Die Larve
hatten. Witwen mit einer Handtasche voller Münzen. Aber ich hatte es verflucht nicht in mir. Ich, der Dieb, stand wie angewurzelt da, schwitzte wie ein Schwein und war voller Panik und Angst vor ein paar tatterigen, achtzigjährigen Omas. Es war echt zum Lachen.
Am Samstag ging ich dann die Leute durch, die ich als meine Freunde bezeichnete und die mir vielleicht etwas leihen konnten. Ich war verdammt schnell damit fertig. Denn es gab niemanden.
Irgendwann kam mir dann doch einer in den Sinn, der mir etwas leihen können sollte. Wenn er denn kapierte, dass das nur zu seinem Besten war.
Ich schlich mich in den Bus, fuhr nach Osten auf die richtige Seite der Stadt und stieg in Manglerud aus.
Dieses Mal war Truls Berntsen zu Hause.
Er stand im Türrahmen seiner Wohnung in der fünften Etage des Wohnblocks und hörte schweigend mich in etwa die gleiche Drohung vorbringen, die ich schon im Blindernveien von mir gegeben hatte. Wenn er nicht fünf große Scheine lockermachte, würde ich verraten, dass er Tutu umgebracht und seine Leiche anschließend versteckt hatte.
Aber Berntsen blieb vollkommen cool und bat mich in seine Wohnung. Meinte, wir würden sicher eine Lösung finden.
Doch sein Blick sagte etwas ganz anderes.
Vermutlich blieb ich deshalb stehen und sagte, dass es da nichts zu diskutieren gäbe, entweder er zahlte, oder ich plauderte bei den Bullen gegen Geld alles aus. Er meinte nur, die Polizei bezahle nie für solche Hinweise, fünftausend seien aber okay, schließlich hätten wir ja eine gemeinsame Geschichte und wären fast so etwas wie Freunde. Dann meinte er allerdings, er habe nicht so viel Bares zu Hause. Er müsse erst zum Geldautomaten, sein Auto stünde unten in der Garage.
Ich dachte nach. Die Alarmglocken läuteten, aber die Sucht war echt nicht mehr auszuhalten und blockierte alle vernünftigen Gedanken. Schließlich nickte ich, obwohl ich wusste, dass das alles andere als in Ordnung war.
»Du hast das endgültige Ergebnis der DNA -Analyse?«, fragte Harry und ließ seinen Blick über die Gäste des Restaurants schweifen. Es waren keine verdächtigen Personen darunter. Oder besser gesagt, ein Haufen verdächtiger Personen, aber keiner von ihnen sah wie ein Polizist aus.
»Ja«, sagte Beate.
Harry nahm das Telefon in die andere Hand. »Ich glaube, ich weiß bereits, wen Gusto gekratzt hat.«
»Ach ja?«, sagte Beate hörbar überrascht.
»Ja. Es handelt sich ja um jemanden, dessen DNA registriert ist, also entweder um einen früheren Verdächtigen, einen Verurteilten oder einen Polizisten, der möglicherweise einen Tatort verunreinigen könnte. Ich glaube an Letzteres. Der Mann heißt Truls Berntsen und ist Kommissar beim Dezernat für Organisierte Kriminalität.«
»Woher weißt du, dass er das ist?«
»Nun. Wenn du so willst, aus der Summe aller Dinge.«
»Jetzt hör aber auf«, sagte Beate. »Ich zweifle ja gar nicht daran, dass deine Schlussfolgerung stimmig ist.«
»Danke«, sagte Harry.
»Aber falsch ist sie trotzdem«, ergänzte Beate.
»Kannst du das noch mal wiederholen?«
»Das Blut unter Gustos Nägeln stammt nicht von Berntsen.«
Doch als ich da vor der Tür von Truls Berntsen stand, der gerade nach drinnen verschwunden war, um seine Autoschlüssel zu holen, fiel mein Blick auf den Boden. Auf meine Schuhe. Verdammt schöne Schuhe. Und da musste ich an Isabelle Skøyen denken.
Sie war nicht so gefährlich wie Truls Berntsen. Und sie war verrückt nach mir, oder etwa nicht?
Total verrückt.
Noch bevor Berntsen wieder zurück war, rannte ich sieben Stufen auf einmal nehmend über die Treppe nach unten und drückte in jeder Etage auf den Fahrstuhlknopf.
Ich fuhr mit der U-Bahn bis zum Bahnhof, wollte sie eigentlich erst anrufen, machte das dann aber doch nicht. Am Telefon würde sie mich bestimmt abwimmeln, nicht aber, wenn ich quicklebendig und verlockend vor ihr stand. Außerdem hatte samstags ihr Stallbursche immer frei. Was wiederum bedeutete, dass sie zu Hause war, denn ihr ganzes Viehzeugs versteht sich nun einmal nicht darauf, sich sein Fressen aus dem Kühlschrank zu holen. Im Bahnhof setzte ich mich in den Wagen der Østfoldbahn, die für Monatskarteninhaber reserviert war, da die Fahrt nach Rygge ganze hundertvierundvierzig Kronen kostete, die ich natürlich nicht hatte. Vom Bahnhof in Rygge lief ich zu Fuß bis zum Hof. Das ist ganz schön weit. Besonders, wenn es anfängt zu regnen. Und es fing an zu regnen.
Als ich auf den Hofplatz kam, entdeckte ich
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