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Die Larve

Die Larve

Titel: Die Larve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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kleinen, braunen Partikeln im Violin handele es sich um kleingehackte Pillenglasur. Und zwar um genau die … Dragierung, die für die Methadontabletten verwendet wird, die Sie hier im Radiumhospital herstellen.«
    »Und?«, fragte Pran schnell.
    »Ist es möglich, dass Violin hier in Norwegen hergestellt wird, und womöglich von jemandem, der Zugang zu Ihren Methadonpillen hat?«
    Stig Nybakk und Martin Pran sahen sich an.
    »Wir liefern diese Methadonpillen ja auch an andere Krankenhäuser, es sind also einige, die da Zugang haben«, sagte Nybakk. »Aber Violin ist wirklich Chemie für Fortgeschrittene.« Er blies die Luft aus und ließ seine Lippen flattern. »Was meinst du, Pran? Haben wir unter unseren norwegischen Forschern Kapazitäten, die so etwas erfinden könnten?«
    Pran schüttelte den Kopf.
    »Und mit etwas Glück?«, fragte Harry.
    Pran zuckte mit den Schultern. »Es ist natürlich möglich, dass Brahms Glück hatte, als er Ein deutsches Requiem geschrieben hat.«
    Es wurde still im Raum. Nicht einmal Nybakk schien noch etwas hinzufügen zu wollen.
    »Na dann«, sagte Harry und stand auf.
    »Ich hoffe, wir konnten Ihnen helfen«, sagte Nybakk und reichte Harry über den Schreibtisch hinweg die Hand. »Und grüßen Sie Holzschuh. Er ist doch wohl noch Nachtwächter bei Hafslund Energie und passt auf den Stromzähler der Stadt auf?«
    »So was in der Art, ja.«
    »Mag er kein Tageslicht?«
    »Er mag keinen Ärger.«
    Nybakk lächelte unsicher.
    Auf dem Weg nach draußen blieb Harry zweimal stehen. Einmal, um einen Blick in das menschenleere Laboratorium zu werfen, in dem jetzt alle Lampen gelöscht waren. Das zweite Mal vor der Tür mit Martin Prans Namensschild. Unter der Tür war ein Lichtschein zu erkennen. Harry drückte die Klinke langsam nach unten, aber die Tür war verschlossen.
    Als Harry wieder in seinem Leihwagen saß, überprüfte er als Erstes sein Handy. Er hatte einen Anruf von Beate bekommen, aber noch keine SMS von Isabelle Skøyen. Schon am Stadion Ullevål merkte Harry, wie falsch er die Strecke durch die Stadt berechnet hatte. Das Volk mit den kürzesten Arbeitszeiten der Welt schien kollektiv auf dem Weg nach Hause zu sein, so dass er fünfzig Minuten bis nach Karihaugen brauchte.
    Sergej saß im Auto und trommelte auf das Lenkrad. Theoretisch konnte er bei seinem Job antizyklisch, also gegenläufig zur Rushhour fahren, nur bei der Nachtschicht klappte das nicht immer, da landete er manchmal doch im Stau stadtauswärts. Die Autos krochen wie erkaltende Lava in Richtung Karihaugen. Er hatte den Polizisten gegoogelt und Pressemitteilungen und Zeitungsberichte über alte Mordfälle gefunden. Der Mann hatte einen Serienmörder in Australien gestellt. Vermutlich war Sergej das deshalb so gut in Erinnerung, weil er am selben Vormittag auf Animal Planet eine Sendung über Australien gesehen hatte. In dem Bericht war es um die Intelligenz der Krokodile im Northern Territory gegangen, genauer gesagt, um ihre Fähigkeit, die Gewohnheiten ihrer Beutetiere zu erkennen. Übernachtete ein Mann im Busch in einem Zelt, ging er morgens nach dem Aufstehen über den Pfad am Billabong entlang, um Wasser zu holen. Auf diesem Weg war er vor den im Wasser lauernden Krokodilen sicher. Übernachtete er noch einmal am selben Ort, wiederholte sich am nächsten Morgen alles genauso. Blieb er aber noch eine dritte Nacht, würde er am nächsten Tag über den Pfad laufen, ohne im Wasser auch nur ein einziges Krokodil zu entdecken. Die lauerten ihm stattdessen auf der anderen Seite des Pfades im Busch auf, stürzten sich von dort auf ihn und rissen ihn mit sich ins Wasser.
    Der Polizist hatte auf den Bildern, die er im Internet gefunden hatte, irgendwie gehetzt gewirkt, so als wäre ihm nicht wohl in seiner Haut oder als mochte er es nicht, fotografiert zu werden, im Mittelpunkt zu stehen.
    Das Telefon klingelte. Es war Andrej. Er kam gleich zur Sache.
    »Er wohnt im Leons.«
    Andrejs südsibirischer Dialekt war eigentlich bekannt für sein schnatterndes Stakkato, bei Andrej klang er aber weich und fließend. Er nannte ihm die Adresse, nannte sie noch einmal und ließ sie sich zur Sicherheit von Sergej wiederholen.
    »Gut.« Sergej versuchte motiviert zu klingen, positiv. »Ich erkundige mich nach seiner Zimmernummer, und wenn das nicht ganz am Ende des Flurs liegt, warte ich dort. Dann habe ich ihn vor mir, wenn er von seinem Zimmer zur Treppe geht.«
    »Nein, Sergej.«
    »Nicht?«
    »Nicht im Hotel. Er wird

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