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Die Larve

Die Larve

Titel: Die Larve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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ihren Wagen. So ein Allradteil, mit dem die Leute mitten in der Stadt immer so gerne angeben. Ich klopfte an die Tür des Wohnhauses, das einzige, das keine Tiere beherbergte. Aber es kam niemand, so laut ich auch rief. Natürlich konnte sie ausgeritten sein. Aber okay, ich wusste ja, wo sie ihr Bargeld aufbewahrte, und hier auf dem Land hatte man ja noch nicht damit angefangen, seine Türen abzuschließen. Also drückte ich die Klinke nach unten, und die Tür ging tatsächlich auf.
    Ich war auf dem Weg zu ihrem Schlafzimmer, als sie plötzlich vor mir stand. Groß und mit nackten Füßen posierte sie in einem Bademantel oben am Ende der Treppe.
    »Was willst du hier, Gusto?«
    »Ich wollte dich sehen«, sagte ich und setzte ein Lächeln auf. So breit und gewinnend wie nur möglich.
    »Du solltest mal zum Zahnarzt gehen«, sagte sie kalt.
    Ich wusste, was sie meinte. Ich hatte ein paar ziemlich braune Stellen in meinem Gebiss. Die Zähne sahen faul aus, aber noch ließ sich das alles mit einer ordentlichen Stahlbürste wegschrubben.
    »Was willst du hier?«, wiederholte sie. »Geld?«
    Das war typisch für Isabelle und mich. Wir waren uns verdammt ähnlich, brauchten uns nichts vorzuspielen.
    »Fünf Lappen?«, sagte ich.
    »Das geht nicht, Gusto. Wir sind fertig miteinander. Soll ich dich zum Bahnhof zurückbringen?«
    »Hä! Komm schon, Isabelle, keine Lust auf einen Fick?«
    »Psst!«
    Es dauerte noch eine Sekunde, bis ich es kapierte. Ich stand wirklich auf der Leitung, aber vermutlich war auch das eine Folge der beginnenden Entzugserscheinungen. Warum sollte sie sonst am helllichten Tage in einem Morgenmantel dastehen, noch dazu perfekt geschminkt?
    »Erwartest du jemanden?«, fragte ich.
    Sie antwortete nicht.
    »Ein neues Bürschchen zum Ficken?«
    »So läuft das halt, wenn man nicht mehr kommt, Gusto.«
    »Ich verstehe mich ziemlich gut auf Comebacks«, sagte ich und war so schnell, dass sie das Gleichgewicht verlor, als ich ihr Handgelenk packte und sie zu mir nach unten zog.
    »Du bist nass«, sagte sie und wehrte mich ab, aber nicht stärker, als sie es getan hatte, wenn sie die harte Tour wollte.
    »Es regnet«, sagte ich und biss ihr ins Ohrläppchen. »Was hast du zu deiner Entschuldigung vorzubringen?« Ich hatte meine Hand bereits unter ihrem Morgenmantel.
    »Und du stinkst! Lass mich los!«
    Meine Hand streichelte über ihre frisch rasierte Möse und fand den Spalt. Sie war feucht. Wahnsinnig feucht. Ich konnte gleich zwei Finger nehmen. Zu feucht. Dann spürte ich etwas Zähflüssiges und zog die Hand weg. Hielt sie hoch. An meinen Fingern klebte etwas Weißes, Schleimiges. Ich sah sie überrascht an und registrierte das triumphierende Grinsen, mit dem sie sich zu mir vorbeugte und flüsterte:
    »Wie gesagt, wenn man nicht mehr kommt …«
    Ich verlor die Kontrolle, hob die Hand, um sie zu schlagen, aber sie packte sie und hielt mich zurück. Diese Skøyen ist eine verflucht starke Hexe.
    »Geh jetzt, Gusto.«
    Ich spürte etwas in den Augen. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich gesagt, dass das Tränen waren.
    »Fünftausend«, flüsterte ich mit belegter Stimme.
    »Nein«, sagte sie. »Sonst kommst du nur wieder. Und das hilft uns nicht. Weder dir noch mir.«
    »Verdammte Hure!«, rief ich. »Du vergisst da ein paar wichtige Sachen. Her mit der Kohle, sonst erzähle ich der Presse mal, was du hier treibst. Und damit meine ich nicht unser Rumgeficke, sondern diese ganze Oslo-Aufräum-Scheiße, die du mit dem Alten ausgeheckt hast. Ihr verdammten Pseudosozialisten, Drogengeld und Politik in einem Bett. Was meinst du, wie viel wird mir die VG dafür zahlen?«
    Ich hörte, wie die Schlafzimmertür aufging.
    »Wenn ich du wäre, würde ich jetzt abhauen«, sagte Isabelle.
    Im Dunkeln hinter ihr hörte ich die Fußbodendielen knirschen.
    Ich wollte laufen, wirklich, das wollte ich, blieb aber trotzdem stehen.
    Das Knirschen kam näher.
    Die streifigen Flecken auf seinem Gesicht schienen im Dunkeln zu leuchten. Das Bürschchen zum Ficken war … ein Tiger.
    Er räusperte sich.
    Und trat ins Licht.
    Er war so verdammt schön, dass ich sie sofort wieder verspürte: diese Lust, meine Hand auf seine Brust zu legen, wie krank ich auch war. Ich wollte seine sonnengewärmte, verschwitzte Haut unter meinen Fingerkuppen spüren. Das Zucken der Muskeln, die sich schockiert über meine Dreistigkeit sofort anspannen würden.
    »Was sagst du da?«, fragte Harry. »Von wem ist das Blut?«
    Beate räusperte sich

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