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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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zu und umarmte ihn. Janus war unendlich froh ihn zu sehen. »Wo sind die anderen?«, fragte er müde.
    »Sie sind weitergezogen. Ihre Furcht war zu groß. Ich weiß nicht, wo sie hin sind. Unsere gemeinsame Zeit war wohl schon lange überschritten.«
    »Heißt das, unsere Gruppe gibt es nicht mehr?«
    Uhlmann nickte. »Nur noch wir beide sind übrig. Also, kleiner Graf, wie sind deine Pläne? Willst du den Rest deines Lebens mit uns Vogelfreien verbringen?«
    »Wie meinst du das, Uhlmann?« Janus musste unwillkürlich an ihren Streit denken, als der Vagant ihm unterstellte, er hielte sich für etwas Besseres.
    Uhlmann atmete tief durch. »Ich will nicht wieder mit dir streiten, Janus, denn du bist mir einer der teuersten Menschen geworden. Aber schau dich um, kleiner Graf! Ich habe dir damals das Leben gerettet, doch glaubst du deine Zukunft liegt wirklich in dieser Welt?« Dabei zeigte er auf die Menschen, die Köln verließen, denn der Markt endete.
    »Ich bin ein Vagant, wie du.«
    Uhlmann lachte auf. »Nein, kleiner Graf. Du gehörst nicht zu uns. Du warst nur in der Gruppe, weil dir keine andere Wahl blieb. Ich habe dir alles beigebracht, was man wissen muss, um zu überleben. Ich kenne deine Geschichte. Du hast sie mir oft erzählt. Du gehörst nicht in diese Welt, du bist ein Adliger. Es ist die Last auf deiner Seele und das Unrecht, welches dir widerfahren ist, was dich in unserer Welt hält.«
    Janus blickte Uhlmann mit großen Augen an. »Was meinst du?«
    »Du weißt genau, was ich meine, kleiner Graf. Der Mönch, den sie damals umgebracht haben, er hatte Großes mit dir vor. Du hast einen Vorteil gegenüber Menschen meines Standes, nämlich eine Geschichte und eine Zukunft. Und dir ist Unrecht geschehen, dir, deiner Familie, deinem Vater. Du bist jung und ich glaube nicht, dass du deine Zeit weiterhin mit meinesgleichen vergeuden solltest.« Uhlmann machte eine Kopfbewegung zu dem Zug der Vaganten. »Schau sie dir an. Es sind Bettler, Huren, Mörder, Gaukler. Wir sind weniger wert als die Bauern und Leibeigenen. Ja wir sind sogar weniger wert als die Ratten in den Kornspeichern der Fürsten.«
    »Aber du hast immer gesagt, wir sind frei!«
    Uhlmann schüttelte wissend den Kopf und lächelte. »Ja, das
    stimmt. Es ist das höchstmögliche Maß an Freiheit, das einer wie ich erlangen kann, doch du bist anders. Hier trennen sich unsere Wege, mein Freund. Ich gehe nach Burgund. Ich habe zwei Spielleute kennengelernt, denen ich mich anschließe. In Burgund, sagen sie, gibt es für unsereinen viel zu tun.«
    »Ich komme mit«, sagte Janus so bestimmt wie möglich.
    Uhlmann legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wie ich sagte, du gehörst nicht hierher. Wenn deine Geschichte stimmt, musst du endlich herausfinden, welche Aufgabe dir Gott in dieser Welt auferlegt hat. Ich weiß, du bist im Grunde deines Herzens unglücklich, Janus. Und das wirst du bleiben, wenn du es nicht vermagst, dir das zurückzuholen, was dir durch Gottes Gerechtigkeit zusteht. Es hat keinen Sinn, nur aus Furcht beim Gewohnten zu bleiben. Das Leben ist wie ein Fluss, der immer weiter fließt. Mein Weg führt woanders hin als der deine. Du brauchst mich nicht mehr.«
    »Aber gehören wir nicht zusammen?«, fragte Janus leise.
    Uhlmann lachte. »Schau mich an, Janus von Esken, Graf von der Eskeburg aus Sachsen. Ich weiß nicht einmal meinen richtigen Namen, kaum etwas über meine Herkunft. Den Namen Uhlmann hat mir ein Bettler gegeben, mit dem ich durch die Gegend gezogen bin, kaum älter als du es warst, bevor ich dich aufgelesen habe. Mit mir hat Gott nicht mehr vor, als die Menschen mit meinem Spiel zu erfreuen. Aber mit dir hat er andere Pläne, mein Freund. Mache da weiter, wo du vor einigen Jahren aufgehört hast. Finde diesen Kodex, welcher deinen Vater und den Mönch das Leben kostete. Und wer weiß, vielleicht spiele ich irgendwann einmal auf der Eskeburg meine Sackpfeife, um deine Gäste mit meiner Musik zu erfreuen.«
    Wie immer schaffte es Uhlmann, Janus zum Nachdenken zu bewegen und er spürte, dass sein Freund recht hatte. Auch wenn Janus das freie Leben als Spielmann gefiel, so dachte er doch oft an früher zurück, dachte an seinen Vater und seine Mutter, seine Schwester und Asbirg. Ob Konstanze überhaupt noch lebte?
    Uhlmann umarmte ihn und flüsterte ihm ins Ohr: »Zeit Abschied zu nehmen, kleiner Graf.« Dann ließ er ihn los, griff in seine Tasche und übergab ihm etwas, eingeschlagen in ein schmutziges Tuch. Als Janus

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