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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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sollte sich dadurch ändern. Die Heilige Lanze liegt in Speyer.«
    Der Papst runzelte die Stirn. »In den letzten Jahren ist viel geschehen, was allem Anschein nach dem weiten Arm von Cluny verborgen blieb.«
    »Ach! Und was soll das sein?«, erkundigte sich Hugo verärgert.
    »Ein Kodex ist aufgetaucht. Er ist von einem Benediktinermönch namens Jared im neunten Jahrhundert geschrieben worden. Ich holte unsere besten Gelehrten nach Rom und ließ ihn überprüfen. Fast alle kamen zum Schluss, dass die Beschreibung der Heiligen Lanze in dem Kodex der Wahrheit entspricht. Rudolf von Rheinfelden behauptet nun, sie sei in seinem Besitz. Ich hielt es für unklug, mich zu früh für eine der Seiten zu entscheiden. Wenn Rudolf von Rheinfelden die Wahrheit spricht, ändert das einiges. Vielleicht will Gott, dass er der neue König des Reiches wird. Ich wollte mich eigentlich aus all diesen Dingen heraushalten und die Vorteile, die sich daraus für die Kirche ergeben, zu gegebener Zeit ausspielen.«
    Hugo blickte staunend auf den Heiligen Vater, der unbeirrt fortfuhr. »Durch einen Boten ließ ich Rheinfelden ausrichten, dass wir die Echtheit seiner Lanze überprüfen wollen. König Heinrich schickte ich eine Nachricht, in der ich ihn dazu aufrief, Buße zu tun und darüber nachzudenken, ob er nicht zugunsten seines Volkes abdanken will. Wie du weißt, versuchen wir schon seit Monaten zu vermitteln, aber es kommt zu keiner Einigung zwischen den deutschen Fürsten. Irgendwann werde ich Stellung beziehen müssen. Der Kodex befindet sich mittlerweile hier in Rom. Ein Domscholaster Bischof Liemars von Bremen hatte ihn in seinem
    Besitz.«
    Hugo erhob sich und ging nachdenklich durch die Halle. »Ein Kodex … «
    »Rudolf von Rheinfelden hat versprochen, die Lanze der Kirche zu übergeben. Er wird eine Abordnung nach Cluny schicken. Du musst sie empfangen und dir die Reliquie ansehen.«
    Hugo kniff seine Augen leicht zusammen, dann sagte er: »Ich nehme an, der Herzog von Schwaben will von der Kirche für die Herausgabe der Lanze eine Gegenleistung.«
    »So ist es!«, sagte Papst Gregor mürrisch.
    »Und die Gegenleistung, die er von dir als Papst erwartet, ist die Anerkennung seiner Krone«, folgerte Hugo und schüttelte nachdenklich den Kopf.
    Papst Gregor zog die Stirn in Falten. »Ja, und ich weiß nicht, was ich tun soll. Das Schicksal der Christenheit und der Kirche steht auf dem Spiel. Rudolf von Rheinfelden ist ein gehorsamer Diener Gottes, er wird das Reich in unserem Sinne lenken. Und die Reformen, die von Cluny ausgehen, werden endlich Früchte tragen. Das ist sein Angebot und ich frage mich, ob ich darauf eingehen soll, denn ich weiß nicht, ob es Gott ist, der mir dieses Angebot macht, oder der Teufel.«
    Hugo beneidete den Heiligen Vater in diesem Augenblick nicht. »Eine sehr schwere Entscheidung, die du zu treffen hast, doch du bist der Papst und keiner kann sie dir abnehmen.«
    »Wie würdest du an meiner Stelle entscheiden?«
    »Das weiß ich nicht, Heiligkeit«, antwortete Hugo ehrlich heraus. »Du weißt, dass ich ein Verfechter der Reformen bin. Allerdings nicht um jeden Preis. Wenn Heinrich weiter König bleibt, wird er versuchen, die Laieninvestition aufrechtzuerhalten. Er wird die Reformen stören. Er ist nicht wie sein Vater, dennoch ist er der vor Gott rechtmäßig gesalbte König.« Hugo seufzte. »Vielleicht sollte ich mir die Lanze erst einmal anschauen, dann sehen wir weiter!«

LIV
    Als Janus im Januar wieder beim König eintraf, überraschte ihn die Größe, die dessen Streitmacht mittlerweile angenommen hatte. Bisher hatte sie hauptsächlich aus Bayern, Böhmen, Franken, Schwaben und Burgundern bestanden, doch mittlerweile folgten ihm auch wieder zahlreiche Sachsen.
    Heinrich wollte nicht länger warten und gab schließlich den Befehl zum Aufbruch. Sie marschierten in Richtung Sachsen und Rheinfelden zog ihnen entgegen. Der böhmische Herzog Vratislav schloss sich ebenfalls mit über dreitausend Mann dem König an. Eine Tatsache, die Janus beruhigte, denn es verschaffte ihnen einen großen Vorteil.
    Schließlich erreichten sie Flarchheim in Sachsen, wo das gegnerische Heer auf sie wartete.
    Am Vorabend der Schlacht ging Janus zu einer Lagebesprechung mit den anderen Fürsten. Auf dem Weg dorthin blieb er stehen und blickte hinüber zu dem Hügel oberhalb des kleines Baches. Dahinter lagerte Rudolfs Armee, deren Lagerfeuer den Nachthimmel leuchten ließen. Sobald der Morgen graute, würden sie sich

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