Die Lanze Gottes (German Edition)
schließlich legten sie an einem kleinen Hafen an. Mehrere reetgedeckte Häuser standen im Halbkreis um einen Dorfplatz, auf dem buntes Treiben herrschte. Händler boten ihre Waren feil und ein paar Kinder spielten mit Hunden.
Janus betrat zum ersten Mal dänischen Boden.
Sein Blick fiel auf Adam, der niederkniete und die Erde küsste. Dann erhob sich der Mönch wieder, sog tief Luft ein und lächelte.
Der Wikingeranführer trat zu ihm. »Siehst du, Mönch, das Meer hat dich nicht verschluckt. Etwa zwei Tagesmärsche von hier liegt Roskilde. Es ist die Heimat von König Sven Estridsson. Geht über diese Düne und dann immer weiter Richtung Nordosten und ihr seid am Ziel eurer Reise.«
Adam überreichte ihm seinen wohlverdienten Lohn, ein kleines Säckchen mit Münzen, die der Wikinger einsteckte und sich verabschiedete.
Janus und Adam hielten sich in dem kleinen Hafendorf nicht lange auf, sondern machten sich gleich am nächsten Tag auf den Weg. Ihr Pfad führte sie immer wieder durch Wälder und nachdem sie eine Weile lang gelaufen waren, stellte Janus fest, dass das ganze Land flach zu sein schien. Nicht wie in Sachsen, wo die Ebenen von Hügelketten durchbrochen wurden.
Nach zwei Tagesmärschen erreichten sie schließlich den dänischen Königssitz in Roskilde.
Janus´ Erwartungen wurden enttäuscht. Er hatte sich ein großes Anwesen vorgestellt, eine Stadt zumindest, oder eine größere Burganlage. Dieser Königssitz sah aus wie eine Ansammlung von Bauerngehöften in Sachsen. Nicht vergleichbar mit den befestigten Burgen im Reich, die er als Vagant bereist hatte, und die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden schossen. Bei uns in Sachsen besitzen selbst unbedeutende Adelige ein größeres Anwesen, sogar eine Burg oder Motte, dachte Janus. Hier, in diesem Bauerndorf, sollte sich ein Königssitz befinden?
Adam schien seine Verwunderung zu bemerken. »In Dänemark ist einiges anders als bei uns, Janus. Das Land und die Menschen haben viel mit unseren Vorfahren gemeinsam, die der Römer Julius Cäsar einst Germanen nannte. Selbst die Götzen, an die viele der Menschen hier glauben, sind ähnlich. Es gibt keine Städte. Roskilde ist schon eine der größten Ansammlungen von Menschen. Nur das einstige Haithabu war größer.«
»Was ist Haithabu?«, fragte Janus.
»Haithabu war eine Handelsstadt der Nordmänner, eine befestigte Anlage, von der aus sie immer wieder Raubzüge unternommen haben. Sowohl die slawischen Völker aus dem Osten als auch die Sachsen und die Nordmänner gingen dort ein und aus. Vor acht Jahren wurde sie in der Schlacht zwischen König Sven Estridsson und Harald Hardrade von Norwegen zerstört und bis jetzt nur teilweise wieder aufgebaut.«
Janus blickte Adam verwundert an.
»Woher weißt du das alles?«
»Ich war einmal dort. Haithabu grenzt an das Sachsenland. Es gibt in Dänemark, Schweden und Norwegen keine größeren Städte. Es ist wie einst in Germanien: Wenn zweihundert bis dreihundert Menschen an einem Fleck wohnen, ist das schon viel!«
Sie näherten sich dem Dorf. Es war von einem großen, hölzernen Palisadenzaun umgeben, an dessen Tor zwei Wachen standen. Sie hielten Speere in den Händen und trugen jeweils einen runden Schild. Ihre Helme liefen nach oben spitz zu und besaßen lediglich einen Nasenschutz. Adam trat an das Tor und die beiden Wachen kreuzten die Lanzen. Die Männer fragten Adam etwas in ihrer Sprache. Zu Janus´ Erstaunen antwortete sein Freund.
»Du überraschst mich immer wieder, Adam. Du kannst ihre Worte verstehen?«
Adam nickte.
»Was hast du zu ihnen gesprochen?«
»Ich habe gesagt, dass wir Abgesandte des ehrwürdigen Bischofs Adalbert von Bremen sind und man uns zu ihrem König führen möge.«
Die Wachen brachten sie in das Dorfinnere. Janus´ Blick fiel auf eine Ansammlung von Langhäusern unterschiedlicher Größe. Fast jedes besaß am Giebel einen aus Holz geschnitzten Drachenkopf. In der Mitte des Dorfes befand sich das größte Gebäude, vor dessen Eingang ebenfalls zwei Wachen standen. Man führte sie hinein.
Am Ende der Halle saß ein stämmiger Krieger auf einem thronartigen Hochsitz. Er trug seine Haare kürzer als seine Landsmänner und war bartlos. Ein Schwert hing an seinem Gürtel und um den Hals trug er ein silbernes Hochkreuz mit einer kreisförmigen Einfassung, das Janus sofort auffiel.
»Ist das der König?«, fragte er seinen Freund leise, der ihm zunickte.
»Was ist das für ein seltsames Kreuz, das er um seinen
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