Er ist überzeugt, dass König Heinrich das Volk der Sachsen ausbeutet.«
    Janus zog gedankenverloren das Messer seines Vaters aus der Scheide und betrachtete die Runenzeichen auf dem Griff, wie schon so oft in seinem Leben. Dann sagte er traurig: »Das hätte Johannes nicht tun dürfen.«
    Notgar legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich sagte dir, brich nicht den Stab über ihm. Du weißt: Auch vor der Burg Gleiberg macht der Riss, der durch das Reich geht, nicht halt. Johannes Wohlfarth ist nicht alleine geritten.«
    »Was soll das heißen?«
    »Bernhard der Schmied, seine zwei Söhne, einige der Bauern und drei Bogenschützen haben sich ihm angeschlossen.«
    Janus sprang auf. »Und du hast sie einfach ziehen lassen?«, fragte er bestürzt.
    »Was hätte ich tun sollen? Johannes ist mein Freund!«
    »Es ist Verrat, Notgar! Verrat am König! Und was noch viel schlimmer ist, Verrat an Hermann und an mir!«
    Notgar stand auf und erwiderte: »Das mag wohl sein, Janus. Und ich verstehe deine Verbitterung. Doch ein jeder muss seinem Gewissen gehorchen.«
    »Weiß Hermann schon davon?«, fragte Janus.
    Notgar

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