Die Last der Schuld
dass Lana sich wirkungsvoll zu verteidigen lernte.
Grant drehte seinen Bürostuhl falsch herum und setzte sich rittlings darauf. Sie hatten Lanas Büro zu einer Art Einsatzzentrale umfunktioniert, damit sie sich irgendwo austauschen konnten. Lana hatte derweil den kleinen Lagerraum hinten im Büro zu ihrem neuen Arbeitsplatz erklärt, vermutlich um Caleb aus dem Weg zu gehen.
Der Gedanke machte ihn wütend, und Grants süffisantes Grinsen trug nicht gerade dazu bei, seine Stimmung zu heben.
»Wie gehtâs ihr?«, fragte Caleb. Seine einzige Informationsquelle bezüglich Lanas Befinden war derzeit Grant, und so eifersüchtig er auch sein mochte, weil die beiden mehr Zeit miteinander verbrachten, als ihm lieb sein konnte, war er doch klug genug, diesen Informationsfluss nicht zu unterbinden.
»Genauso wie gestern und vorgestern. Sie arbeitet sich tagsüber kaputt, um die Auktion auf die Beine zu stellen, und reagiert sich ihren Frust abends an meinem armen geschundenen Körper ab.«
»Ja, muss echt beschissen sein, sich mit einer attraktiven Frau am Boden herumzuwälzen. Du bist âne arme Sau.«
Grant schnaubte amüsiert. »Sie kann gut zuschlagen. Sieh mal!« Er zog sich das T-Shirt hoch und zeigte Caleb einen frischen Bluterguss in Höhe der Rippen.
Der violette Fleck brachte Caleb zum Grinsen.
»Ich habe sie aufgefordert, sich nicht zurückzuhalten. Aber, verdammt, sie ist echt stärker, als sie aussieht.«
Und dafür dankte er Gott. Caleb war sich nicht sicher, wie gut sie tatsächlich klarkam, aber sie war gewiss kein Weichei oder Versager. Wenn die Benefizveranstaltung erst einmal hinter ihr lag, würde sie nichts mehr von ihm ablenken. Und dann würde er zum entscheidenden Schlag ausholen.
Vorausgesetzt, Grant kam ihm nicht zuvor.
»Hast du letzte Nacht mit ihr geschlafen?«, fragte Caleb. Er hatte sich keine Sekunde länger vor ihrem Haus aufhalten können, nachdem Lana ihn zu sich hineingebeten hatte. Stattdessen war er in ein rund um die Uhr geöffnetes Fitnessstudio gefahren, um seinen Frust an einem Sandsack abzureagieren. Zum Lohn taten ihm heute die Knöchel weh, doch mehr hatte er damit nicht erreicht.
»Nein, ich habe letzte Nacht nicht mit ihr geschlafen. Und auch davor in keiner Nacht. Reg dich ab. Sie mag sich dir gegenüber wie eine Eisprinzessin verhalten, aber unter der frostigen Hülle ist sie immer noch heià auf dich.«
Caleb versuchte, seine Begeisterung im Rahmen zu halten, obwohl er am liebsten aufgesprungen wäre, um diese neue Hoffnung mit beiden Händen zu ergreifen. »Ach, tatsächlich? Ist wohl ihre spezielle Art, durch mich hindurchzusehen, als wäre ich unsichtbar, die mich aufs Glatteis geführt hat.«
Grant fuhr sich frustriert mit den Fingern durch sein blondes Haar. »Du bist echt ein gottverdammter Vollidiot. Ich schwör dir, du benimmst dich, als wärst du noch nie einer Frau begegnet.«
»Was soll das denn bitte heiÃen?«
»Das soll heiÃen, du bist echt dämlich, hier einfach nur herumzusitzen und sie diese Masche abziehen zu lassen. Du glaubst, sie und ich wären die dicksten Freunde, aber da irrst du dich gewaltig. Sie ist ein wandelnder Zombie. Keinerlei Emotionen. Nicht mal, wenn sie kämpft. Aus irgendeinem Grund frisst sie alles in sich hinein.«
»Warum?«
»Woher zum Teufel soll ich das wissen? Ich weià nur, sobald ich deinen Namen erwähne, entdecke ich einen winzigen Sprung in der Eisschicht. Sie fährt voll auf dich ab, Mann, und wenn du nicht bereit bist, für sie zu kämpfen, dann hast du sie echt nicht verdient.«
Er drehte sich um und lieà Caleb in seinem aufgewühlten Zustand allein. Hatte Grant womöglich recht? Hatte Caleb genau das Falsche getan, als er ihr mehr Freiraum gegeben hatte? Er hatte es aus Respekt getan. Er war mit der Einstellung groà geworden, die Wünsche einer Frau zu respektieren. Es war für ihn eine Selbstverständlichkeit. Aber vielleicht war genau das der Fehler. Vielleicht war dies einer der Fälle, in denen man die Regeln ein wenig beugen oder gar brechen musste, um an sein Ziel zu gelangen. Und Caleb hatte definitiv ein Ziel. Er wollte Lana aus ihrem wie auch immer gearteten Chaos befreien, damit sie ihr altes Leben zurückbekam. Und er wollte mehr als nur Gelegenheitssex, aber Lana war nicht in der Lage, derartige Entscheidungen zu treffen, solange
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