Die Lanze Gottes (German Edition)
habe ich Euch herbestellt. Seid gewiss, wenn Ihr Euch zur Ohrenbeichte entschließen solltet, werde ich ein verschwiegener Beichtvater sein.« Der Bischof lächelte.
Rudolf schob die Zunge in die Wange und kratzte sich am Kinn. Er war offenkundig verunsichert. Das gefiel Anno, er hatte sein Ziel fast erreicht und den Herzog von Schwaben da, wo er ihn haben wollte.
Rheinfelden nahm einen weiteren Schluck Wein, setzte den Becher ab und schaute ihn mit stählernem Blick in die Augen. »Eure Eminenz, nehmen wir an, ich würde die Dinge genauso betrachten wie Ihr. Was mag es sein, das Ihr im Gegenzug von mir dafür erwartet?«
Anno lächelte selbstzufrieden. »Eine Kleinigkeit, Herzog von Schwaben. Etwas, was Ihr mir derzeit noch nicht geben könnt, da Ihr noch nicht in der Stellung seid, aber wer weiß, das kann sich eines Tages ändern. Die Wege unseres Herrn sind unergründlich. Niemand weiß, wie die großen Herrscher sich zukünftig dem Papst gegenüber verhalten werden. Ihr wisst so gut wie ich, dass innerhalb der Kirche viele Reformen auf den Weg gebracht werden. Manche sind nicht einmal von Übel. Das meiste jedoch, was Cluny verlässt, ist für mich nichts anderes als ein Angriff auf unsere, von Gott gewollte, Ordnung. Kaiserin Agnes ist dem Abt von Cluny regelrecht verfallen. Bis jetzt sind die Verhältnisse noch stabil, aber mit dem nächsten Papst könnte möglicherweise alles anders werden. Was geschieht wohl mit den Machtverhältnissen im Reich, wenn die Bischofswürde nicht mehr von den Königen verliehen wird, sondern vom Papst allein?«
Rudolf sah ihn an. »Was wollt Ihr, Eure Eminenz?«
»Es gibt Männer innerhalb der Kirche, die mir ein Dorn im Auge sind. Machtkämpfe gibt es unter uns Gotteskriegern genauso wie unter Euresgleichen und einer meiner größten Feinde ist Herr über die reichsten Bistümer des Nordens. Bischof Adalbert von Bremen. Wenn Ihr, Herzog, eines Tages Herrscher im Reich wäret, so könnte man diesem Reformtreiben zumindest hier Einhalt gebieten. Zudem dürfte es mit Eurer Hilfe ein Leichtes sein, Bischof Adalbert von Bremen zu entmachten und die Bistümer einem der Krone loyalen Bischof zu übertragen.«
Rudolf von Rheinfelden grinste. »Und dieser loyale Bischof wärt Ihr?«
»Wie scharfsinnig Ihr seid, Herzog von Schwaben!«
»Eure Eminenz, mich beschleicht das Gefühl, als ob Ihr noch etwas auf dem Herzen habt.«
Anno nickte bedächtig. »Wir sollten am gleichen Strang ziehen, daher ist es notwendig, dass Ihr mir alles über diese Bruderschaft erzählt. Auch wenn Ihr geschworen habt, kein Wort zu verraten. Ihr könnt mich also als Euren Beichtvater betrachten und würdet damit nicht gegen Euren Schwur verstoßen.«
»Warum sollte ich das tun?«
»Weil ich Dinge weiß, die vielleicht von Wichtigkeit für Euch sind«, antwortete Anno und sah, dass der Herzog von Schwaben ernsthaft darüber nachdachte. Um ganz sicher zu gehen, setzte er nach. »Ich kann Euch nicht verraten, Rudolf von Rheinfelden. Die Ohrenbeichte bleibt zwischen dem Apostel Christi und dem Sünder. Ich will doch nicht meine unsterbliche Seele riskieren.«
Schließlich begann Rudolf zu reden und Bischof Anno lauschte andächtig seiner Beichte über die Mauritiusbruderschaft. Als der Herzog endete, erhob sich Anno und schritt langsam durch die Halle, denn er verspürte den Drang sich zu bewegen. Er setzte sich wieder und schaute Rheinfelden in die Augen.
»Gott vergibt Euch Eure Sünden, Herzog. Ja, jetzt ergibt alles einen Sinn.«
»Was meint Ihr?«
»Sagt Euch der Name Janus von Esken etwas?«, fragte der Bischof und bemerkte, wie sein Gegenüber zusammenzuckte.
»Ja, er war der Sohn eines ehemaligen Freundes, der anschließend zu meinem Feind wurde, aber ich hielt ihn seit Jahren für tot.«
»Nun, er ist nicht tot. Er befindet sich in Bremen bei einem Mönch namens Adam, einem Gelehrten von Bischof Adalbert. Ich habe einen Spion in Bremen, der mir regelmäßig berichtet, was dort vor sich geht. Mein Spitzel erzählte mir von einem Spielmann, der den Namen Janus von Esken trägt und Kontakt zu Adam aufnahm. Dieser Mönch ist ein sehr schlauer Kopf und dem Bischof treu ergeben. Es ist von einem merkwürdigen Kodex die Rede. Dieser steht in direktem Zusammenhang mit Eurer Bruderschaft.«
Rheinfelden sprang auf. »Bei allen Heiligen! Ich wusste, dass der Kodex existiert! Ich werde ihn bekommen und mit ihm den Sohn Siegmars von Esken!«
Anno hob beschwichtigend den Arm. »Ich bitte Euch, Herzog,
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