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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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Erziehung. Sie dienten ihrem König und standen ihm in Kriegszeiten bei. Ihr ganzes Leben stellten sie in den Dienst der Krone. »Beruhigt Euch, Herzog von Rheinfelden! Es gibt keinen Grund, so gereizt zu sein. Ihr wisst genau, was ich damit meine. Es dauert noch ein paar Jahre, bis der junge König in der Lage sein wird, die Geschicke des Reiches selbst in seine Hand zu nehmen. Bis dahin herrsche ich über das Reich, das habt Ihr sehr wohl erkannt. Wir sitzen im selben Boot, Herzog. Genau wie ich, glaubt Ihr nicht, dass wir das Regieren einer Frau überlassen sollten. Das habt Ihr mehrfach kundgetan. Kaiserin Agnes paktiert offen mit den Kirchenreformern aus Cluny. Sie schwächt das Reich, indem sie Lehen an treue Vasallen gibt. Die Kaiserin hat Angst davor, ihrem Sohn könne etwas zustoßen, deswegen belehnt sie die mächtigsten Fürsten großzügig. Auch Ihr habt ja davon profitiert. Otto von Northeim bekam das Herzogtum Bayern und Ihr seid vor einigen Jahren mit Schwaben belehnt worden und verwaltet Burgund, nicht wahr? Der König ist einfach noch sehr jung. Es kann viel passieren bis zu seiner Schwertleite.«
    Rudolf lehnte sich wieder zurück. »Ich habe das Herzogtum Schwaben verdient wie kein anderer.«
    Anno lächelte. »Das stimmt, verehrter Herzog von Schwaben, und ich gönne es Euch. Doch weiß ich auch um die Motive der Kaiserin. Durch die gleichzeitige Verlobung zwischen ihrer Tochter Mathilde und Euch wollte sie Euch noch enger an das salische Königshaus binden. Ich denke, sie hielt das für einen guten Einfall, weil sie instinktiv spürt, der Herzog von Schwaben könne sonst für ihren Sohn, König Heinrich, irgendwann gefährlich werden.«
    Rudolf verschränkte die Arme vor der Brust. »Was wollt Ihr damit andeuten, Eure Eminenz? Ich habe meine Frau geliebt und verehrt, das war der Grund für die Vermählung.«
    Anno stand auf und legte einen Holzscheit in den Kamin. »Zweifellos wart Ihr nicht abgeneigt, Mathilde zu ehelichen, und wer bin ich, mich zum Richter über Eure Motive, gar über Eure Liebe zu erheben? Doch Eure Frau ist nun schon seit drei Jahren tot. Werdet Ihr wieder heiraten, Herzog? Möglicherweise Adelheid von Turin, die Witwe des kürzlich bei Cluny verstorbenen Guigues Levieux, wie einige behaupten?«
    »Adelheid von Turin trägt noch Trauer. Eure Behauptungen sind infam, Eminenz!«, antwortete Rudolf gereizt.
    »Aber es würde doch sehr gut passen: Die Schwester der Berta von Turin, die seit ihrer Kindheit unserem König versprochen ist. Heinrich würde so irgendwann Euer Schwager werden. Ich glaube, Ihr versteht es vortrefflich, Euch immer wieder in die Nähe des Königshauses zu bringen, teurer Herzog von Schwaben!«, sagte Anno und musterte sein Gegenüber. Er war gespannt, wie Rudolf auf seine Ausführungen reagieren würde, wollte ihn prüfen und glaubte, nicht zu weit gegangen zu sein, dennoch rechnete er mit einem zornigen Ausbruch des Schwabenherzogs. Der blieb jedoch aus.
    Rudolf wirkte gelassen und lächelte. »Wenn dem jungen König ein Leid geschieht, so wird man Euch zur Verantwortung ziehen und mit Euch alle Fürsten, die diesen Schritt in Kaiserswerth gegangen sind.«
    Anno wurde ungeduldig. »Herzog, lassen wir diesen Mummenschanz. Niemand hört hier mit, dafür habe ich gesorgt. Wir sind ganz allein und was wir besprechen, wird die Wände dieses Palastes niemals verlassen. Wir wissen beide, wie sehr Ihr nach der Königswürde strebt. Das habt Ihr schon immer getan, es ist ein offenes Geheimnis. Und ebenso wissen wir beide, wie schwierig es für ein Reich ist, weiter zu bestehen, wenn es keinen mächtigen Herrscher besitzt. Daher bin ich der Ansicht, Ihr solltet dieser Herrscher sein. Ich bin nur ein Mann der Kirche. Aber Ihr, Herzog, habt einen Anspruch auf die Krone. Euch werden die Fürsten folgen. Ich weiß, dass Ihr einer mächtigen Bruderschaft vorsteht. Was ich hingegen nicht weiß, ist, welchem Zweck diese Bruderschaft dient, sie hütet ein Geheimnis, welches nicht für jedermanns Ohren bestimmt ist, berichteten mir meine Spione.«
    »Ihr scheint Dinge zu wissen, die Ihr nicht wissen solltet, Eure Eminenz«, erwiderte Rudolf mit einem drohenden Unterton.
    Anno ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. »Ein Mann in meinem Amt sollte gut informiert sein.«
    »Wer hat Euch von einer solchen Bruderschaft berichtet?«
    »Oh, das ist ohne Belang. Ich weiß auch nicht, ob ich diesen, sagen wir mal Gerüchten, uneingeschränkten Glauben schenken darf. Daher

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