Die Lanze Gottes (German Edition)
gespielt. Wie lange war das her? Janus konnte es kaum glauben. Aus dem kleinen Mädchen mit der Stupsnase und den langen Locken war eine wahrhaft schöne Frau geworden.
»Ihr seid Adela?«, fragte Janus beinahe ungläubig. »Beim Allmächtigen, Ihr seid groß geworden.« Sie lachte auf. »Nun, Ihr seid auch kein kleiner Junge mehr, wie ich in den letzten Tagen feststellen konnte. Dabei ließ sie den Blick über seinen Körper wandern und Janus spürte, wie er rot wurde.
»Nun lasst meinen Arm los, Janus, denn sonst kann ich Euch nichts zum Anziehen holen«, neckte sie ihn, stand auf, um wenig später mit Kleidern für ihn zurückzukommen.
Während er sich anzog, versuchte er seine Gedanken zu ordnen. Wer hatte ihn vor Wilfrieds Schwerthieben gerettet?
Adela stand am Fenster und beobachte Janus. Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen und Hermann und Notgar stürmten in das Gemach. Hermann umarmte ihn. »Dem Herrn sei Dank! Ich glaube, das Schlimmste hat er hinter sich!«
»Ja, es sieht so aus«, grinste Notgar.
Schwindel überkam Janus, als er versuchte aufzustehen. Hermann fasste seinen Arm und schob ihn zurück auf das Schlaflager. »Nicht so schnell, mein Freund!«
Die beiden setzen sich vor ihn. »Ich werde etwas zu essen holen», erklärte Adela. »Der Graf muss wieder zu Kräften kommen.« Sie ging zur Tür, drehte sich noch einmal um und lächelte ihm zu, dann verließ sie das Gemach.
»Nun, ich glaube die Welt hat dich wieder«, sagte Hermann.
Janus bemerkte die tiefen Sorgenfalten in seinem Blick und fragte sich in diesem Moment, wer von ihnen beiden wohl schlimmer aussah. Die Gefangenschaft in der Gewalt Wilfrieds hatte Spuren hinterlassen. Der ohnehin immer schlank gewesene Hermann wirkte noch schmaler.
Janus setzte sich wieder auf. »Was ist geschehen?«
Notgar grinste und kratzte sich an seiner Glatze. »Du bist wahrlich der schlechteste Schwertkämpfer, den ich jemals gesehen habe. Und ich sage dir eins, sollte ich noch einmal mit dir in einen Kampf ziehen, tue ich das nur, wenn du deine Lektionen vorher vernünftig gelernt hast.«
»Warum bin ich nicht tot?«, fragte Janus.
»Ich habe mich zu dir durchgekämpft«, wandte der Hüne sich an ihn, »und als ich sah, dass du am Boden lagst und Wilfried zum Stich ausholte, griff ich von hinten an. Doch dieser Kerl ist schnell, ein guter Kämpfer. Schließlich sah von Breyde wohl ein, dass der Kampf für ihn verloren war. Er floh Richtung Tal. Unsere Männer besetzten die Burg.«
Die Tür ging auf und Adela kam zurück. In der Hand trug sie etwas Wein und Brot. Hinter ihr betrat ein Mann das Gemach, den Janus sofort wiedererkannte. »Johannes!«, rief er erfreut.
Er war ein wenig älter geworden, die Schläfen leicht ergraut. Johannes lachte: »Janus, wie froh ich bin, dass du noch lebst!« Er umarmte ihn herzlich. »Gott allein weiß, was ich seinerzeit alles angestellt habe, dich zu finden. Als mir Hermann von dir erzählte, konnte ich es zunächst kaum glauben!« Johannes schüttelte immer wieder den Kopf. »Mein Gott, Junge, du bist ein Mann geworden! Wie lange ist das nun alles schon her?«
Ohne dass Janus etwas erwidern konnte, öffnete sich die Tür abermals. »Ich habe dir jemanden mitgebracht«, sagte Johannes grinsend. Konstanze betrat die Kammer, lief zu ihm und umarmte ihn herzlich.
»Konstanze, wie kommst du hierher? Und wo ist Asbirg?«
Konstanze Gesicht bekam einen traurigen Ausdruck. »Sie ist, kurz nach dem du damals bei uns warst, gestorben, Janus. Sie war alt und krank.«
»Das tut mir sehr leid.«.
Seine Schwester lächelte. »Ich habe viele Geheimnisse von Asbirg gelernt und schulde ihr großen Dank. In den letzten Jahren habe ich mich um sie gekümmert.«
Johannes mischte sich ein. »Ich wollte Konstanze und Asbirg mehrfach mit nach Gleiberg nehmen und hatte ihnen ein kleines Haus am Fuße der Burg besorgt, dort hätten sie als Kräuterfrauen für die umliegenden Bauern ebenso für ihren Unterhalt aufkommen können, doch Asbirg wollte ihren Wald nicht verlassen und Konstanze fühlte sich ihr verpflichtet.«
»Nun ist Asbirg nicht mehr da und ich habe das Angebot von Johannes angenommen«, ergänzte Konstanze.
Janus nickte und betrachtete seine Schwester. Sie wurde seiner Mutter immer ähnlicher, besaß die gleichen warmen Augen und strahlte eine ähnliche Selbstsicherheit aus.
Noch einmal umarmte Konstanze ihn stürmisch und er spürte ihre Tränen an seinem Hals. »Mein Bruder, ich dachte du würdest sterben und
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