Die Lanze Gottes (German Edition)
Eminenz.«
Janus tat es ihm gleich. Dann verließen sie die Audienzräume. Vor der Tür nahm er seine Sackpfeife wieder an sich und folgte Adam.
Vor dem Bischofspalast blieb der Mönch stehen, atmete tief durch und grinste. »Geschafft!«
»Was meinst du damit?«
Adam lachte. »Mein Freund, weißt du, wie lange ich auf diese Gelegenheit warte? Der Schlüssel zum Himmelreich liegt in den Meeren und Fjorden des Nordens. Ein einziges Mal durfte ich meinen Fuß auf dänischen Boden setzen, doch Bischof Adalbert ließ mich kurz darauf schon wieder zurückrufen. Wie oft habe ich ihn gebeten, mich die nördlichen Völker missionieren zu lassen. Er hat es immer abgelehnt. Er sagt immer, Hammaburg und Bremen sind die Bistümer, die von Wichtigkeit sind, lasst die Dänen in Dänemark. Doch ich glaube, es gibt viele Geheimnisse zu entdecken, mein junger Freund. Also entdecken wir sie!«
Zweiter Teil
1062 bis 1075
XIX
Es war kalt in der großen Halle des Bischofs Anno von Köln. Die Diener hatten zwar ein Feuer angezündet, doch Anno fröstelte. Er stand vor dem Kamin und hielt seine Hände vor die Flammen. Unvermittelt wurde die Tür zu seiner Halle aufgestoßen. Anno drehte sich um und erblickte eine große Gestalt, die eintrat. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Dann breitete er seine Arme aus. »Herzog von Rheinfelden, wie gut, dass Ihr so schnell kommen konntet!«
Rheinfelden sank mit geneigtem Haupt vor ihm auf ein Knie und küsste den dargebotenen Siegelring. »Eure Eminenz.«
»Erhebt Euch, Herzog. Bitte nehmt Platz!«
Sie setzten sich an den Kamin, wo Rheinfelden seine Handschuhe auszog und sie vor sich auf einen Schemel legte. Anno bemerkte, dass der Herzog bewundernd die kostbaren Wandvorhänge und Skulpturen ansah. Anno machte es Spaß, anderen Adeligen seinen Reichtum vorzuführen, obwohl ihm beim Volk der Ruf vorausging, ein Asket zu sein. Dem Herrn sei Dank, hatte der gemeine Pöbel keinen Zutritt zu seinen Privatgemächern.
»Mutter Kirche sorgt gut für ihre Apostel!«, eröffnete Rudolf das Gespräch.
Der ironische Unterton in der Stimme des Herzogs blieb Anno nicht verborgen, doch er grinste. »Oh, das hat kaum etwas mit unserer Mutter Kirche zu tun. Das meiste hier stammt aus dem Familienbesitz. Ich gehöre eigentlich nicht zu den Reformern, die meinen, alles müsse in den Schoß der Kirche zurückgeführt werden, auch wenn das viele von mir denken mögen.«
Rheinfelden zog die Stirn in Falten. »Ihr seid also genau wie ich der Meinung, nicht der Papst, sondern der König solle über die Vergabe kirchlicher Ämter bestimmen?«
»Selbstverständlich. All die neuen Ideen, ich überlasse sie einigen wenigen Fantasten in Cluny. Macht und Politik haben nicht viel mit dem Glauben gemein, Herzog von Rheinfelden«, lächelte Anno und schenkte Rudolf etwas Wein in ein Glas. »Probiert diesen herrlichen Tropfen, er stammt von meinem eigenen Weinberg.«
Rudolf nahm einen großen Schluck. »Wo ist der König?«
»Längst in seinem Schlafgemach, wo er hingehört. Seid unbesorgt, er wird gut bewacht und befindet sich hier im Bischofspalast, wo er auch bis zu seiner Schwertleite bleiben wird. Er bekommt die bestmögliche Erziehung. Die berühmtesten Schwertmeister und Lehrer des Reiches habe ich herbeordert. Es wird gut für den König
gesorgt. Es mangelt ihm an nichts.« Der Bischof bemerkte, dass
Rheinfelden ihn mit seinen dunklen Augen musterte und ließ ihm etwas Zeit, doch der Rheinfeldener kam, wie üblich, gleich zur Sache.
»Eure Eminenz, ich nehme an, Ihr habt mich nicht den weiten Weg von Burg Stein zu Euch nach Köln rufen lassen, um mit mir über das Wohlergehen des jungen Königs zu plaudern. Ihr und die meisten Fürsten im Reich waren sich einig, ihn dem Einfluss seiner Mutter zu entziehen, damit er nicht verweichlicht und eine Erziehung erfährt, die eines Königs würdig ist. Das ist geschehen, er befindet sich in Euren Händen. Ihr genießt das Vertrauen der Fürsten, und wie ich hörte, wurden auch die Reichsinsignien hierher nach Köln geschafft. Ihr seid also derzeit der Herrscher über das Reich, wenn auch nur so lange, bis der König seine Schwertleite erreicht.«
Der Bischof musste über die gespielte Naivität seines Gegenübers lächeln. »Wenn er sie denn jemals erreichen sollte.«
»Was soll das bedeuten?«, fragte Rudolf scharf.
Anno verstand, dass seine Bemerkung für jemanden wie Rudolf von Rheinfelden bedrohlich klingen musste. Er kannte die Fürsten und wusste um ihre
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