Die Larve
zu.
Tord Schultz schüttelte vorsichtig den Kopf. »Ich würde es vorziehen, wenn dieses Treffen vollkommen vertraulich bliebe.«
»Das Reglement schreibt vor, dass sich jeder hier anmelden muss, aber ich versichere Ihnen, dass diese Informationen hier im Präsidium bleiben.« Bellman gab dem Sicherheitsbeamten ein Zeichen.
Im Aufzug fuhr Schultz immer wieder mit dem Finger über den Namen auf dem Klebeetikett, das der Mann an der Rezeption ausgedruckt und ihm gereicht hatte, damit er es an seinen Kragen heftete.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte Bellman.
»Nein, alles in Ordnung«, sagte Tord, strich aber weiter über das Papier, als hoffte er, den Namen auf diese Weise ausradieren zu können.
Bellmans Büro war überraschend klein.
»Nicht auf die Größe kommt es an«, sagte Bellman, und sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er diese Reaktion gewohnt war. »An diesem Ort hier sind schon große Dinge vollbracht worden.« Er zeigte auf ein Bild an der Wand. »Lars Axelsen, der damalige Leiter des Raubdezernats. Er war in den neunziger Jahren an der Zerschlagung der Tveita-Gang beteiligt.«
Er deutete Tord an, Platz zu nehmen. Dann nahm er einen Notizblock, begegnete Tords Blick und legte ihn wieder weg.
»Nun?«, fragte er.
Tord holte tief Luft. Und erzählte. Er begann mit der Scheidung. Dieser Ausgangspunkt war ihm wichtig, er wollte auch auf das Warum eingehen. Dann kam er auf das Wann und Wo zu sprechen. Und schließlich auf das Wer und Wie. Zu guter Letzt informierte er Bellman über den Brenner.
Während seiner ganzen Aussage saß Bellman nach vorn gebeugt da und hörte aufmerksam zu. Erst als Tord von dem Brenner sprach, verlor das Gesicht des Kommissars den konzentrierten, professionellen Ausdruck. Nach der ersten Überraschung flackerte eine leichte Röte über die weißen Pigmentflecken. Der Anblick war seltsam, fast als wäre in seinem Inneren ein Feuer entfacht worden. Er verlor den Augenkontakt mit Bellman, der mit verbitterter Miene an die Wand hinter ihm starrte, vielleicht auf das Bild von Lars Axelsen.
Als Tord fertig war, seufzte Bellman und senkte den Kopf.
Eine Weile später hob sein Kinn sich wieder, und Tord sah etwas Neues in seinem Blick. Etwas Hartes, Trotziges.
»Es tut mir leid«, sagte der Dezernatsleiter. »Für mich selbst, meinen Berufsstand und diese Dienststelle entschuldige ich mich bei Ihnen, dass wir diese Wanze nicht losgeworden sind.«
Tord dachte, dass Bellman das eigentlich zu sich selbst sagte und nicht zu ihm, einem Piloten, der jede Woche acht Kilo Heroin ins Land geschmuggelt hatte.
»Ich verstehe, dass Sie Angst haben«, sagte Bellman. »Ich würde Ihnen gerne versichern, dass Sie nichts zu befürchten haben. Aber meine Erfahrung sagt mir, dass sich diese Art von Korruption, ist sie erst einmal publik geworden, selten nur auf eine Person erstreckt.«
»Ich verstehe.«
»Haben Sie schon mit jemand anderem darüber gesprochen?«
»Nein.«
»Weiß jemand, dass Sie hier sind, um mit mir zu sprechen?«
»Nein, niemand.«
»Wirklich niemand?«
Tord sah ihn an. Er lächelte schief, ohne zu sagen, was er dachte: Wer sollte das denn sein?
»Okay«, sagte Bellman. »Sie verstehen ja sicher, dass diese Sache groß, ernst und äußerst delikat ist. Ich muss intern ungeheuer vorsichtig vorgehen, um nicht diejenigen zu warnen, die nicht gewarnt werden dürfen. Und das bedeutet, dass ich mit diesem Fall noch weiter nach oben muss. Abgesehen davon, sollte ich Sie, nach allem, was Sie mir gesagt haben, festnehmen, aber das würde diese Leute nur warnen. Bis die Sache geklärt ist, sollten Sie also wieder nach Hause gehen. Aber bitte bleiben Sie zu Hause. Verstehen Sie? Erzählen Sie niemanden von diesem Treffen, laufen Sie nicht draußen herum, machen Sie niemandem auf, den Sie nicht kennen, und nehmen Sie keine Anrufe von Unbekannten entgegen.«
Tord nickte langsam. »Wie lange wird das dauern?«
»Maximal drei Tage.«
»Roger that . «
Bellman sah aus, als wollte er noch etwas sagen, hielt dann aber inne und zögerte, bis er einen Entschluss fasste.
»Das ist etwas, was ich noch nie akzeptieren konnte«, sagte er. »Wie können Menschen bereit sein, das Leben der anderen einzig und allein aus Geldgier zu zerstören? Das heißt, den bitterarmen afghanischen Bauern kann ich durchaus verstehen. Aber ein Mann aus Norwegen, noch dazu mit Kapitänsuniform …«
Tord Schultz begegnete seinem Blick. Er hatte damit gerechnet und war erleichtert darüber, dass
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