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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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antwortete Asbirg mit ruhiger Stimme.
    »Die Runen? Heidnische Bräuche? Wahrsagerei?«
    Asbirg lachte. »Ja, das sagt der Mann, der in meiner Hütte auf dich wartet, auch immer. Ich sehe die Dinge jedoch anders. Ich lasse euch euren Glauben und ihr lasst mir den meinen. Nenn mich ruhig Hagazussa, für mich ist es kein Schimpfwort. Es bedeutet Zaunreiterin und steht für einen Menschen, der zwischen den Welten
    reist. Es ist für mich eine Ehre, keine Schande, Graf von Esken. Die Götter weisen mir den Weg und sie haben mir auch dein Schicksal gezeigt, auch wenn das Ulrich nicht immer gefällt.«
    »Ulrich?«, fragte Janus und erinnerte sich im gleichen Moment an die Worte seines Vaters. Höre auf den Mönch mit dem Namen Ulrich.
    »Ja, Ulrich. Er ist ein Mönch. Und mein älterer Bruder. Niemand darf wissen, dass wir verwandt sind, da er sich dadurch in Gefahr bringen würde. Wenn seine Mitbrüder von mir wüssten, würden sie ihm eure Hölle auf Erden bereiten und mir wahrscheinlich auch. Nur die Alten im Oberdorf wissen davon. Und einige Menschen, denen wir vertrauen, so wie Johannes. Dein Vater wusste es ebenfalls. Ulrich besuchte mich immer, wenn er bei deinem Vater auf der Burg weilte. Siegmar hat viel für uns beide getan. Unser Vater starb früh und unsere Mutter war gezwungen, uns alleine aufzuziehen. Wir hätten ohne Graf von Esken nicht überlebt. Wir schulden ihm Dank, jeder auf seine Weise. Du hast von vielen Dingen nichts mitbekommen. Aber glaube mir, dein Vater wusste immer, was er tat.«
    »Wenn er so oft bei uns zu Besuch war, warum kenne ich den Mönch nicht?«, fragte Janus.
    »Er kam abends zu deinem Vater, wenn ihr geschlafen habt. Für seine Mitbrüder im Kloster Werden befand er sich auf der Eskeburg. In Wahrheit weilte er bei mir, der Hagazussa, seiner Schwester.«
    »Ihr seid Geschwister und trotzdem unterschiedlichen Glaubens?«
    Asbirg lachte. »Ja. Seitdem er eurem Christengott huldigt, hat er viele Dinge verlernt.«
    »Und viele Dinge dazugelernt, Heidenkind«, unterbrach sie eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Janus fuhr herum. Die Stimme gehörte einem großen, beleibten Mann, der in den Schein des Feuers trat und sich vor sie hinstellte. Er trug einen langen, grauen Habit, der von einem Seil um seinen dicken Bauch gehalten wurde. Unverkennbar ein Mönch. Er sah Janus aus freundlichen, braunen Augen an und zwinkerte ihm zu. »Du musst Janus sein. Heilige Maria Mutter Gottes, du siehst aus wie dein Vater.« Ulrich kratzte sich an seinem
    zerzausten Bart. Dann setzte er sich ans Feuer und die Geschwister redeten.
    Janus hörte ihnen zu und Asbirg schilderte ihrem Bruder die Ereignisse. Die Miene des Mönches verfinsterte sich, als ein Name fiel. Rudolf von Rheinfelden. Janus erinnerte sich an den Tag, als der Kaiser sie besuchte. Auch da fiel dieser Name. Er war der Fürst, der sich weigerte, seinem Vater die Aufwartung zu machen.
    Die beiden sprachen auch über die Symbole auf der Tunika seines Vaters und Ulrich schüttelte den Kopf. »Ich habe Graf von Esken immer wieder gesagt, dass es gefährlich ist. Ich verstehe das nicht. Er musste es doch wissen! Außerdem war er Christ!«
    Asbirg verschränkte die Arme demonstrativ vor der Brust. »Du weißt, dass die Runen auf seiner Tunika nichts damit zu tun haben.«
    Ulrich winkte ab. »Natürlich haben sie etwas damit zu tun. Es sind heidnische Symbole und es geht nichts Gutes von ihnen aus.«
    »Nicht die Söhne und Töchter von Irminsul haben Graf Siegmar von Esken getötet, sondern deine Christen mit einem angeblichen Gottesurteil«, stellte Asbirg klar und runzelte die Stirn.
    Es entbrannte ein Zwiegespräch über den wahren Glauben, welches Janus nicht begriff, das er allerdings interessiert verfolgte. Während Menschen sich anderorts wegen ihres Glaubens bekriegten, hassten, gar töteten, und sein eigener Vater als Häretiker den Tod gefunden hatte, schienen diese beiden sich nicht zu hassen, obwohl sie lautstark um die Wahrheit rangen.
    »Kehre endlich zum wahren Glauben, Heidenkind«, rief Ulrich und hielt sein Kreuz in die Höhe.
    Asbirg lachte. »Spar dir die Mühe, weder deine Hölle noch dein Himmel werden mich jemals bekommen!«
    Der Streit der beiden wurde Janus unangenehm. »Aufhören!«, rief er dazwischen.
    Beide verstummten und sahen ihn verdutzt an. Janus spürte ihre Blicke auf sich ruhen. »Hört auf zu streiten, bitte«, flüsterte er.
    Asbirg lächelte und Ulrich ebenfalls, dann trat er auf Janus zu und legte ihm seine

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