Die Lanze Gottes (German Edition)
Adam.
Der König runzelte die Stirn. »Wie kann Gott so etwas Wunderschönes verbieten?«
Adam verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin ein Diener Christi und lebe in der Liebe Gottes. Und Ihr solltet nur eine Frau an Eurer Seite haben, Sven Estridsson, so steht es geschrieben.«
»Nur eine Frau?«, rief der König. »Das kann Gott nicht ernst gemeint haben. Warum hat er dann so viele gemacht? Nur eine Frau! Mönch, wie stellt Ihr Euch das vor? Was sagt Ihr dazu, Janus? Meint Ihr wirklich, es ist der Wille Gottes, nur eine Frau zu beglücken?«
Der König blickte Janus forschend an. Der zuckte mit den Schultern und schaute von Adam zum König und wieder zurück. Weder wollte er den König beschämen noch sich Adams Zorn zuziehen. »Wenn Adam es sagt. Er ist ein gelehrter Mann Gottes, großer König.«
Estridsson stand auf. »Adam, was sagt Gott, was ich mit meiner Frau tun soll, wenn sie alt ist?«, brummte er. »Meine älteste Frau hat schon graue Haare. Sie ist längst nicht mehr in der Lage, Kinder zur Welt zu bringen. Was soll ich machen? Soll ich dann keine Kinder mehr zeugen?«
»Natürlich nicht! Gott befiehlt: Seid Mann und Frau bis zum Tod«, antwortete Adam.
»Und was ist, wenn die Lust mich überkommt?«
»Ihr sollt in Keuschheit leben!«
»Ich darf nur dann eine Frau beglücken, um ein Balg zu zeugen?«
»So ist es, ja.«
Der König schüttelte den Kopf. »Lasst uns über etwas anderes reden, Mönch! Komm, nehmt noch ein wenig Met.« Er hob seinen Becher und trank.
Janus wusste, der König war kein dummer Mensch, doch seine Vergnügungssucht, seine Schwäche für Frauen, Wein, Met und das Feiern vertrugen sich nicht mit seinem neuen Glauben.
»Mönch, ich bin einer der ersten Christen meines Volkes. Ich unterstütze die neue Religion und glaube an Jesus Christus, die Auferstehung und das ewige Leben, aber ich habe Schwierigkeiten mit dem, was du Keuschheit nennst. Ich möchte meine unsterbliche Seele nicht riskieren. Wird Jesus mir verzeihen?«
Janus beobachtete Adam und wusste, dass der König keine Absolution für seine Unkeuschheit von seinem Freund erwarten durfte. »Jesus verzeiht Euch Eure Sünden, König Estridsson, doch Ihr müsst sie wahrhaft bereuen.«
Der König wandte sich Janus zu. »Und Ihr, Janus, was denkt Ihr darüber?«
»Nun, König Estridsson, ich bin, wie Ihr wisst, mit Huren, Bettlern und Gauklern groß geworden, da konnte man sich allzu viel Moral nicht leisten. Ich glaube, Gott verzeiht, denn er ist ein gütiger Gott.«
Adam rümpfte die Nase, schwieg jedoch. Selten lehnte Janus die vom König angebotenen Sklavinnen ab. Es handelte sich ausnahmslos um schöne Mädchen wie Beyla. Zukünftig beschloss er jedoch, seine Finger von den Frauen zu lassen, um sich nicht immer vor Adam rechtfertigen zu müssen. Denn jedes Mal, wenn der Mönch davon erfuhr, machte er ihm mit seinen Vorhaltungen das Leben zur Hölle.
Jeden Tag beobachtete Janus, dass Adam über Feder und Pergament saß und die wichtigsten Ereignisse aufzeichnete. Er machte Notizen über die Menschen und das Land. König Sven Estridsson gab bereitwillig über alles Auskunft.
Als sie an einem Sommerabend auf dem Dorfplatz um ein großes Feuer saßen, wandte sich Adam zu vorgerückter Stunde an Estridsson. »Großer König, was wisst Ihr über den Verbleib der Lanze, die sich einst durch die Brust unseres Herrn Jesus Christus bohrte?«
Janus wunderte sich, dass Adam diese Frage so unumwunden stellte. Sie hatten in den letzten Wochen immer wieder darüber gesprochen und Janus hatte Adam fast bedrängt, den König danach zu fragen. Doch der Mönch hatte ihn immer wieder vertröstet und gesagt, der Zeitpunkt sei noch nicht der richtige.
Janus beobachtete den Dänenherrscher, seine Miene verfinsterte sich.
»Ich sehe, meine Frage berührt Euch.«
Estridsson schaute Adam forschend an. »Warum wollt Ihr so etwas wissen?«
Adam hielt dem Blick des Königs stand. »Es ist eine heilige Reliquie und wir wissen, dass sie sich irgendwo im Norden befindet. Sie ist von unschätzbarem Wert für die Christenheit und damit auch für Euer Seelenheil.«
Der König stand auf und ging einmal um das Feuer, dann drehte er Janus und Adam den Rücken zu, schaute eine Weile schweigend in den Himmel in Richtung des Mondes und antwortete schließlich: »Ich dachte immer, die Heilige Lanze sei im Besitz Eures Königs.«
Janus erkannte, dass ihm das Thema unangenehm war, doch Adam fragte unbeirrt weiter. Janus war neugierig
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