Die Lanze Gottes (German Edition)
ich sei wieder ganz allein auf der Welt.«
Janus hielt sie eine Weile fest und es schien ihm, als habe Gott einen Kreis geschlossen. Die Familie von Esken war nicht ausgelöscht worden. Er hatte überlebt, all die Jahre, und Konstanze ebenso. Die Anderen ließen sie eine Weile gewähren. Dann ließ er sie los und strich eine Träne aus ihrem Gesicht. »Wir leben, Konstanze!«
Hermann erzählte Janus von den jüngsten Ereignissen. Bischof Adalbert von Bremen hatte es geschafft, dem König die Unschuld Hermanns zu beweisen. Vonseiten Heinrichs ging nun keinerlei Gefahr mehr für die Burg Gleiberg aus. Dafür gab es zunehmend Aufstände im Sachsenland. Viele der sächsischen Fürsten hatten sich gegen Hermann gewandt.
»Was wirst du tun?«, fragte Janus ihn.
»Die Mauern der Burg Gleiberg sind stark. Die sächsischen Fürsten versuchen, ihre Kräfte zu konzentrieren, um sich irgendwann gegen den König zu erheben, und werden nicht den Fehler begehen, mich hier in Franken auf meiner Burg anzugreifen. Außerdem sind ebenso viele Fürsten aus Sachsen gegen wie für mich. Nein, Otto von Northeim hat anderes zu tun, als mich auf meiner Burg zu belagern. Ich bin zu unwichtig für ihn, und solange ich mich aus der Fehde mit dem König heraushalte, sind wir alle hier sicher.« Hermann stand auf. »Ich denke, es reicht für heute, Janus. Du musst dich ausruhen. Du hattest viele Tage hohes Fieber. Adela und Konstanze haben abwechselnd für dich gesorgt und über dich gewacht. Wir übergeben dich wieder der Pflege meiner liebreizenden Tochter.« Damit erhob er sich und ging hinaus. Johannes, Notgar und Konstanze folgten ihm. Adela schickte sich ebenso an, zu gehen, doch Janus wollte nicht allein bleiben. »Adela«, rief er, »bitte bleibt noch einen Moment!«
Sie lächelte ihn an, kam zurück und setzte sich wieder. Er betrachtete sie und ein seltsames Gefühl der Sicherheit überkam ihn. Er wünschte, sie würde ewig neben ihm sitzen bleiben. Janus hatte in seinem Leben als Spielmann schon einige schöne Frauen kennengelernt, doch niemals zuvor löste ein weibliches Wesen so etwas in ihm aus. »Würde es Euch etwas ausmachen, meine Hand zu halten?«, fragte er sie und war selbst über seine Forschheit erstaunt. Zu seiner Überraschung reichte Adela ihm ihre Hand. Sie fühlte sich zart an und ein Gefühl der Geborgenheit erfasste ihn. Nach wenigen Augenblicken war er eingeschlafen.
Adela kam jeden Tag, saß neben seinem Schlaflager und brachte ihm zu essen. Janus hatte sich jahrelang gehetzt und getrieben gefühlt und so sah es auch in seinem Inneren aus. Immer auf der Flucht, immer rastlos und voller Unruhe.
Mit Adela in seiner Nähe verspürte er eine nie da gewesene Ruhe und Gelassenheit. Fast so wie in seinen Kindheitstagen, wenn seine Mutter ihn umarmte oder er neben seinem Vater an der Rumia saß. Die Welt schien in ihrer Nähe stillzustehen. Wenn sie bei ihm war, vergaß er alles um sich herum. Adela versorgte jeden Tag seine Schulter und Janus genoss ihre Berührungen in gewisser Art und Weise und gewöhnte sich daran. An einem Morgen schließlich ging die Tür auf und Janus setzte sich auf, in Erwartung Adelas, wenigstens aber Konstanzes. Herein kann jedoch eine alte, schrumpelige Magd mit einer großen Warze auf der Wange. Sie schaute ihn unfreundlich an und stellte ihm sein Essen direkt neben das Bett.
»Wo ist Adela?«
»Die junge Gräfin ist nicht da«, antwortete die Alte missmutig. »Sie bat mich, Euch Euer Essen zu bringen.«
»Wo ist sie?«
»Ich weiß es nicht. Aber wenn Ihr einen guten Rat von einer alten Frau annehmen wollt, so lasst Euch Folgendes sagen: Die junge Gräfin ist mir vertraut, seit sie geboren wurde. Und ich habe sie noch nie so abwesend und verträumt gesehen. Meine alten Augen sind zwar nicht mehr die besten, doch ich kenne Gräfin Adela. Ihr seid ein junger kräftiger Mann, der hier herumliegt und Gott, unserem Herrn, den Tag stiehlt.« Janus setzte sich auf und griff nach dem Teller. Er fühlte sich ertappt. Wer war dieses unverschämte Weib? »Wie ist Euer Name?«, fragte er kleinlaut, während er aß.
Sie ging zu dem Schemel, wo seine Tunika lag, nahm sie und schleuderte sie in seine Richtung. »Valda. Merkt Euch diesen Namen gut, denn auch ich verfüge über großes Wissen in der Heilkunde. Eure Schwester hat keine Zeit. Ihr wart nicht der einzige Verwundete nach diesem schrecklichen Kampf auf der Burg, Konstanze ist ein großer Segen für Gleiberg in diesen Tagen. Gott hat sie
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