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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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zugestimmt, mein Einfluss auf den jungen König wäre gänzlich verloren gegangen. So wie es scheint, wird er wohl bis zur Schwertleite unter der Aufsicht von Bischof Anno bleiben und seiner Mutter vorenthalten werden, jedoch kann ich ihn sehen, wann immer es mir beliebt. Unter dieser Bedingung habe ich dem Vorhaben der Fürsten zugestimmt. Der junge König vertraut mir.«
    Janus hatte das Gefühl, als wolle der Bischof ablenken und fragte unumwunden: »Was werdet Ihr wegen der Heiligen Lanze unternehmen, Eure Eminenz?«
    »Nichts!«
    Janus konnte es nicht glauben. Der Bischof wollte nicht tätig werden? War alles umsonst gewesen? »Aber der Kodex? Ihr braucht ihn nur zu nehmen und zur Kaiserin zu gehen. Rudolf von Rheinfelden und die Mauritiusbruderschaft wären am Ende!«
    Der Bischof lachte plötzlich. »Mein junger Freund, man merkt wirklich, dass Ihr nicht allzu viel Ahnung von den Vorgängen im Reich habt. Der Kodex beweist gar nichts. Es sind nur Pergamentseiten, beschrieben von einem Mönch vor ein paar hundert Jahren.« Sein Blick fiel auf Adam, der die ganze Zeit schweigend dagesessen hatte und dem Bischof zuhörte. »Fragt Euren Freund Adam. Er ist ein Mann der Kirche, so wie ich. Er weiß genau, dass der Kodex allein nichts wert ist, denn sonst wäre er mit dieser Sache viel früher zu mir gekommen. Stimmt es nicht, mein lieber Adam?«
    »So ist es, Eure Eminenz.«
    »Aber ich verstehe Euch nicht!«, rief Janus und seine Stimme wurde lauter.
    Der Bischof verschränkte die Arme vor der Brust. »Das, was hier geschrieben steht, ist kein Beweis. Eine Fälschung vielleicht. Mit dem Kodex zur Kaiserin gehen? Ich würde zum Gespött des ganzen Reiches. Man würde mir unweigerlich unterstellen, ich hätte ihn selbst in Auftrag gegeben. Es sind geschriebene Worte, nichts weiter, junger Freund, findet Euch damit ab. Abgesehen davon glaube ich die Geschichte selbst nicht. Die Heilige Lanze eine Fälschung - so eine Ungeheuerlichkeit!«
    Adam wandte sich dem Bischof zu. »Eure Eminenz, Ihr habt natürlich recht. Dennoch glaube ich, dass der Kodex die Wahrheit erzählt.«
    »Ihr macht Euch doch sonst nicht gerne lächerlich, Adam«, entgegnete der Bischof und setzte sich wieder an den Tisch. »Was um alles in der Welt treibt Euch zu dieser Erkenntnis? Ihr wisst selbst, wie viele Lügengeschichten in den letzten Jahrhunderten niedergeschrieben wurden«
    »Es ist eine Kleinigkeit, Eure Eminenz. Mir ist beim Lesen der Worte Jareds etwas aufgefallen. Erlaubt mir, dass ich Euch einige Zeilen aus dem Kodex vorlese.«
    Janus wurde neugierig. Auch er hatte den Kodex aufmerksam gelesen. Was hatte er übersehen?
    Adam blätterte und begann zu lesen: »Die lange schmale Eisenstange kunstvoll auf einen Holzschaft gesetzt. Somit bestand die eine Hälfte aus Eisen, die andere Hälfte aus Holz. Welch eine Schmiedekunst die Heiden vor so langer Zeit beherrschten! Und mit der kleinen Spitze öffnete der römische Legionär einst die Seite unseres Herrn Jesus Christus, genauso, wie es der Heilige Johannes im Evangelium geschrieben hat.« Er klappte den Kodex wieder zu und schaute den Bischof an.
    Der blickte verständnislos zurück. »Und?«
    »Eminenz, kann ich davon ausgehen, dass Ihr die Heilige Lanze, die am königlichen Hof aufbewahrt wird, schon einmal zu Gesicht bekommen habt?«
    »Natürlich. Nicht nur das, ich habe sie sogar selbst schon einige Male mit den Segnungen versehen.«
    Adam lächelte überlegen. »Wenn Ihr die Heilige Lanze kennt, sie sogar selbst mit den Segnungen der Kirche versehen habt, ist Euch dann bei der Beschreibung des Mönches Jared, die ich gerade vorlas, nichts aufgefallen?«
    Der Bischof zog ärgerlich seine Stirn in Falten. »Worauf wollt Ihr hinaus, Adam? Spannt uns nicht länger auf die Folter!«
    »Ihr seid ein Mann der Kirche, Eure Eminenz, und ebenso belesen, wie ich es bin. Ich habe ein wenig geforscht. Die Heilige Lanze ist auf vielen Abbildungen zu sehen. Es handelt sich bei Ihr um eine Flügellanze, wie mir ein befreundeter Bremer Schmied anhand der Bilder bestätigen konnte. Die Lanze jedoch, die der Mönch Jared beschreibt, hat nichts mit einer Flügellanze gemein. Er berichtet von einer schmalen Eisenstange und einer kleinen Spitze.«
    »Und?«, raunzte der Bischof ungeduldig.
    »Nun, was mag es für eine seltsame Waffe gewesen sein, die Jared beschreibt und mit denen die Soldaten Roms zur Zeit des römischen Kaisers Tiberius ausgerüstet waren?«
    »Beim Allmächtigen, Adam, macht es

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