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Die Larve

Die Larve

Titel: Die Larve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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»Hausmeister Ola Kvernberg?«
    Der Mann nickte.
    »Hauptkommissar Hole. Wir haben eben telefoniert.« Er bemerkte, dass der Hausmeister zu dem wartenden Taxi schaute. »Wir nutzen Taxen, wenn kein Dienstwagen frei ist.«
    Kvernberg warf einen Blick auf den Polizeiausweis, den der Mann ihm hinhielt. »Ich hab nix von ei’m Einbruch mitgekriegt.«
    »Wir haben aber einen Anruf bekommen, lassen Sie uns kurz nachsehen, Sie haben doch einen Universalschlüssel, nicht wahr?«
    Kvernberg hielt seinen Schlüsselbund hoch.
    Er schloss die Haustür auf, während der Polizist die Klingeln studierte. »Der Zeuge meinte, da sei jemand über die Balkone hochgeklettert und in der zweiten Etage eingestiegen.«
    »Und wer hat da angerufen?«, fragte der Hausmeister auf dem Weg nach oben.
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen, Schweigepflicht.«
    »Sie ha’m da was auf der Hose.«
    »Kebabsauce. Muss dringend in die Reinigung. Könnten Sie diese Tür aufschließen?«
    »Von dem Pharmazeuten?«
    »Ach, der ist Apotheker?«
    »Ja, so in etwa. Der arbeitet im Radiumhospital. Sollten wir nicht erst klingeln, bevor wir reingehen?«
    »Ich würde lieber checken, ob der Einbrecher noch da ist. Vielleicht kann ich ihn ja direkt festnehmen. Oder haben Sie was dagegen?«
    Der Hausmeister murmelte eine Entschuldigung und schloss rasch auf.
    Hole ging in die Wohnung.
    Es war gleich zu erkennen, dass hier ein Junggeselle wohnte. Aber ein ordentlicher. Klassische CD s in einem speziellen CD -Regal, alphabetisch geordnet. Fachzeitschriften über Pharmazie und Chemie in sorgsam aufgetürmten Stapeln. In einem Bücherregal stand die gerahmte Fotografie von zwei Erwachsenen und einem Jungen. Harry erkannte den Jungen. Er stand etwas zur Seite gebeugt da und sah ziemlich gelangweilt aus. Etwa zwölf oder dreizehn musste er auf diesem Foto gewesen sein. Der Hausmeister war in der Tür stehen geblieben und beobachtete, wie Harry zum Schein die Terrassentür überprüfte, ehe er von Raum zu Raum ging und Schubladen und Schränke öffnete. Es war nichts Kompromittierendes zu finden.
    Verdächtig wenig Kompromittierendes würden sicher einige seiner Kollegen sagen.
    Aber Harry kannte das, manche Menschen hatten einfach keine Geheimnisse. Es gab sie zwar nicht oft, doch es gab sie. Dann hörte er, dass der Hausmeister, der hinter ihm in der Schlafzimmertür stand, langsam unruhig wurde.
    »Ich sehe hier nicht die Spur eines Einbruchs, es scheint auch nichts zu fehlen«, sagte Harry und ging an ihm vorbei auf den Flur. »Manchmal bekommen wir auch falsche Hinweise.«
    »Verstehe«, sagte der Hausmeister und schloss hinter ihnen ab. »Was hätt’n Sie denn gemacht, wenn da wirklich ein Einbrecher gewesen wäre? Ihn im Taxi mitgenommen? Hä?«
    »Nein, dann hätte ich einen Streifenwagen gerufen«, erwiderte Harry lächelnd, blieb stehen und warf einen interessierten Blick auf das Schuhregal, das draußen neben der Wohnungstür stand. »Sagen Sie mal, haben diese beiden Stiefel nicht vollkommen unterschiedliche Größen?«
    Kvernberg rieb sich das Kinn und musterte Harry.
    »Mag schon sein. Der hat so einen Klumpfuß. Kann ich noch mal Ihren Ausweis sehen?«
    Harry reichte dem Hausmeister die ID -Karte.
    »Der ist abgelaufen …«
    »Das Taxi wartet«, sagte Harry, schnappte sich die Karte und lief über die Treppe nach unten. »Danke für Ihre Hilfe, Kvernberg!«
    Als ich in die Hausmanns gate kam, waren die Schlösser an unserem Haus tatsächlich noch immer kaputt, so dass ich direkt nach oben in die Wohnung gehen konnte. Oleg war nicht da. Und auch sonst niemand. Vermutlich waren die alle irgendwo draußen auf ihrer verzweifelten Jagd. Gingen anschaffen. Fünf Junkies hausten hier, was echt nicht schwer zu erkennen war. Aber zu finden war da verdammt nix. Nur leere Flaschen, gebrauchte Spritzen, blutige Baumwolltabs und zerknitterte Zigarettenpäckchen. Scheiß-verbrannte-Erde. Als ich mich fluchend auf eine der dreckigen Matratzen fallen ließ, sah ich die Ratte. Wenn Leute Ratten beschreiben, reden sie irgendwie immer von dicken Ratten. Dabei sind die gar nicht dick. Eher klein. Nur die Schwänze können eben verflucht lang sein. Okay, wenn sie sich bedroht fühlen und aufrichten, wirken sie größer, als sie eigentlich sind, aber abgesehen davon, sind das ziemlich arme Wesen, die sich wie wir abrackern und anschaffen müssen.
    Ich hörte eine Kirchenglocke läuten und beruhigte mich, Ibsen würde kommen.
    Er musste einfach kommen. Scheiße, ging es mir

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