Die Lanze Gottes (German Edition)
den Gegenstand auswickelte, traute er seinen Augen kaum. Das Messer seines Vaters. »Wo hast du das her?«, fragte er ungläubig.
»Es steckte im Rücken des Waffenknechts als wir dich damals auflasen. Ich nehme an, der Mönch trug es bei sich und erstach den Mann mit letzter Kraft.«
Janus erinnerte sich. Ja. Sein Vater hatte es ihm gegeben als er noch klein war. Im Kloster nahm Basilius das Messer an sich. Er hatte gesagt, Mönche trügen keine Waffen. Janus lächelte. Wahrscheinlich hatte Basilius es Ulrich gegeben. »Und du hast es all die Jahre aufgehoben?«
»Ja, ich habe immer geglaubt, dass du das Messer eines Tages wirst brauchen können. Obwohl ich mehrmals versucht war, es zu verkaufen, denn es scheint sehr wertvoll zu sein.« Uhlmann grinste.
Janus musste schlucken und schaute ein letztes Mal in die freundlichen Augen des Mannes, dem er so viel zu verdanken hatte. Dann drehte sich Uhlmann um und reihte sich ein in den Zug von Menschen, die zum nächsten Markt zogen. Janus blickte ihm noch eine Weile nach und ihm wurde klar, dass er Uhlmann wohl nie wieder sehen würde.
XIV
Seit dem Tod Herzog Bernhards vor drei Jahren war Hermann von Gleibergs Einfluss innerhalb der Mauritiusbruderschaft gesunken. Rudolf von Rheinfelden hatte die Führung übernommen und immer wieder versucht, Hermanns Macht innerhalb der Bruderschaft zu schwächen, teils mit Erfolg. Dennoch
hielten ihm noch einige der sächsischen und fränkischen Fürsten die Treue.
Die große Holztür der Halle in Kaiserswerth wurde aufgestoßen und herein trat, begleitet von Wilfried von Breyde, Rheinfelden. Die beiden nahmen an der großen Tafel Platz.
Das Vorhaben der Gruppe stand schon seit Längerem fest, und die wichtigsten Fürsten im Reich waren alle eingeweiht worden. Das galt auch für Hermann, doch er hatte sich bis zuletzt gegen den Plan gewehrt. An diesem Abend wollte er noch einmal den Versuch unternehmen, das Unheil, welches sich wie ein Unwetter über ihnen zusammenbraute, vom Reich abzuwenden. Hermann wusste, dass es schwierig werden würde, aber er musste es versuchen. Das morgige Treffen hier in Kaiserswerth sollte ein Schicksalstag für den jungen König Heinrich IV. werden.
Rudolf legte sein Schwert vor sich auf den Tisch und schaute in die Runde. Sein Blick ruhte kurz auf Hermann, dann begann er zu sprechen. »Es ist entschieden. Ich habe mit Bischof Anno gesprochen. Morgen werden einige Fürsten von der Kaiserin empfangen. Der Bischof wird den jungen König auf ein extra für ihn gebautes Schiff locken und ihn mit nach Köln nehmen. So werden wir ihn dem Einfluss seiner Mutter Agnes entziehen. Die Kaiserin bringt das Reich sonst an den Rand des Abgrunds. Der junge König ist bereits jetzt viel zu verweichlicht. Bischof Anno hat erklärt, ihn in seine Obhut zu nehmen, bis er die Schwertleite erreicht. Die nächsten Jahre bleibt er also in Köln. Seine Mutter wird ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Der Bischof wird dafür Sorge tragen, dass dem Jungen eine Erziehung widerfährt, die eines Königs würdig ist.«
Hermann wusste, dass diese Lüge nur dazu diente, Rudolf näher an den Thron zu bringen. Er musste handeln. »Einen Augenblick!«, meldete er sich zu Wort. »Es war nie die Rede davon, den König dauerhaft von seiner Mutter zu trennen, sondern nur, dass der Bischof seine Erziehung übernimmt. Wer hat das entschieden?«
Rudolf lächelte ihn an. »Das Reich ist gefährdet. Wenn wir Fürsten nichts unternehmen, wird der Einfluss der Kaiserin auf ihren Sohn immer größer werden. Schon jetzt ist unsere Macht geschwächt. Die Kaiserin wird dem Reich Schaden zufügen. Wir müssen unseren Einfluss zurückgewinnen. Alle Fürsten sind damit einverstanden. Selbst Bischof Adalbert von Bremen, der dem Vorhaben immer argwöhnisch gegenüberstand, hat zugestimmt und wird uns nicht behindern.«
Hermann sprang auf. »Niemals hat sich Bischof Adalbert mit der Entführung des Königs einverstanden erklärt!«
»Mäßigt Euren Ton, Hermann von Gleiberg!«, zischte Rudolf.
Zwei weitere Fürsten standen auf und meldeten ihre Bedenken an. Die Entführung eines Königs war einzigartig in der Geschichte des Reiches, und in der Mauritiusbruderschaft herrschte über diese Frage alles andere als Einigkeit. War doch noch nicht alles verloren?
Rheinfelden blickte ausdruckslos auf das Schwert, welches vor ihm lag. Alle Augen ruhten auf ihm. »Es gibt keine andere Möglichkeit für das Reich. Wir brauchen einen starken König, keinen, der
Weitere Kostenlose Bücher