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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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seinen Feinden tun? Sie verspotten Euch auf den Straßen. Jeder in Sachsen weiß, dass Hermann von Gleiberg seinen König nie verraten hätte, nur sein König selbst weiß es nicht. Ich sorgte mich um Euch und Euren Ruf, mein König, und hielt es für politisch klug, in Eurem Namen und unter Eurem Banner dem Grafen von Gleiberg die Freiheit zu schenken. In Sachsen spricht man seitdem von einer Verschwörung gegen Hermann, die Ihr, mein König, aufgedeckt habt. So ist wenigstens das Volk wieder auf unserer Seite, wenn wir schon den Adel nicht gänzlich überzeugen können.«
    Rudolf beobachtete den König, dessen Gesichtszüge sich merklich entspannten. Das gefiel ihm gar nicht. Heinrich war zu jung und der alte Fuchs von einem Bischof sehr redegewandt.
    »Warum habt Ihr mich nicht eingeweiht?«, fragte der König.
    »Nun, ich bin nicht mehr Euer einziger Berater. Ihr umgebt Euch mit vielen mächtigen Männern aus Adel und Kirche und nicht jeder ist mir wohlgesonnen. Der Plan hätte vereitelt werden können«, erwiderte der Bischof und sein Blick streifte kurz Rheinfelden.
    Rudolf wusste, er musste handeln, und zwar sofort, wenn er nicht riskieren wollte, dass sich der gewiefte Bremer Erzbischof ein weiteres Mal herausredete. Adalbert kam ihm vor wie eine Schlange, die sich immer im richtigen Augenblick herauswand. Er hasste den Bischof dafür. »Und deswegen lasst Ihr unsere eigenen Leute von Söldnern grundlos abschlachten? Ihr hättet mit uns, und vor allen Dingen mit dem König reden müssen«, sagte Rudolf ruhig.
    Adalbert blickte zu Boden. »Verzeiht, mein König. Mir erschien es sinnvoll, allein zu handeln. Zu Eurem Wohle und zum Wohle des Reiches. Gott möge mir verzeihen! Wenn Ihr mir nicht verzeihen könnt, so werde ich jede von Euch ausgesprochene Strafe hinnehmen, aber seid Euch meiner Liebe zum Reich und Euch gewiss.« Der Bischof ließ sich vor Heinrich auf ein Knie sinken.
    Rudolf spürte, wie ihn der Zorn übermannte, doch er versuchte, sich zu beherrschen. »Was Ihr sprecht, Bischof, ist nichts weniger als ein Verrat am König und am Reich. Ich schätze Euren Weitblick und Eure Sorge um das Wohl des Königs. Doch sagt mir, Bischof Adalbert, der Ihr so überzeugt von der Unschuld des Gleiberger Grafen seid, habt Ihr für Eure Behauptungen auch einen Beweis? Denn solange dessen Unschuld nicht bewiesen ist, bleibt Hermann von Gleiberg ein Verräter, den Ihr gegen den Willen des Königs aus seiner Gefangenschaft befreit habt!«
    Heinrich verfolgte schweigend die rhetorische Schlacht, die sich seine beiden Berater hier gerade lieferten. »Ihr sprecht gar zu schnell von Verrat, Herzog«, erwiderte der Bischof bissig.
    Rudolf setzte ein gezwungenes Lächeln auf. »Das Gleiche könnte ich von Euch behaupten!«
    »Genug!«, fiel ihnen der König schließlich ins Wort. »Bischof Adalbert, ich habe Euch viel zu verdanken und dem Grafen von Gleiberg ebenso. Doch ich bin kein kleiner Junge mehr, dem man seine Mutter geraubt hat, und der verängstigt in seiner Kammer sitzt. Ich bin der König des Reiches und daher frage ich Euch, wo ist Euer Beweis für die Unschuld von Gleibergs?«
    Der Bischof griff unter sein Gewand, holte ein Pergament hervor und rollte es auseinander. Er hielt es kurz in die Höhe. Rudolf erkannte das Siegel Otto von Northeims. »Wir erklären hiermit den Grafen von Gleiberg zu einem Ausgestoßenen unter den sächsischen Fürsten. Fortan ist er als vogelfrei zu betrachten. Ein jeder darf ihn töten, ohne für sich selbst Schaden fürchten zu müssen. Hermann von Gleiberg steht zu dem, der sich König Heinrich, Herrscher über Sachsen nennt, und hintergeht das sächsische Volk. Heinrich errichtete seine Burgen in Sachsen, doch das Land gehört uns. Der König eignet es sich wider Gottes Willen an. Der Graf von Gleiberg ist ein Verräter am sächsischen Volk.«
    Der Bischof endete und reichte dem König das Pergament. »Ich denke, dass dies als Beweis der Unschuld Hermanns reicht, mein König.« Dann wandte er sich Rudolf zu. »Nicht einmal Ihr, Herzog von Schwaben, könnt einen Sinn darin erkennen, dass Hermann durch Otto von Northeim zunächst beauftragt wird, die Delegation des Königs in eine Falle zu locken, um gleich darauf von den eigenen Verbündeten geächtet zu werden«, sagte er bissig.
    Rudolf kniff die Augen zusammen und fluchte innerlich. Wie hatte es dieser verdammte Bischof geschafft, an solch ein Schreiben zu kommen? In diesem Moment verstand Rudolf, dass er als Schwabe

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