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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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eindeutig im Hintertreffen war. Der Bischof verfügte als gebürtiger Sachse offensichtlich immer noch über gute Kontakte in diesem aufsässigen Land.
    Der König las das Schreiben noch einmal, dann sagte er zu einem der Diener, die sich in der Halle befanden: »Ich möchte eine Nachricht an den Grafen von Gleiberg schicken. Lasst einen Schreiber kommen!« Er drehte sich zu Adalbert um. »Ihr habt trotzdem gegen meinen Befehl gehandelt, Bischof. Bald ist der Hoftag in Tribur. Wir werden dort noch einmal über Euren Fall beraten. Und jetzt geht und lasst mich allein!«
    Rudolf verbeugte sich vor dem König und Adalbert tat es ihm gleich. Dann verließ er hinter dem Bischof den Saal. Als er die Tür hinter sich schloss, stand ihm Adalbert gegenüber. Seine dunklen Augen verengten sich. Rudolf hielt dem Blick stand. Der Bischof hatte es wieder einmal geschafft, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. »Spätestens nach dem Hoftag seid Ihr die längste Zeit des Königs Berater gewesen. Ich weiß nicht, wie Ihr es angestellt habt, an ein solches Dokument zu kommen, doch seid gewiss, ich finde es heraus. Ihr seid ein nicht zu unterschätzender Gegner, ehrwürdiger Bischof!«
    »Ebenso wie Ihr, Herzog von Schwaben«, erwiderte Adalbert kühl.
    »Ich hoffe für Euch, die Gunst des Königs bleibt Euch erhalten.«
    »Ja, das hoffe ich auch, obwohl ich, im Gegensatz zu Euch, viel auf die Klugheit des jungen Herrschers gebe.«
    Dieser eingebildete Kirchenfürst! Warum glaubte er nur immer zu wissen, was für den König und damit auch für das Reich am besten sei? Rudolf merkte, wie der Zorn in ihm hochstieg, doch er ließ sich so wenig wie möglich anmerken. Er verbeugte sich vor Adalbert und zischte: »Dann bleibt mir nur noch, Euch zu wünschen, dass der junge König Heinrich in Eurem Leben der letzte Herrscher sein wird. Gott möge verhüten, dass Ihr noch einmal einem anderen König dienen müsst.«
    Der Bischof verbeugte sich ebenfalls und verließ schnellen Schrittes den Flur. Rudolf sah ihm nach. Er hat sieben Leben, dieser alte Bischof. Wie eine Katze.

XXVIII
    Wie durch einen Nebel nahm Janus unterschiedliche Stimmen wahr. Manchmal sah er verschwommene Gesichter vor sich, um dann sofort wieder in tiefe Bewusstlosigkeit zu versinken. Als er seine Sinne gänzlich wiedererlangte, sah er vor sich das Antlitz einer wunderschönen Frau. Er lag auf einem weichen Schlaflager und versuchte sich aufzurichten, doch seine Schulter schmerzte und er wurde von einer feingliedrigen Frauenhand zurückgeschoben. Janus blickte sich um und stellte fest, dass er sich in einem edlen Gemach befand. Sein Blick fiel auf die Frau - zweifellos das schönste Wesen, das er jemals gesehen hatte. Er versuchte zu sprechen, doch sie legte einen Finger auf ihre vollen Lippen. Unter ihrem Schleier umrahmten lange, schwarze Haare ein schmales Gesicht und ihre braungrünen Augen schauten ihn sanft an. Befand er sich im Himmel? War er tot und dies das Paradies?
    »Wo bin ich?«, fragte er.
    Die Schöne stand auf, ging zu einem Tisch und füllte einen Becher mit Wasser. Sein Blick folgte ihr. Draußen schien die Sonne und das warme Licht ließ die Frau wie einen Engel aussehen. Sie kam zurück und reichte ihm den Krug. »Trinkt das! Ihr habt lange geschlafen.«
    »Wo bin ich?«, fragte Janus ein weiteres Mal und konnte seinen Blick selbst beim Trinken nicht von ihr lassen. »Bin ich tot? Seid ihr ein Engel?«
    Die Schönheit lachte. »Nein, ihr befindet Euch auf Gleiberg, der Burg meines Vaters.«
    Janus´ Erinnerung kehrte zurück. Die Befreiung Hermanns, der Kampf mit Wilfried von Breyde. Er setzte sich auf und stellte fest, dass er nackt war. Hastig zog er seine Decke etwas höher. »Wo sind meine Kleider?«
    »Ich lasse Euch neue bringen«, antwortete die Schönheit, stand auf und wollte das Gemach verlassen.
    Janus hielt sie am Arm fest. »Nein, bitte geht noch nicht! Wie heißt Ihr?« Sie lächelte ihn an und befreite sich sanft aus seinem Griff. »Mein Name ist Adela. Ihr seid Janus von Esken. Könnt Ihr Euch denn nicht mehr an mich erinnern?«
    Adela war mittelgroß und die beiden wundervollen Rundungen, die sich unter ihrem Gewand abzeichneten, fesselten seinen Blick. Warum sollte er sich an sie erinnern können? Andererseits, wie konnte man so eine Göttin vergessen? Waren sie sich schon einmal begegnet? Dann fiel es ihm wieder ein: Er hatte sie zuletzt gesehen als sie einst mit ihrem Vater die Eskeburg besuchte. Sie hatten als Kinder zusammen

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