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Die Larve

Die Larve

Titel: Die Larve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Hände beschwichtigend in die Höhe. »Du darfst das nicht perssönlich nehmen, du bist nun einmal hier in diessem Etablissement abgestiegen. Da stellt ssich nur die Frage, wer wen ssuerst aussraubt.«
    »Hier! Soll das heißen …?«
    Der Alte streckte ihm die Hand entgegen. »Willkommen, Cato mein Name. Ich wohne in 310.«
    Harry starrte auf die kräftige, schmutzige Hand. Sie war groß wie ein Klodeckel.
    »Komm sson«, sagte Cato. »Meine Hände ssind das Einzige an mir, das man wirklich anfassen ssollte.«
    Harry stellte sich vor und schlug ein. Die Hand des Alten war erstaunlich weich.
    »Pastorenhände«, sagte der Mann als Antwort auf Harrys Gedanken. »Hast du was zu trinken, Harry?«
    Harry nickte in Richtung Koffer und sah dann zu dem geöffneten Schrank. »Das hättest du sicher längst gefunden.«
    »Dass hier nichts ist, weiß ich längst. Aber du könntest ja was bei dir haben. Da, in der Jackentasse, zum Beispiel.«
    Harry holte den Gameboy heraus und warf ihn zu seinen anderen Sachen, die auf dem Bett verstreut lagen.
    Cato legte den Kopf schief und musterte Harry, wobei sich sein Ohr auf der Schulter zusammenfaltete. »Mit dem Anssug da hätte ich dich für einen der Sstundenkunden gehalten und nicht für einen, der hier wirklich wohnt. Was tust du hier eigentlich?«
    »Ich finde, das ist noch immer meine Frage.«
    Cato legte seine Hand auf Harrys Oberarm und sah ihm in die Augen. »Mein Ssohn«, sagte er mit Reibeisenstimme und fuhr mit zwei Fingerkuppen über den Stoff des Anzugs. »Das ist ein ssehr ssöner Anssug. Der war doch ssicher teuer?«
    Harry wollte etwas sagen. Irgendetwas zwischen einer höflichen Phrase, einem Scher-dich-zum-Teufel und einer Drohung. Er wusste aber, dass auch das nichts bringen würde, und gab sein Vorhaben auf. Dann lächelte er.
    Cato erwiderte sein Lächeln.
    Wie bei einem Spiegelbild.
    »Ich werde es niemandem verraten, außerdem muss ich jetzt ssur Arbeit.«
    »Und die wäre?«
    »Ach nee, interessierst du dich doch für deine Mitmenssen? Ich verkünde euch Unglücklichen das Wort des Herrn.«
    »Um diese Uhrzeit?«
    »Meine Berufung kennt keine Kirchensseiten. Leb wohl.«
    Mit einer galanten Verbeugung drehte der Alte sich um. Als er über die Türschwelle trat, entdeckte Harry eines seiner noch ungeöffneten Camel-Päckchen, das aus Catos Manteltasche ragte. Harry schloss die Tür und nahm den Geruch wahr, der noch im Raum hing, alter Mann und kalte Asche. Er trat ans Fenster, öffnete es und lauschte den Stimmen der Stadt; das leise, gleichmäßige Brummen des Verkehrs, Jazzmusik aus irgendeinem geöffneten Fenster, das Heulen einer entfernten Polizeisirene und die Wut eines Unglücklichen, der seinen Frust irgendwo zwischen den Hauswänden herausschrie. Dann war das Klirren von Glas zu hören, ein Rascheln wie von trockenem Laub im Wind und das laute Klackern von Frauenabsätzen. Der Sound von Oslo.
    Eine Bewegung erregte seine Aufmerksamkeit, und er schaute nach unten. Das Licht der einzigen Lampe im Hinterhof fiel auf den Müllcontainer unter dem Fenster. Der braune Schwanz einer Ratte, die auf dem Rand des Containers hockte und schnuppernd zu ihm nach oben sah, blitzte auf. Harry musste an Herman Kluit denken, der auf seine besonnene Art einmal etwas gesagt hatte, das sich möglicherweise – möglicherweise auch nicht – auf Harrys Tätigkeit bezogen hatte: »Eine Ratte ist weder gut noch schlecht, sie tut einfach, was eine Ratte tun muss.«
    Es war die übelste Phase des Winters in Oslo. Auf dem Fjord hatte sich noch kein Eis gebildet, so dass der Wind salzig und eiskalt durch die Straßen des Zentrums wehte. Ich stand wie gewöhnlich an der Dronningens gate und dealte Speed, Stesolid und Rohypnol. Trat von einem Bein aufs andere. In den Zehen hatte ich längst kein Gefühl mehr, und ich hatte eine Riesenlust, mir von der Kohle des Tages die scheißteuren Freelance-Stiefeletten zu holen, die ich im Schaufenster von Steen & Strøm gesehen hatte. Oder Ice, das sollte es unten auf der Plata nämlich endlich wieder geben. Vielleicht konnte ich auch etwas Speed abzweigen – Tutu würde das vermutlich doch nicht merken – und mir beides gönnen. Andererseits war es sicher schlauer, Odin zu geben, was er wollte. Immerhin hatte ich es deutlich besser als Oleg, der ganz unten auf der Leiter anfangen musste und am Akerselva Hasch vertickte. Tutu hatte ihm einen Platz unter der Nybrua zugewiesen, und den musste er sich auch noch mit Leuten aus irgendwelchen

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