Die Lanze Gottes (German Edition)
bezahlt.«
»Warum hast du uns nicht zu Hilfe gerufen?«, wollte Uhlmann wissen.
»Das wollte ich ja, doch als ich Trommler gefunden hatte, war es schon zu spät. Der Mann war weg und Sahra lag blutend vor mir. Den Rest der Geschichte kennt ihr. Mich trifft keine Schuld, wirklich, das müsst ihr mir glauben.«
»Du hättest besser auf sie aufpassen müssen.« Uhlmann schüttelte traurig den Kopf, ging zu Trommler und legte ihm die Hand auf die Schulter. Der blickte ihn an und sagte: »Habe ich versagt, Uhlman? Meine Sahra ist tot.«
»Gott hat Sahra zu sich geholt. Dich trifft keine Schuld, du hast deine Sache gut gemacht.«
Janus blickte fassungslos auf die tote Sahra und wollte Rachel von ihrer Schwester wegziehen, doch sie schlug seine Hand beiseite und stieß ihn vor die Brust. »Lass mich!« Sie kniete sich wieder vor ihre Schwester, legte den Kopf auf Sahras Brust und schluchzte leise.
Niemand schlief in dieser Nacht. Am Feuer hielten sie Totenwache für Sahra. Nach einer Weile beruhigte sich Rachel etwas und setzte sich neben Janus, der seinen Arm um sie legte. Keiner sprach ein Wort. Schließlich stand Rachel auf und holte einen Holzscheit für das Feuer, langsam legte sie ihn in die Flammen. »Wie war sein Name?«, wandte sie sich an Juliana.
»Warum willst du das wissen?« Janus bemerkte die Unsicherheit in Julianas Stimme.
»Wie war sein Name?«, wiederholte Rachel ihre Frage, diesmal bestimmter.
»Rachel«, flüsterte Juliana hilflos.
»Sein Name!«, brüllte Rachel in die Nacht.
»Friederich. So hat er sich jedenfalls genannt.«
Als der Morgen graute, stand Trommler auf und nahm Sahra auf seine großen Arme. Er verließ die Stadt. Janus folgte ihm und auch die anderen schlossen sich an. Sie zogen langsam zum Waldrand, wo sie Sahra begruben. Gotwig, der Zwerg, sprach ein Gebet. Keiner sagte ein Wort.
Janus wusste, der Markt würde noch einige Tage dauern. Und sie konnten es sich nicht leisten, einfach weiter zu ziehen, obwohl niemandem nach Markttreiben und Musik zumute war.
Sahras Tod lag zwei Tage zurück, als Janus am Rande des Marktplatzes einen Tumult bemerkte. Die Soldaten des Kölner Bischofs Anno hatten jemanden gefangengenommen. Janus bahnte sich einen Weg durch die Menge, dann stockte ihm der Atem. Die Frau, die dort von den Soldaten abgeführt wurde, war niemand anderes als Rachel. Sie erblickte ihn in der Menge und lächelte ihm traurig zu.
Fassungslos erwiderte Janus ihren Blick. Was war geschehen? Dann verschwanden die Soldaten mit ihr. Wahrscheinlich würden sie Rachel in ein Verlies des Bischofs bringen. Ihm wurde flau im Magen und seine Beine zitterten. So schnell er konnte rannte Janus los und erreichte schließlich völlig außer Atem ihren Lagerplatz, wo er, wie erhofft, die anderen antraf. Hastig erzählte er von dem Geschehen. »Wir müssen ihr helfen«, beendete er seinen Bericht.
Gotwig, der das Lager schon verlassen hatte, während Janus noch berichtete, kehrte bald zurück und seine Miene verhieß
nichts Gutes. »Sie hat diesen Friederich, oder wie immer das
Schwein heißt, erstochen! Ein Kleriker im Dienste des Bischofs. Es gibt einen Zeugen, der aussagte, dass Sahra nicht alleine auf dem Markt war, sondern einer Gruppe Vaganten angehörte. Man wird sie hinrichten und dann nach uns suchen.«
»Heilige Maria Mutter Gottes«, jammerte Juliana.
Verzweiflung machte sich in Janus breit. »Wir müssen ihr helfen!«
Es herrschte betretenes Schweigen, niemand antwortete ihm. Er wandte sich an Uhlmann, suchte hilflos seinen Blick. »Wir müssen etwas tun!«
Uhlmann schwieg und sah zu Boden. Alle starrten ihn an. Uhlmann würde etwas einfallen, Uhlmann fiel immer etwas ein, dachte Janus, doch der stand auf und ging zum Karren. »Wir können nichts tun, außer schnell von hier zu verschwinden. Wenn sie Rachel foltern und sie preisgibt, wen sie alles auf dem Markt kennt, ereilt uns das gleiche Schicksal.«
Janus konnte nicht fassen, was er da hörte.
Hastig begannen die anderen, ihre Sachen zusammenzupacken und den Karren zu beladen.
»Halt!«, rief Janus. »Wo wollt ihr hin?«
»Du hast gehört, was Uhlmann gesagt hat. Wir müssen hier weg und zwar so schnell wie möglich«, antwortete Gotwig.
»Das heißt, ihr wollt sie einfach im Stich lassen? Wir werden ihr nicht helfen?«, fragte er ungläubig, dann wandte er sich Trommler zu. »Was ist mit dir? Willst du Rachel nicht helfen?«
Hilflos blickte der Hüne zu Uhlman und dann wieder zu Janus.
»Meine Sahra ist
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