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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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sorgen, ich kenne ihn, er ist ein guter Mann und wird dein Geheimnis bewahren, aber du musst vorsichtiger sein.«
    Konstanze nickte, denn sie wusste von Asbirg um die Geschichte ihrer Familie. Asbirg sagte immer wieder, ein Mensch müsse wissen, wo seine Wurzeln lägen, sonst könne er sich selbst nicht verstehen. Konstanze löcherte sie dann mit vielen Fragen zu ihrer Familie, vor allem zu ihrem Bruder. Sie war ja noch ein Säugling gewesen, als Janus mit Asbirgs Bruder Ulrich fortging. Einige Jahre zuvor hatte Johannes Wohlfarth berichtet, dass Ulrich umgebracht worden war und mit ihm wahrscheinlich auch ihr Bruder.
    Asbirg war als einziger Mensch über die Jahre für Konstanze dagewesen. Und sie lernte viel von der alten Kräuterfrau, die alle eine Hagazussa nannten - was Konstanze immer wieder zornig machte. Sie war unvorsichtig gewesen und schalt sich selbst dafür.
    »Sei nicht zu hart mit dir. Der Schmied wird schweigen, ob das allerdings auch für seine drei Söhne gilt, weiß ich nicht. Aber sie sind noch sehr jung. Von der Geschichte um deinen Vater wissen nur noch die älteren Menschen in den Dörfern. Und glaub mir, Konstanze, es gibt niemanden, der das Gefühl zornig zu sein so gut kennt, wie ich. Aber es ist eine große Kunst, den Zorn zu kontrollieren und nichts Unüberlegtes zu tun. Es kann dir dein Leben retten.«
    Konstanze nickte und stand auf, dann umarmte sie Asbirg herzlich. »Ich weiß.«
    Sie legten sich schlafen, doch Konstanze wälzte sich unruhig auf ihrem Lager hin und her. Wie immer nach solchen Gesprächen, blieb nur die unendliche Traurigkeit darüber zurück, ganz allein auf der Welt zu sein.

XIII
    Wie so oft in diesem Jahr gastierten sie wieder einmal in Köln. Der Markt war gut besucht und Janus bereitete gerade im Lager mit Rachel zusammen das Essen, als Juliana und Trommler
    zurückkehrten. Der Hüne trug Sahra auf seinen kräftigen Armen, während ihm Tränen über die Wangen liefen. Das Mädchen war blutüberströmt und schien bewusstlos zu sein. Auch Gotwig und Uhlmann kamen herbeigerannt.
    Trommler legte Sahra neben das Feuer und Janus´ Blick fiel auf Juliana, die sich im Hintergrund hielt und auf ihrer Unterlippe kaute. Was war bloß passiert?
    »Sahra!«, schrie Rachel und eilte zu ihrer am Boden liegenden Schwester. Weinend nahm sie das Gesicht des Mädchens in ihre Hände. »Heilige Maria Magdalena, was ist geschehen?«
    Juliana biss auf ihren Fingernägeln herum und schwieg.
    Man konnte sehen, dass Sahra mehrfach geschlagen worden war, außerdem bedeckte ein großer Blutfleck ihren Schoß. Plötzlich riss sie die Augen auf und starrte Rachel an, die ihre Hand hielt. Dann schlossen sich ihre Augenlider langsam, ihr Körper sackte nach hinten und sie fiel zur Seite. Uhlman beugte sich zu ihr herab und legte die Hand an ihren Hals. »Sie ist tot«, sagte er leise.
    Janus konnte es nicht glauben, schluckte und merkte, wie ihm die Tränen kamen. Was war nur geschehen? Rachel lag am Boden, den Kopf auf dem Bauch ihrer Schwester, und schluchzte. Jemand hatte Sahra wirklich schlimm zugerichtet. Offenbar hatte sie zu viel Blut verloren.
    Zorn überkam Janus ob dieser Grausamkeit. Sahra hatte niemals in ihrem Leben einer Menschenseele geschadet. Er wusste, Rachel hatte immer auf ihre Schwester Acht gegeben. Sahra war ihr ein und alles und das einzige, was ihr seit dem Tod der Eltern geblieben war. Aber ebenso wusste Janus um die Brutalität mancher Freier. Sahra war nicht für die Tätigkeit einer Huora geschaffen gewesen. Sie besaß nicht die Härte und Schläue von Rachel, hätte sich unweigerlich falsch verhalten. Deswegen hatte ihr Rachel untersagt, mit Männern zu gehen.
    Janus´ Blick fiel auf Trommler. Er sprach kein Wort und seine Augen starrten ausdruckslos ins Leere.
    Uhlmann trat zu Juliana und sah sie forschend an. »Was ist geschehen?«
    Ihre Augen wanderten nervös hin und her und sie kaute auf den Fingernägeln. »Es war ein Kleriker. Ein hoher Herr, jemand aus dem Umfeld von Bischof Anno. Er wollte unbedingt eine Jungfrau. Ich konnte doch nicht ahnen, was er mit ihr anstellt.«
    Rachel sprang auf und griff Juliana mit geballten Fäusten an. Sie schlug auf die Frau ein, bis Uhlman das Mädchen zurückhielt.
    »Sie war noch viel zu jung. Du hast gegen unsere Abmachung gehandelt. Ich habe immer gesagt, dass ich bestimme, wann sie beginnt!«
    Juliana hob hilflos die Arme. »Sie wollte es unbedingt. Außerdem war sie alt genug, und der Pfaffe hat sehr viel Geld

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