Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Larve

Die Larve

Titel: Die Larve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
Vom Netzwerk:
das Speed, streckte das Methamphetamin mit noch mehr Backpulver und verkaufte es mit einem guten Verdienst auf der Plata.
    Am nächsten Tag ging ich wieder zu Tutu und wiederholte das Ganze. Dieses Mal kaufte ich aber eine größere Menge. Ich sniffte etwas, streckte das Zeug und verkaufte es weiter. Am nächsten Tag das Gleiche. Ich sagte, ich könne auch noch mehr kaufen, wenn er mir einen Tag Kredit gab, aber Tutu lachte nur. Als ich am vierten Tag zurückkam, sagte Tutu, sein Chef meinte, wir sollten das in etwas ge-ge-geregeltere Bahnen lenken. Sie hatten mich verkaufen sehen, und was sie gesehen hatten, gefiel ihnen. Verkaufte ich zwei batcher pro Tag, bedeutete das fünftausend direkt in meine Tasche. Damit war ich zu einem von Odins Dealern geworden, zu einem Los Lobos. Morgens bekam ich den Stoff von Tutu und gegen fünf Uhr nachmittags lieferte ich das Geld und eventuell noch nicht verkaufte Reste wieder an ihn ab. Ich war aber immer ausverkauft.
    Etwa drei Wochen lang ging alles gut. Es war ein Mittwoch draußen in Vippetangen. Ich hatte meine zwei batcher verkauft, die Taschen voller Geld und die Nase voller Speed, als ich plötzlich keinen Grund mehr sah, warum ich Tutu am Bahnhof treffen sollte. Stattdessen schickte ich ihm eine SMS, schrieb, dass ich Ferien machen wollte, und ging auf die Fähre nach Dänemark. Solche Aussetzer sind typisch, wenn man zu lange auf Speed ist.
    Als ich zurückkam, hörte ich jemanden sagen, dass Odin auf der Suche nach mir sei. Natürlich hat mir das ein bisschen Schiss eingejagt, schließlich wusste ich, wie Tutu zu seinem Namen gekommen war. Also hielt ich mich im Hintergrund, blieb eine Zeit in Grünerløkka und wartete auf das Jüngste Gericht. Aber Odin hatte andere Sorgen als einen Dealer, der ihm ein paar Tausender schuldete, denn in der Stadt war neue Konkurrenz aufgetaucht. »Der Mann aus Dubai«. Nicht auf dem Speed-Markt, sondern dem für Heroin, der für Los Lobos aber ungleich wichtiger war. Jemand behauptete, es handele sich um einen Weißrussen, andere, um einen Litauer, und wieder ein anderer meinte, einen Halbpakistani gesehen zu haben. Alle waren sich aber darin einig, dass es eine höchst professionelle Organisation sei, die vor nichts zurückschreckte, so dass man besser nichts wusste.
    Dieser Herbst wurde scheiße.
    Mein Geld war längst aufgebraucht, ich hatte keinen Job mehr und musste mich verstecken. Allerdings hatte ich einen Käufer für das Material der Band in der Bispegata gefunden. Er hatte sich alles angesehen und war im guten Glauben, dass die Sachen mir gehörten, schließlich wohnte ich ja da! Ich musste nur noch den Abholtermin klarmachen. Dann tauchte ein rettender Engel auf. Irene. Die kleine, sommersprossige Irene. Ich weiß noch, es war ein Vormittag im Oktober, und ich hatte irgendwas mit ein paar Typen im Sofienbergpark zu tun, als sie plötzlich dastand. Fast weinend vor Freude. Auf meine Frage, ob sie Geld hatte, wedelte sie mit einer Visakarte herum. Es war die von ihrem Vater, Rolf. Wir gingen zum nächsten Bankautomaten und leerten sein Konto. Irene zögerte erst, aber als ich ihr sagte, mein Leben hinge davon ab, verstand sie, dass es sein musste. Dreißigtausend. Wir gingen ins Olympen, aßen und tranken, kauften ein paar Gramm Speed und gingen zurück in die Bispegata. Sie erzählte mir, dass sie sich mit Mutter gestritten habe, und blieb über Nacht. Am nächsten Tag nahm ich sie mit nach unten zum Bahnhof. Tutu saß auf seinem Motorrad. Auf dem Rücken seiner Lederjacke prangte ein Wolfskopf. Sein Bart zog sich rechts und links am Mund nach unten, er hatte sich ein Piratentuch um den Kopf gewickelt, und seine zahllosen Tätowierungen krochen oben am Hals unter dem Rand seines T-Shirts empor. Das alles änderte aber nichts daran, dass Tutu irgendwie wie ein Pikkolo aussah. Er wollte von der Maschine springen und mir nachsetzen, als er erkannte, dass ich auf dem Weg zu ihm war. Ich gab ihm die zwanzigtausend, die ich ihm schuldete, plus fünftausend Zinsen, und bedankte mich für die Leihgabe und die Ferien. Hoffte, dass wir damit wieder im Reinen waren. Tutu rief Odin an, ohne seine Augen von Irene zu nehmen. Ich sah ihm an, was er wollte. Und blickte zu Irene. Sie war blass. Die arme, hübsche, kleine Irene.
    »Odin sagt, d-d-dass er fünftausend mehr will«, sagte Tutu. »Falls nicht, soll ich dich verp-p-p- …«
    »Verprügeln«, sagte ich.
    »Auf der Stelle«, sagte Tutu.
    »Okay, ich verkaufe zwei batcher für

Weitere Kostenlose Bücher