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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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Seine Frau lag in den Wehen. Konstanze sollte diesmal der ganzen Geburt beiwohnen, um von Asbirg das Handwerk der Kräuterfrauen zu lernen.
    Asbirg nickte dem Schmied zu, der sie vor seiner Behausung in Empfang nahm und ihnen die Tür aufhielt. Konstanze beobachtete, wie Asbirg ihre Arbeit verrichtete, ohne jemals die Ruhe zu verlieren. Das Weib des Schmieds schrie und es schien Schwierigkeiten zu geben. Gespannt folgte sie jedem von Asbirgs Handgriffen, bis diese ihr schließlich ein Zeichen gab, Wasser zu holen. Wie immer gehorchte Konstanze wortlos. Vor der Tür des kleinen Häuschens traf sie auf den breitschultrigen Hufschmied, der nervös hin und her lief. Drei Jungen spielten neben dem Haus im Regen, ohne dass das Wetter ihnen etwas auszumachen schien. Konstanze trat zu ihnen. »Wo ist der Brunnen? Ich muss Wasser holen.«
    »Ist dein Vater der Teufel?«, erkundigte sich der größte der drei, ohne ihre Frage zu beantworten.
    Konstanze erschrak und schüttelte heftig den Kopf.
    Die Jungen unterbrachen ihr Spiel und stolperten auf sie zu. »Natürlich ist dein Vater der Teufel. Die alte Hagazussa hat doch gar keinen Mann«, feixte der kleinste.
    Konstanze spürte, wie Wut in ihr hochstieg. Sie stemmte ihre Arme in die Hüften. »Ihr lügt! Meine Eltern sind gestorben. Asbirg kümmert sich um mich und sie ist keine Hagazussa. Gerade hilft sie eurer Mutter.«
    Die Jungen zuckten mit den Schultern. »Dann bist du ein Kind der Waldarsen«, zischte der größere und hielt Konstanze den ausgestreckten Zeigefinger ganz nah vors Gesicht.
    Sie schob seine Hand beiseite. »Nein, und nun lasst mich in Ruhe, ich muss Wasser holen.«
    Die drei Jungen tanzten um Konstanze herum und pfiffen und sangen ein Lied:

    »Die Geister des Waldes
    Haben dich gemacht
    Und die heidnischen Asen
    Dir Unglück gebracht.
    Kleine Hagazussa. Kleine Hagazussa!«

    »Hört auf damit!«, schrie Konstanze wütend.
    Die Jungen unterbrachen ihr Lied und stellten sich jetzt ganz nah vor sie. Der größte tippte ihr auf die Brust und versetzte ihr dann einen Stoß. Konstanze landete rücklings im Schlamm. Mit der Hand wischte sie sich den Schmutz aus dem Gesicht.
    Die drei lachten. Zornig schleuderte Konstanze dem ältesten Knaben eine Handvoll Schlamm ins Gesicht »Du Bauerntölpel!«, brüllte sie ihn an, während sie sich wieder aufrappelte. »Ich bin
    Konstanze von Esken. Mein Vater hieß Graf Siegmar von Esken. Er war Herr über euch, damit ihr es nur wisst!«
    Die Jungen stürmten auf Konstanze zu. Sie spürte Schläge auf sich niederprasseln und ging wieder zu Boden. Der ältere Knabe saß auf ihr und keifte: »Na warte, Hagazussa!« Konstanze hielt schützend die Arme vor ihr Gesicht, doch plötzlich wurde der Junge von ihr heruntergerissen. »Seid ihr von Sinnen?«, brüllte der Schmied, der die Prügelei endlich bemerkt hatte. »Verschwindet auf der Stelle!« Er versetzte seinem Sohn eine schallende Ohrfeige, dann half er Konstanze auf. Er schaute sie mit einem nachdenklichen Blick an.
    Plötzlich ertönte das Geschrei eines Säuglings in der Hütte und der Schmied wandte sich von ihr ab. In der Tür seiner Hütte stand Asbirg und trug ein kleines schreiendes Bündel. »Ihr habt eine Tochter.«
    »Und meine Frau?«, fragte der Mann unsicher.
    »Wohlauf.« Asbirg überreichte ihm das Kind und der Mann betrat die Hütte. Wenig später kam er zurück und gab Asbirg ein Geldstück.
    Konstanze bemerkte, dass der Schmied leise mit Asbirg sprach und zu ihr herübersah. Asbirgs Miene verfinsterte sich. Dann trat sie auf Konstanze zu. »Komm Kind, wir müssen zurück.«
    Der Schmied winkte ihnen zum Abschied. »Sorge dich nicht, Asbirg. Dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben. Ich habe dir viel zu verdanken und meine Gemahlin ebenso.«
    Schweigend gingen sie nebeneinander durch den Regen. Schließlich erreichten sie Asbirgs Hütte. Konstanze entzündete ein Feuer im Kamin und sie setzten sich davor. Schließlich brach sie das Schweigen. »Bist du mir gram, Asbirg?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es war nicht klug, dass du den Söhnen des Schmieds deine wahre Herkunft verraten hast.«
    Konstanze senkte den Blick. »Es tut mir leid, aber sie haben mich so zornig gemacht.«
    Asbirg lächelte sie müde an. »Nicht mehr lange, und du wirst eine junge Frau sein, Konstanze. Du musst noch viel lernen, um irgendwann für deinen Unterhalt sorgen zu können. Es ist sehr gefährlich, wenn jemand erfährt, wer du bist. Um den Schmied müssen wir uns nicht

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