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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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einer der wichtigsten Fürsten in Sachsen. Ich habe nie verstanden, warum er mich einem solchen Tölpel wie Konrad zur Frau gegeben hat. Ich wollte nicht, aber er ließ mir keine Wahl. Jetzt bin ich hier, am Rande von Sachsen auf dieser gottverlassenen Burg.«
    Janus blickte sie überrascht an. »Aber dein Gemahl ist einer der mächtigsten Grafen im Reich!«
    Mathilde lachte verächtlich. »Mein Gemahl! Er schafft es nicht einmal, seine Besitztümer zusammenzuhalten, wie man an dem Verlust seiner Ländereinen an Bischof Adalbert sehen kann, geschweige denn mich als Frau glücklich zu machen.«
    »Auf die Eskeburg scheint er jedoch großen Wert zu legen.«
    Sie zog ihr Gewand über und nestelte an der Fibel an ihrem Halsausschnitt. »Die armselige Motte deines Vaters interessiert mich nicht. Ich habe keine Ahnung, warum Konrad sie dir nicht einfach zurückgibt. Aber du, Janus, hast mich schon interessiert und genau das gehalten, was ich mir von dir versprochen habe. Wer weiß, vielleicht bekommst du deine Burg eines Tages zurück. Mit dir als Nachbarn wäre es nicht gar so einsam hier.« Sie grinste verschwörerisch. »Ich muss jetzt gehen. Mein ehrwürdiger Gemahl soll doch nichts bemerken.« Dann verließ sie die Stallungen.
    Janus zog sich an, legte sich noch eine Weile ins Heu, schaute in die Sterne und dachte über Mathilde nach. Als Verbündete kam sie für Bischof Adalbert nicht infrage, da verband den Bischof mit ihrem Gemahl Konrad weitaus mehr. Denn immerhin stand Konrad treu zum König, während Mathilde ihren Gemahl wohl verachtete. Sie schien ein Luder zu sein, das selbst den keuschen Bischof Adalbert um den Verstand gebracht hätte, dachte er lächelnd und schloss seine Augen.

XXV
    Durch die schmale Öffnung der Kerkertür in der Burg Gleiberg fiel etwas Licht. Gerade so viel, dass Hermann feststellen konnte, ob draußen Tag oder Nacht war. In dem kalten und feuchten Verlies lag nur in einer Ecke etwas Stroh. Hermann war der erste Gefangene seit Jahren hier. Der Gleiberger Graf musste bei dem
    Gedanken daran sogar etwas schmunzeln. Er hatte es immer gehasst, Menschen einzusperren. Welch Ironie des Schicksals, dass er hier nun sein Dasein fristen musste. Mit seinem Leben hatte Hermann abgeschlossen und seinen Frieden mit Gott gemacht, auch wenn er Gott in seiner Einsamkeit häufig fragte, warum er ihn schon holen wolle. Er dachte an seine Frau und seine beiden Töchter. Nachdem der König ihn unter Anklage gestellt hatte, gelang es Johannes gerade noch rechtzeitig, seine Familie im Klosterstift zu Quedlinburg in Sicherheit zu bringen. Sie befanden sich außerhalb des Machtbereiches seiner Feinde. Das spendete ihm etwas
    Trost. Die Äbtissin würde sie beschützen, daran bestand kein Zweifel.
    Wilfried von Breyde besuchte ihn regelmäßig in seinem Kerker und bei dem Gedanken an diesen Mann verschwand das Lächeln und die Furcht legte sich wie eine kalte Hand über seine Seele. Doch er versuchte, sie nicht zuzulassen, denn er wollte Wilfried die Genugtuung nicht geben. Mit Furcht und damit, wie man sie verbreitete, kannte sich Rudolfs Vasall aus. Wenn er kam, begrüßte er Hermann meistens mit Schlägen. Er war unberechenbar und verstand es meisterlich mit der Angst seiner Opfer zu spielen.
    Wie tief war Rudolf gesunken? Einst waren sie Waffenbrüder, gar Freunde gewesen, doch das zählte nicht mehr. Verrat am König hatten sie Hermann vorgeworfen. Ausgerechnet ihm.
    Plötzlich wurde die Tür zum Kerker aufgestoßen und Wilfried trat ein. Er rümpfte die Nase, denn modriger Geruch erfüllte das Kerkerloch. Hermann zuckte zusammen, er wusste, was ihn erwartete. Rheinfeldens Vasall ließ seine Wut an ihm aus. Töten konnte er ihn nicht, der König hatte es verboten.
    Geschwächt von der schlechten Nahrung, die man ihm zuteilwerden ließ, kauerte Hermann auf dem Boden. Wilfried trat vor ihn. »Seht mich an, Gleiberg!»
    Hermann hob langsam den Kopf in der Erwartung eines Schlages oder Trittes. Von Breyde ging einen Schritt auf ihn zu. Reflexartig hob Hermann die Hand vor sein Gesicht.
    Wilfried lachte. »Graf von Gleiberg, warum so furchtsam?«
    »Was wollt Ihr Ungeheuer schon wieder von mir? Warum tötet Ihr mich nicht endlich?«, sagte Hermann und schaute seinen Peiniger an.
    Wilfried packte Hermann am Schopf und drehte seinen Kopf zu ihm hoch. »Ihr glaubt gar nicht, wie viel Freude mir das bereiten würde, Gleiberg!«
    »Lieber wäre ich tot, als Euch weiterhin ausgeliefert!«
    Wilfried lachte abermals.

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